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Biobanken sind Wegbereiter der COVID-19-Forschung

11.12.2020 08:56
Die Pandemie hat den Bedarf der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens deutlich gezeigt: Ad hoc-verfügbare, interoperable Infrastrukturen, die in der Versorgung erhobene Patientendaten in Echtzeit auswertbar zusammenführen und für Forscherinnen und Forscher nutzbar machen, werden jetzt umso dringender gebraucht. Zugleich hat die Pandemie die Entstehung solcher Infrastrukturen mit Nachdruck vorangetrieben. Biobanken an deutschen Universitätskliniken sind an dieser Entwicklung entscheidend beteiligt und stellen derzeit ihre Leistungsfähigkeit als Wegbereiter der COVID-19-Forschung im Rahmen großer lokaler und bundesweiter Forschungsinfrastrukturen unter Beweis. Auf dem 9. Nationalen Biobanken-Symposium Anfang Dezember 2020 diskutieren rund 300 Biobank-Expertinnen und Experten die neuesten Entwicklungen im COVID-19-Biobanking.

Das erstmals virtuell durchgeführte Symposium wird gemeinsam von der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF e.V.) und dem German Biobank Node (GBN) organisiert.

Seit Beginn der Pandemie sammeln, verarbeiten und lagern Biobanken Proben von COVID-19-Patientinnen und Patienten. Dabei handelt es sich um Abstriche, Blut, isolierte Zellen oder auch um Gewebeproben, die die Biobanken mit den zugehörigen Daten für die biomedizinische Forschung zur Verfügung stellen. Diese grundlegende Arbeit bildet das Fundament des kürzlich gestarteten Nationalen Pandemie Kohorten Netzes (NAPKON) des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM), ein von der Bundesregierung mit 150 Millionen Euro gefördertes Projekt  zur Erforschung der Pandemie und optimalen Versorgung von COVID-19-Patientinnen und Patienten. „Die Pandemie zeigt deutlich, welch eng verzahntes und schnell reaktionsfähiges Biobanken-Netzwerk entstanden ist, das der Corona-Forschung exzellente Voraussetzungen bietet“, kommentiert Prof. Dr. Michael Hummel, Leiter des German Biobank Node (GBN).

Biobanking für das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON)

NAPKON ist eines von 13 Projekten des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM), das mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die Corona-Forschung ausgestattet wurde. NAPKON baut ein Netzwerk aus Infrastrukturen und Kohortenplattformen auf, um am Beispiel von COVID-19 wesentliche Grundlagen für die Bekämpfung von Pandemien zu schaffen. Unterstützt durch die Qualitätsmanagement-Expertise des GBN sowie durch den Einsatz der beteiligten Biobanken sorgt NAPKON für eine übergreifende, harmonisierte Sammlung und Nutzung von Bioproben und Daten. Anhand geeigneter Kohorten können Forscherinnen und Forscher beispielsweise Langzeitfolgen infolge einer COVID-19-Erkrankung systematisch analysieren.

Zusammenführen und Bereitstellen von Proben und Daten

Die in NAPKON generierten Daten führt schließlich die nationale Forschungsdatenplattform CODEX – ein Kernprojekt in NUM – digital zusammen. CODEX, kurz für COVID-19 Data Exchange Platform, basiert auf den Strukturen der Medizininformatik-Initiative (MII) und baut eine bundesweit einheitliche, datenschutzkonforme Plattform zur Speicherung und Bereitstellung von COVID-19-Forschungsdatensätzen auf, die klinische Daten, Bilddaten und Daten zu Bioproben multizentrisch, patientenbezogen und pseudonymisiert vereinen. Im nächsten Jahr startet im Rahmen der MII das neue Vorhaben ABIDE_MI, welches Bioproben und Daten auch für andere Anwendungsfälle endlich gemeinsam nutzbar macht. „Dieses Projekt wird einen interdisziplinären Ansatz verfolgen, der die Errungenschaften und Erfahrungen der MII und der Biobanken der German Biobank Alliance in einer nachhaltigen Gesundheits-IT-Infrastruktur zusammenführt“, erläutert Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der TMF.

Pandemien erfordern eine Kultur des Datenteilens

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, dass die Wissenschaft Kompetenzen bündeln und Synergien herstellen muss, um schnell handlungsfähig zu sein. Prof. Dr. Joachim Schultze, Koordinator der Deutschen COVID-19 Omics-Initiative (DeCOI), plädierte in seiner Keynote auf dem diesjährigen Biobanken-Symposium dafür, dass „angesichts der Pandemie ein Wandel im System der Wissenschaft notwendig ist. Forscher müssen in diesen Zeiten ohne Einschränkungen zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse teilen können, um möglichst schnell zu Erkenntnissen zu gelangen und um auf zukünftige Pandemien besser vorbereitet zu sein.“