Die Kunst, ein diversifiziertes Unternehmen zu führen
„Um aus Diversifizierung Wert schöpfen zu können, ist es entscheidend, vorhandene Kompetenz zu nutzen und die damit verbundenen Synergien zu realisieren“, sagt Danner. Die Topmanager der Pharmaindustrie sind in diesem Zusammenhang sehr vorsichtig. Die Studienteilnehmer erwarten den größten Transfer von Fähigkeiten und Kompetenz in den Bereichen Generika (45 %) und Diagnostik (43 %). Die Führungskräfte gehen davon aus, dass Produzenten innovativer, patentgeschützter Arzneimittel nicht über die Kompetenz für eine Vorwärtsintegration verfügen. Insbesondere werden trotz massiver Investitionen der Zugang zu Verschreibern oder Markenkonzepte nicht als Unternehmenskompetenzen wahrgenommen, die für eine Diversifizierungsanstrengung genutzt werden könnten.
Krise der F&E-Produktivität
Mehr als 60 Prozent der Befragten nehmen aktuell eine Neubewertung ihres herkömmlichen Geschäftsmodells vor, das sich auf hochmargige, patentgeschützte Medikamente konzentrierte und zwar aus zwei Gründen:
• Erstens erwartet die Branche, dass die Margen innovativer Medizin unter erheblichen Druck geraten, da die öffentliche Hand weltweit ihre defizitären Haushalte unter Kontrolle bringen muss.
• Zweitens gehen sie nicht mehr davon aus, dass die massiven F&E-Investitionen die erforderlichen Renditen einbringen. Fast die Hälfte der Studienteilnehmer erwartet eine negative Rendite ihrer heutigen Investitionen in diesem Bereich.
Die anhaltenden Restrukturierungsanstrengungen von F&E-Funktionen in der gesamten Industrie stützen diese Einschätzung.
Finanzwelt und Aktionäre honorieren Diversifizierung
Anders als in der Vergangenheit bestrafen die Finanzmärkte diversifizierte Unternehmen nicht mehr. Nachdem innovative Pharmaunternehmen in den vergangenen zehn Jahren Marktkapitalisierung in Höhe von 400 Mrd. US-Dollar eingebüßt haben, setzt die Finanzwelt nun erneut große Hoffnungen in diversifizierte Unternehmen. Bereits heute ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis diversifizierter Unternehmen höher als das fokussierter Unternehmen.
Diversifizierung von Dauer
Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte der Pharmaindustrie sind überzeugt, dass es sich bei Diversifizierung um einen langfristigen Trend handelt, der sich ungeachtet der Schwierigkeiten im Bereich F&E fortsetzen wird. Der Rest betrachtet es als eine Überbrückungsstrategie, die Gewinn- und Wachstumsdefizite ausgleichen soll. <<
Auf einen Blick
• 65 % der befragten Unternehmen glauben, dass die Pharmaindustrie in einer strategischen Krise steckt.
• Diversifizierung ist einer der bedeutendsten Trends und gilt als Weg aus der Krise.
• Diversifizierung hat drei Dimensionen: Innovation, Integration und Risikominderung.
• Wichtigster Bereich für Diversifizierung ist aktuell das Generikageschäft.
• Die Produktivitätskrise in Forschung & Entwicklung (F&E) treibt die Diversifizierung weiter voran.
• Fast 50 % der Unternehmen erwarten eine negative Rendite ihrer heutigen F&E-Investitionen.