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Heinrich kritisiert Zalando-Mentalität der Patienten

04.04.2017 17:25
Der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands drängt auf eine Lösung des Problems der überbeanspruchten Notaufnahmen in den Kliniken. „Es kann nicht sein, dass bei der Notfallversorgung die teuerste Einrichtung, nämlich das Krankenhaus, zur Regelversorgung wird“, kritisiert der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Dirk Heinrich. Die Kliniken seien schon heute an vielen Stellen mit der Patientenversorgung überlastet. Beispiele dafür seien die unzureichende Finanzierung durch die Länder, der Pflegenotstand in vielen Häusern sowie das sich verschärfende Problem der multiresistenten Keime, so Heinrich.

Immer mehr Patienten suchen als erste Anlaufstation die Notfallambulanzen auf, obwohl gar kein Notfall vorliege, moniert der NAV-Vorsitzende: „60 Prozent der Notfallpatienten sind keine echten Notfälle. Vielmehr haben wir es mit einem neuen, anderen Inanspruchnahmeverhalten einiger Patienten zu tun.“ Diese, so Heinrich weiter, suchen lieber das nächstgelegene Krankenhaus auf, als sich einen Termin bei ihrem Haus- oder Facharzt zu besorgen. „Salopp gesagt, beobachten wir eine neue Zalando-Mentalität. Die Patienten handeln oft nach dem Motto ‚Ich möchte alles und das jetzt sofort.‘“ Dieses neue Problem könne man nicht lösen, indem man mit dem Krankenhaus die teuerste Einrichtung zur Regelversorgung mit Vollfinanzierung aller Notfallpatienten macht, kritisiert Heinrich. „Solange Krankenhäuser für ihre Notfallambulanzen werben und ihre stationären Betten daraus füllen, sind jegliche Forderungen danach wohlfeil.“ 

Im Übrigen leisten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte jeden Tag bei den Patienten, die in die Praxis kommen, die gleiche Arbeit wie die Notaufnahmen im Krankenhaus, erklärt Heinrich. „Auch hier muss immer entschieden werden, ob es sich um einen akuten Fall handelt, der sofortiger stationärer Behandlung bedarf oder ob der Patient in der Praxis weiterbehandelt werden kann.“ Die Lösung des Problems liege in einer Verbesserung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes für die Patienten, die sich nicht in den Haus- und Facharztpraxen behandeln lassen wollen, sondern lieber in ein Krankenhaus gehen, weil sie annehmen, dass dort sofort jede Fachrichtung zur Verfügung stünde. „Hierum werden sich die Kassenärztlichen Vereinigung kümmern müssen“, stellt der NAV-Vorsitzende fest.

Die Patienten seien darüber hinaus gut beraten, sich bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Beschwerden außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Arztpraxis an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung zu wenden. „Dort treffen sie auf einen erfahrenen Kollegen und werden gegebenenfalls sogar zuhause ohne überlange Wartezeiten in der Notfallaufnahme fachärztlich versorgt.“