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Kein Ende in Sicht: Arzneimittelpreise steigen weiter

30.11.2015 11:47
Die Preise für Arzneimittel in Deutschland steigen weiter unaufhaltsam. Daran ändert auch die 2011 eingeführte Nutzenbewertung neuer Medikamente nichts. Das ist das Ergebnis einer Analyse der KKH, die die Kaufmännische Krankenkasse auf ihrem Berliner Dialog am 27. November Politikern vorstellte. Zwischen 2007 und 2014 seien die Kosten für Arzneimittel bei der KKH um 32 Prozent gestiegen.

Insbesondere bei den patentgeschützten Originalpräparaten seien besorgniserregende Tendenzen festzustellen. Denn während hier die Menge der abgegebenen Arzneimittel um 23 Prozent gesunken sei, stiegen die Kosten im selben Zeitraum um 31 Prozent. „Das heißt nichts anderes, als dass Pharmafirmen für ihre Originalpräparate immer höhere Preise verlangen, um ihre Gewinne zu maximieren“, so KKH-Vorstandschef Ingo Kailuweit.

Auch das Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) von 2011 habe nicht geholfen, langfristig Kosten zu senken oder diese wenigstens auf stabilem Niveau zu halten. Statt geplanter zwei Milliarden Euro sparten die Kassen dadurch gerade einmal rund 500 Millionen Euro pro Jahr. Laut Kailuweit gibt es genügend Beispiele dafür, dass trotz der im Gesetz vorgeschriebenen Nutzenbewertung auch Medikamente ohne Zusatznutzen zu teuer auf den Markt kämen.

Ein weiteres Problem stellt aus Sicht der KKH die Tatsache dar, dass Pharmahersteller im ersten Jahr den Preis frei diktieren können. Gehe es anschließend in die Preisverhandlungen, hätten Hersteller häufig schon das Nachfolgepräparat auf den Markt gebracht – erneut zu einem extremen Preis. Ein Beispiel hierfür ist sei Hepatitis C-Medikament Sovaldi, dessen Nachfolger Harvoni kein Jahr später zu einem noch höheren Preis auf den Markt kam.

Für die KKH stehe es außer Frage, dass eine innovative Medikamentenversorgung auch ihren Preis habe. Allerdings hätten die Preise von zahlreichen neuen Medikamenten mit den eigentlichen Herstellungskosten oftmals so gut wie nichts mehr zu tun. Jedenfalls seien die extremen Preise für Spezialpräparate nicht alleine mit Kosten für Forschung und Entwicklung zu erklären.

Insgesamt kommt die KKH zu dem Schluss, dass unter den derzeitigen Bedingungen von einem Marktversagen auf dem Arzneimittelmarkt die Rede sein könne, da die üblichen Marktgesetze in diesem Bereich nicht greifen würden. „Der Profitmaximierung der Pharmaindustrie zu Lasten des solidarisch finanzierten Gesundheitssystems muss wirksam begegnet werden“, fordert KKH-Chef Kailuweit. Ein AMNOG 2 noch in dieser Legislaturperiode sei unverzichtbar.

 

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