Studie zu Terminvergaben: Binsenweisheiten in unwissenschaftlichem Gewand
Dass gegen Ende des Quartals viele niedergelassene Ärzte aufgrund der Budgetierung weniger Termine vergeben können, sei seit Jahren bekannt. „Das hat nichts mit Schlechterstellung von Gesetzlich Versicherten zu tun, sondern damit, dass Arztpraxen wirtschaftlich arbeiten müssen. Wenn am Quartalsende die Einnahmen sinken, müssen sie auch die Kosten senken – sprich: Die Sprechzeiten einschränken. Das kann im Übrigen auch nicht, wie fälschlicherweise immer angenommen wird, durch Privatpatienten kompensiert werden.“
Insofern leiste die Studie keinen nennenswerten Erkenntnisgewinn. Zudem sei die Untersuchung nicht repräsentativ angelegt und sie ignoriere wichtige Effekte, etwa dass Facharzttermine auf Überweisung gegen Quartalsende zurückgehen, weil dann auch die überweisenden Hausärzte weniger Termine anbieten können.
Aufklärung hätte eine tiefergehende Analyse bringen können, ob, wie beispielsweise in Thüringen, bei ausreichendem Budget eine gleichförmige Patientenannahme über das ganze Quartal gewährleistet werden könne. „In Thüringen wird die hausärztliche Versorgung nämlich zu über 100 Prozent bezahlt“, erklärt Heinrich.
Die einzige richtige „Therapie“ aus Sicht der niedergelassenen Ärzte sei, die Budgetierung aufzuheben. Als erster Schritt müsse diese Entbudgetierung bei allen Leistungen der haus- und fachärztlichen Grundversorgung umgesetzt werden. „Damit würden nicht nur die Terminschwierigkeiten, sondern auch die Verteilungsprobleme in der ambulanten Versorgung gelöst“, ist der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes überzeugt.