Auf dem Prüfstand: Bertelsmann Stiftung veröffentlicht Studie zu dualem Krankenkassensystem
Dabei wurde nach Angabe der Bertelsmann Stiftung simuliert, wie sich Einnahmen und Ausgaben der GKV entwickeln würden, wenn alle bisher privat Versicherten in die Gesetzliche Krankenversicherung einbezogen wären. Jedes momentan in der GKV versicherte Mitglied und sein Arbeitgeber könnten demnach zusammen pro Jahr durchschnittlich 145 Euro an Beiträgen sparen, wenn auch Gutverdiener, Beamte und einkommensstarke Selbstständige am Solidarausgleich der GKV teilnähmen. Würden die durch den Wegfall der PKV anfallenden Honorarverluste der Ärzte ausgeglichen, seien es 48 Euro jährlich.
Im letzten Teil der Studie untersuchen die Autoren am Beispiel Bayerns den Zusammenhang zwischen der regionalen Verteilung von Privatversicherten und der Niederlassung von Ärzten. Die Ergebnisse zeigen, dass in Gegenden mit einer hohen Anzahl Privatversicherter überdurchschnittlich viele Ärzte ansässig sind. "Einen ursächlichen Zusammenhang konnten wir in der Studie zwar nicht nachweisen. Ich gehe aber davon aus, dass die im Schnitt 2,5-fach höhere Vergütung ärztlicher Leistungen für Privatpatienten die Anreize für Ärzte verstärkt, sich in den bereits gut versorgten Gegenden mit vielen Privatversicherten niederzulassen", sagt Etgeton. "Dieses Umsatzplus kommt daher nur einem Teil der Ärzte zugute."
Hintergrund
Die vergleichende Darstellung der Einkommens- und Risikoprofileder gesetzlich und privat Versicherten im ersten Teil der Studie basiert auf den Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP). Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Personen in privaten Haushalten in Deutschland, die seit 1984 jährlich durchgeführt wird. Es hat einen Stichprobenumfang von jährlich etwa 20.000 Erwachsenen und ihren Kindern in rund 12.000 Haushalten. Da die SOEP-Daten repräsentativ für die gesamte in Deutschland lebende Bevölkerung sind, wird davon ausgegangen, dass auch die Population der PKV-Versicherten hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Struktur und ihrer Einkommensstrukturhinreichend genau abgebildet ist. Als Grundlage für die regionale Verteilung der Privatversicherten in Bayern wurden Daten des „Regionalatlas Bayern“ (PKV-Verband 2019) verwendet. Die regionale Verteilung der Arztsitze in Bayern wurde auf Grundlage von Daten der vertragsärztlichen Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) dargestellt. Daten zu weiteren Einflussfaktoren der regionalen Verteilung der Arztsitze (Indikatoren der Lebensqualität und der Erreichbarkeit der Infrastruktur) wurden aus der INKAR-Datenbank (Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-und Raumforschung auf Kreisebene bezogen und im Rahmen der multivariaten Analysen zur Ärztedichte verwendet.