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DHS Jahrbuch Sucht 2023 veröffentlicht

26.04.2023 09:19
Millionen Menschen in Deutschland trinken zu viel Alkohol. „Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt“, sagt Prof. Dr. Norbert Scherbaum, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich der Veröffentlichung des DHS Jahrbuch Sucht 2023. Die Gründe für den hohen Alkoholkonsum hierzulande seien vielfältig. So sei Alkohol als vermeintliches „Kulturgut“ gesellschaftlich breit akzeptiert. Auf 10,0 Liter Reinalkohol pro Person ab 15 Jahren beziffert das DHS Jahrbuch Sucht 2023 den Konsum in Deutschland im Jahr 2020.

Deutschland ist nach wie vor ein Hochkonsumland. Hierzulande konsumieren 7,9 Millio- nen Menschen zwischen 18-64 Jahren Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise (30- Tage Prävalenz): Sie trinken durchschnittlich mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männer) reinen Alkohol pro Tag. Das entspricht in etwa einem bzw. zwei kleinen Bier (0,3 l).

Dennoch kennen zahlreiche Menschen die gesundheitlichen Risiken, die mit Alkoholkonsum einhergehen, kaum oder gar nicht. „Auch die Flasche Bier am Abend oder das Glas Wein zum Essen schaden dem Körper. Selbst geringe Mengen Alkohol können krank machen“, erläutert der Alkoholforscher und DHS Jahrbuch-Autor Prof. Dr. Ulrich John von der Universitätsmedizin Greifswald. „Die Lebensdauer von Menschen mit einer Erkrankung, die Alkoholkonsum zwingend voraus- setzt, ist auffällig kürzer als bei anderen Menschen aus der Bevölkerung.“

Weniger Alkohol bringt Plus an Lebenszeit

Wichtig zu wissen: Jeder und jede kann selbst aktiv etwas für die eigene Gesundheit tun. „Wer wenig oder gar keinen Alkohol trinkt, fühlt sich insgesamt fitter, körperlich wie men- tal. Und man lebt vergleichsweise länger“, so Prof. Dr. Ulrich John. Frauen kann der Al-koholverzicht ein durchschnittliches Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren bringen. Bei Männern sind es 10 und mehr Jahre, zeigt das DHS Jahrbuch Sucht 2023 auf. DHS fordert alkoholpolitische Maßnahmen für mehr Gesundheit Um mehr Menschen ein gesundes und längeres Leben zu ermöglichen, muss sich in puncto Alkohol auf gesellschaftlicher und politischer Ebene grundlegend etwas ändern, fordern die DHS Fachleute. „Wir brauchen einerseits einen Wandel der Einstellungen. Und andererseits auch geeignete alkoholpolitische Maßnahmen. Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen umso mehr Alkohol konsumieren, je preiswerter, je leichter zu gänglich und je attraktiver er ist. Für die Gesundheit der Bevölkerung würde es viel bringen, die Alkoholwerbung und das Sponsoring umfassend zu regulieren. Auch die aktuelle 24/7-Verfügbarkeit von Alkohol einzuschränken und Steuern auf alkoholische Getränke zu erhöhen, ist zwingend notwendig“, betont DHS Geschäftsführerin Christina Rummel.

TABAK

Das Rauchen ist in Deutschland nach wie vor verbreitet. Nach Angaben des Mikrozensus rauchten 2021 rund 16 % der Frauen und 22 % der Männer. Damit ist der Anteil Rauchender weiter rückläufig. „Trotz einiger Erfolge zählt Deutschland im internationalen Vergleich bei der Tabakprävention und Tabakkontrolle nach wie vor zu den Schlusslichtern. Es bleibt also noch viel zu tun: Maßnahmen, um den Tabakkonsum und die Passivrauchbelastung nachhaltig zu verringern, müssen wir konsequent weiter fortführen und ausbauen“, sagt DHS Geschäftsführerin Christina Rummel.

Der Fertigzigaretten-Verbrauch sank im Jahr 2022 auf 65,8 Milliarden Stück (minus 8,3 % gegenüber dem Vorjahr). Das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 791 Zigaretten (2021: 863 Zigaretten). Dies ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Dahingegen stieg der Verbrauch von Feinschnitt um plus 0,9 % leicht an. Er lag bei 25.080 Tonnen. Diese Menge entspricht etwa 37,6 Milliarden selbstgedrehten Zigaretten. Der Verbrauch von Zigarren/Zigarillos ging um minus 8,9 % auf 2,5 Milliarden Stück zurück. Die Ausgaben für Tabakwaren reduzierten sich auf 27,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 (minus 7,7 %).

Sowohl in Deutschland als auch international ist in den letzten Jahren kontrovers über E- Zigaretten und Tabakerhitzer diskutiert worden. „Die Inhaltsstoffe von E-Zigaretten und Tabakerhitzern sind gesundheitlich bedenklich. Studien belegen, dass E-Zigaretten be reits bei kurzzeitigem Gebrauch zu Atemwegsreizungen und allergischen Reaktionen führen können. Außerdem besteht bei nikotinhaltigen E-Zigaretten und Tabakerhitzern ein Abhängigkeitspotenzial“, erläutert DHS Expertin Christina Rummel.