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Apothekengründungen 2021: „Keine Auswirkungen durch die Corona-Krise"

08.12.2022 11:46
Auch im zweiten Corona-Jahr verzeichnet die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) keine Auswirkungen der Pandemie auf den Apothekengründungsmarkt, die Tendenzen der letzten Jahre setzen sich weiter fort: Die meisten Apothekerinnen und Apotheker lassen sich in einer bereits bestehenden Offizin nieder, die Kaufpreise dafür bewegen sich zwischen einem symbolischen Euro und teils siebenstelligen Beträgen, und die deutliche Mehrheit der pharmazeutischen Existenzgründenden sind Frauen. Das zeigt die jüngste apoBank-Analyse der Apothekengründungen 2021.

„Auch wenn die seit Jahren andauernde Entwicklung der zahlreichen Apothekenschließungen weiter anhält, können wir keine gravierenden Auswirkungen auf das Apothekengründungsgeschehen in den letzten zwei Jahren erkennen“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen der apoBank. „Die Zahlen aus unserer Apothekenbörse zeigen, dass die Nachfrage nach umsatzstarken und wirtschaftlich soliden Apotheken das Angebot seit Jahren deutlich übersteigt, auch die Corona-Krise hat daran nichts geändert. Die durchschnittlichen Übernahmepreise und Investitionen bewegen sich auf ähnlichem Niveau wie vor der Pandemie.“

Den „typischen“ Preis gibt es nicht

Bereits seit Jahren finden Neugründungen von Apotheken nur selten statt, 2021 haben lediglich drei Prozent der Gründerinnen und Gründer einen neuen Standort aufgebaut. Die meisten Existenzgründungen beziehungsweise Filialgründungen finden bei Apothekerinnen und Apothekern durch Übernahmen statt. Entsprechend sind die gezahlten Kaufpreise ausschlaggebend für die Höhe der Gesamtinvestitionen. 2021 zahlten Existenzgründer dafür durchschnittlich 470.000 Euro, wobei 61 Prozent der Apotheken günstiger gekauft wurden und knapp 40 Prozent zu einem höheren Kaufpreis den Besitzer wechselten. Die große Spanne der Übernahmepreise bei Apotheken besteht seit vielen Jahren und das Übernahmegeschehen findet vor allem im oberen und unteren Kaufpreissegment statt: Im Jahr 2021 zahlte fast jeder dritte Existenzgründende (32 Prozent) einen Kaufpreis ab 600.000 Euro. Der Anteil im Preissegment unter 150.000 Euro lag bei 26 Prozent.

Gesamtinvestitionen bleiben auf hohem Niveau

Die Kaufpreise machen einen erheblichen Anteil der Gesamtinvestitionen einer Existenzgründung aus. Hinzu kommen das zu übernehmende Warenlager sowie weitere Investitionen für beispielsweise Umbaumaßnahmen, Geschäftsausstattung oder IT sowie gegebenenfalls Betriebsmittel für die ersten Anlaufkosten. Mit 641.000 Euro lag der Durchschnittswert dafür 2021 trotz eines leichten Rückgangs weiterhin auf hohem Niveau.

Neugründungen finden nur noch selten statt, doch trotz der rückläufigen Anzahl lässt sich nach wie vor erkennen, dass die benötigten Investitionen seit Jahren um die halbe Million Euro pendeln. 2021 haben Existenzgründer und Filialgründer für eine Apothekenneugründung inkl. Warenlager im Schnitt 471.000 Euro investiert.

18 Prozent aller übernommenen Apotheken haben 2021 als Apothekenverbünde die Inhaber gewechselt. Solche Verbünde bestehen meistens aus einer Hauptapotheke und einer Filiale. Entsprechend höher sind hier die Kaufpreise: Sie beliefen sich 2021 im Schnitt auf über 1,2 Mio. Euro für eine durchschnittlich ermittelte Verbundgröße von 2,1 Apotheken. Zuzüglich weiterer Investitionen und der übernommenen Warenlager lag das Gesamtinvestitionsvolumen für einen Verbund durchschnittlich bei über 1,5 Mio. Euro.

Gründerinnen in der Mehrheit

Frauen sind seit Jahren unter den existenzgründenden Apothekern in der Mehrheit - 2021 waren es 57 Prozent -, dennoch ist im Gesamtkontext durchaus mehr Potenzial vorhanden, da der Frauenanteil unter den approbierten Angestellten in Apotheken bei über 80 Prozent liegt. Allerdings sind Apothekerinnen zum ersten Mal in der Überzahl, wenn es um die Gründung von Filialen geht: 55 Prozent der Filialen - sei es Neugründung oder Übernahme - wurden 2021 von Frauen gegründet.

Weiterhin bleiben aber pharmazeutische Existenzgründerinnen bei den Gesamtinvestitionen zurückhaltender als ihre männlichen Kollegen: Frauen investierten im Schnitt 616.000 Euro, Männer dagegen 675.000 Euro. Grund hierfür ist insbesondere der Übernahmepreis. 2021 zahlten Apotheker einen rund neun Prozent höheren Kaufpreis als Apothekerinnen. Insgesamt lag der Fokus beider Geschlechter auf hochpreisigen Apotheken ab einem Kaufpreis von 600.000 Euro. Auf der anderen Seite übernahm knapp jede dritte Gründerin eine kleinere Apotheke (unter 150.000 Euro).

„Insgesamt zeigen unsere jährlichen Analysen trotz vereinzelter Schwankungen eine leicht steigende Tendenz der Übernahmepreise“, fasst Zehnich zusammen. „Lediglich im Jahr 2019 gab es einen deutlichen Einbruch der gezahlten Kaufpreise, der die Folge gesundheitspolitischer Debatten gewesen sein könnte. So führten insbesondere vorangegangene Diskussionen rund um die Zukunft des Rx-Versandhandelsverbotes und der Apothekenvergütung zu Unsicherheiten. Doch wie es scheint, hat sich der Markt in den letzten Jahren davon weitestgehend erholt, und die bekannten Trends haben sich trotz der Pandemie fortgesetzt.“

 

Methodik

Diese Analyse bezieht sich auf eine Stichprobe von rund 320 Apothekengründungen, die durch die apoBank 2021 begleitet wurden. Die Daten wurden anonymisiert ausgewertet.