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Mehr Patientensicherheit durch gemeinsame Entscheidungen

20.10.2021 10:58
Operieren, medikamentös behandeln oder zunächst abwarten – bei vielen Erkrankungen gibt es verschiedene, gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten. Welche Therapie tatsächlich angewendet wird, entscheidet bislang meist das ärztliche Fachpersonal mit formaler Einwilligung der zu behandelnden Person. Doch wie können die Patientinnen und Patienten bei der Entscheidungsfindung besser eingebunden werden? Mit dem SHARE TO CARE-Programm zur flächendeckenden Einführung von Shared Decision Making (SDM) setzen die Techniker Krankenkasse (TK) und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) neue Maßstäbe für mehr Patientensicherheit.

SDM ist eine Form der medizinischen Entscheidungsfindung, bei der Patientinnen und Patienten gemeinsam mit dem ärztlichen Personal die individuell passende Therapieform auswählen. Für die Patientengespräche werden die Ärztinnen und Ärzte speziell geschult sowie die Erkrankten auf ihre aktive Rolle vorbereitet. "Die Patientinnen und Patienten können dadurch auf Augenhöhe mit ihren Ärztinnen und Ärzten über die weitere Therapie entscheiden", so der TK-Leiter für Versorgungsinnovationen, Daniel Cardinal. "Dabei geht es nicht nur um eine medizinisch richtige Entscheidung, sondern auch um die Bedürfnisse der Erkrankten."

Gemeinsame Entscheidungsfindung

Der grundlegende Ansatz von SDM ist, die Patientinnen und Patienten zu kompetenten Entscheidungsträgern zu machen und ihre persönlichen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Mithilfe von wissenschaftlich fundierten und verständlichen (Online-) Materialien werden die Betroffenen über ihre Erkrankung und damit einhergehende Behandlungsmöglichkeiten informiert. Anschließend folgt die gemeinsame Entscheidungsfindung im Rahmen eines Gesprächs. Dabei werden neben den medizinischen Handlungsoptionen auch die Bedürfnisse und konkreten Lebensumstände der Patientinnen und Patienten berücksichtigt.

Bilanz: erhöhte Patientensicherheit und Behandlungsqualität

Die Anfänge von SDM am UKSH in Kiel reichen bis in den Herbst 2017 zurück. Rund 14 Millionen Euro wurden seinerzeit aus dem Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bereitgestellt, um SDM innerhalb einer vierjährigen Projektlaufzeit an sämtlichen Einheiten am UKSH in Kiel zu etablieren. Prof. Friedemann Geiger, Leiter des Nationalen Kompetenzzentrums Shared Decision Making am UKSH, zieht Bilanz: "Nach der bisherigen Laufzeit zeichnet sich ab, dass das SHARE TO CARE-Programm mit SDM die Patientensicherheit erhöht und die Behandlungsqualität weiter verbessert. Neben dem Mehrwert für die Patientinnen und Patienten können so zugleich die Gesamtkosten gesenkt werden." Derzeit haben 14 Kliniken am UKSH in Kiel das Programm vollständig implementiert, weitere Einheiten - auch am Campus Lübeck - werden sich zeitnah anschließen. "Die Umsetzung von SDM in einem Klinikum der Maximalversorgung - unter Einbezug des ärztlichen Personals, wie auch der Patientinnen und Patienten - ist bundesweit eine Besonderheit. Mit dem Erfolg am UKSH zeigen wir, dass SDM auch auf andere Kliniken übertragbar ist", sagt Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH.

Neuakzentuierung auf Patientensicherheit

Die TK und das UKSH haben sich nach den positiven Ergebnissen aus der Projektlaufzeit entschieden, SDM im Rahmen einer Kooperation fortzuführen. Dabei soll die Patientensicherheit noch weiter in den Fokus gerückt werden. "SDM birgt große Potentiale zur Vermeidung von Behandlungsfehlern, die durch mangelhafte Kommunikation entstehen. Damit leistet die Verbindung von SDM und Patientensicherheit einen innovativen Ansatz für die Versorgung und soll daher zukünftig besondere Beachtung finden", erläutert Hardy Müller, TK-Beauftragter für Patientensicherheit.