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DiGA und PROMs – wie patientenberichtete Gesundheitsdaten zum Einsatz kommen

29.06.2022 13:39
Wofür und in welchen Bereichen nutzen Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) gegenwärtig Patient-Reported Outcomes Measures (PROMs) und welche Potenziale sind damit verbunden? Dieser Frage geht die vorliegende Markt- und Potenzialanalyse nach. Das Ergebnis: PROMs werden nicht nur im Rahmen der Evaluation als Endpunkte zur Wirksamkeitsmessung von DiGA genutzt, sondern auch im Rahmen der DiGA-Intervention selbst.

Eine am Patientenwohl orientierte Gesundheitsversorgung sollte die Patientenperspektive systematisch einholen und einbeziehen. Doch gegenwärtig würden Patientinnen und Patienten weder über ihre Erfahrungen noch über die von ihnen wahrgenommenen Therapieergebnisse und -erfolge regelmäßig befragt. Es gelte, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen: Mit Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) und Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) wäre es möglich, Patientenrückmeldungen schnell und strukturiert zu erfassen, auszuwerten und gezielt für die Verbesserung der laufenden Therapie zu nutzen.

PROMs sind validierte Fragebögen, die Symptome, Funktionsbeeinträchtigungen und das Befinden von Patientinnen und Patienten vor, während und nach einer Behandlung erfassen. Mit DiGA könnten PROMs systematisch erhoben und für personalisierte digitale Versorgungsleistungen genutzt werden. So können DiGA das Selbstmanagement der Nutzerinnen und Nutzer stärken sowie die Therapiesteuerung unterstützen und verbessern.

Der Frage, ob und für welche Zwecke DiGA gegenwärtig schon PROM erheben und nutzen und welche Potenziale damit verbunden sind, geht die vorliegende Analyse „Digitale Gesundheitsanwendungen und Patient-Reported Outcome Measures“ nach. Die Studie wurde Ende 2021 von der Konzept-Agentur Bittner + Thranberend GmbH im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt.

Am häufigsten nutzen DiGA aus den medizinischen Fachbereichen der Gynäkologie, der Psychosomatik und Psychiatrie, der Neurologie und der Orthopädie bereits PROMs im Rahmen ihrer medizinischen Intervention.

DiGA nutzen PROMs für ihren Wirksamkeitsnachweis

DiGA, die eine Kostenerstattung in der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung anstreben, müssen nach § 139e SGB V neben Anforderungen zur Vertrauenswürdigkeit und Nutzerfreundlichkeit einen positiven Versorgungseffekt in Form eines medizinischen Nutzens und/oder in Form patientenrelevanter Struktur- und Verfahrensverbesserungen nachweisen.

Als Endpunkte zum Nachweis des DiGA-induzierten medizinischen Nutzens werden, neben weiteren Daten, auch sehr häufig PROMs eingesetzt. PROMs haben im Bereich des DiGA-Wirksamkeitsnachweises also bereits eine evaluative Funktion.

DiGA arbeiten mit PROMs im Rahmen ihrer medizinischen Intervention

Ein Gros der untersuchten DiGA erhebt und verarbeitet PROMs bereits als Teil der Intervention. DiGA fragen die Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise mithilfe von PROMs regelmäßig nach ihrem Befinden, ihren Symptomen und ihren Funktionseinschränkungen. Durch diese digitale Interaktion auf Basis von PROMs können DiGA eine personalisierte Versorgung anbieten. Eingesetzt werden die Daten für das Selbstmanagement der Nutzerinnen und Nutzer sowie für die Therapiesteuerung.

Intelligentes Zusammenspiel aus digitaler und analoger Versorgung notwendig

Da DiGA in einem interaktiven, digitalen Prozess Patientinnen und Patienten auf Basis ihrer eigenen PRO-Daten in ihrem Gesundheitshandeln stärken, sind sie der Prototyp einer patientenzentrierten Versorgungform. Es wird Zeit, dass das Potenzial der DiGA zur Stärkung des Selbstmanagements und zur Verbesserung der Therapiesteuerung endlich anerkannt wird. Es bedarf neuer Regelungen, wie DiGA stärker in die (analoge) Routineversorgung integriert und mit dieser verknüpft werden können, um so ein intelligentes Zusammenspiel aus digitaler und analoger Versorgung auch zwischen regulären Arztterminen zu ermöglichen.

Die vorliegende Markt- und Potenzialanalyse „Digitale Gesundheitsanwendungen und Patient-Reported Outcome Measures“ wurde im Dezember 2021 von den Autoren Dr. Johannes Bittner und Timo Thranberend (von der Konzept-Agentur Bittner + Thranberend GmbH) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt.

Die Studie beschreibt den Status quo des Einsatzes von PROMs im Kontext von DiGA und bewertet die Möglichkeiten des Einsatzes mit Blick auf das Ziel der Etablierung von PROMs als Qualitätssteuerungsinstrument im Gesundheitswesen. Hierzu gehört beispielsweise der gezielte Einsatz von PROMs als Teil der Intervention von DiGA als umfassende Möglichkeit zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung.

Hauptmethoden der Studie sind eine quantitative Marktanalyse, für die 110 Websites von Medizinprodukt-DiGA und 28 Studien bzw. Studienkonzepte der DiGA im BfARM-Verzeichnis untersucht wurden sowie eine qualitative Expertenbefragung von 10 DiGA-Herstellern. Die Analysen wurden von November bis Dezember 2021 durchgeführt. Daraus abgeleitet werden Einschätzungen zu Potenzialen von PROMs im Kontext von DiGA sowie entsprechende Handlungsempfehlungen für verschiedene relevante Akteurinnen und Akteure.