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Schulung „DiaLife“ in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufnehmen

02.03.2022 17:01
Wer neu an Diabetes erkrankt, muss sich umfangreiches Wissen rund um die Stoffwechselerkrankung aneignen. Für ein optimales Selbstmanagement sind daher strukturierte Patientenschulungen Teil der Diabetestherapie. Sie binden aber in der Regel nicht das soziale Umfeld ein. Dabei treffen die psychischen und emotionalen Folgen der Diabeteserkrankung die gesamte Familie. Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) hat in einem mehrjährigen vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt das erste auf die Bedürfnisse von erwachsenen Familienangehörigen und Partner:innen zugeschnittene Schulungsprogramm entwickelt.

Die Angehörigenschulung „DiaLife – zusammen leben mit Diabetes“ schließt eine Bedarfslücke in der diabetologischen Versorgungslandschaft. Dies belegte eine clusterrandomisierte, kontrollierte Längsschnittstudie mit 179 Teilnehmenden: Geschulte Angehörige verfügen über mehr Diabetes-Wissen und fühlen sich mental besser als jene ohne Schulung. Die Details der Studie erläuterten Expertinnen heute, Mittwoch, den 2. März 2022, im Rahmen einer Online-Pressekonferenz des VDBD. Sie fordern, „DiaLife“ in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen.

Viele Menschen mit Diabetes fühlen sich im Laufe ihrer Lebenszeit sehr vom täglich notwendigen Management und möglichen Folgen ihrer Erkrankung belastet. Die internationale DAWN2™-Studie mit mehr als 15.000 Teilnehmenden in 17 Ländern zeigte zudem, dass psychosoziale und emotionale Belastungen nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern auch von deren Familie getragen werden (1,2). „Außerdem stellte die Studie fest, dass mit rund 75 Prozent die Mehrheit der Angehörigen von Menschen mit Diabetes mellitus noch nie an einer Schulung teilgenommen hatte“, erklärt Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin VDBD. Mit einer Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelte der VDBD das Schulungsangebot „DiaLife – zusammen leben mit Diabetes“. Angehörige von erwachsenen Menschen mit Diabetes Typ 1 beziehungsweise Diabetes Typ 2 lernen in der Schulung Grundlagen der Erkrankung und Therapie, den Umgang mit Notfallsituationen, aber auch Bewältigungsstrategien zur besseren sozialen Unterstützung ihres erkrankten Familienmitglieds kennen.

„Im Rahmen der bereits durchgeführten Schulungen mit DiaLife waren mögliche Entwicklungen einer Demenz oder Depressionen ein sehr ernstes Thema“, berichtet die VDBD-Vorsitzende Dr. rer. medic. Nicola Haller aus der Praxis. Bei Angehörigen von Menschen mit Typ-1-Diabetes stand außerdem das korrekte Handeln bei Notfällen im Vordergrund, so Dr. Haller: „In kritischen Situationen wie einer Unterzuckerung wissen Angehörige häufig nicht, wie sie sich richtig verhalten sollen, da Diabetes-Betroffene mitunter nicht mehr rational handeln und Hilfe abwehren.“

An der wissenschaftlichen Evaluation des neuen Schulungsangebots nahmen 179 Angehörige von Patient:innen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 teil. Im Mittelpunkt der clusterrandomisierten, kontrollierten Längsschnittstudie stand die Erhebung, ob sie nach dem Schulungsprogramm über höheres Wissen rund um Diabetes verfügten als die Kontrollgruppe mit Angehörigen, die keine Schulung erhielt. Dafür beantworteten die Teilnehmenden sowohl vor als auch direkt nach der Schulung mit DiaLife und noch einmal sechs beziehungsweise zwölf Monate nach Schulungsende Fragebögen rund um die Erkrankung. „Die geschulten Angehörigen verfügten über größeres Wissen als vorher und waren der Kontrollgruppe eindeutig voraus“, erläutert Professor Dr. habil. Claudia Luck-Sikorski, wissenschaftliche Studienleiterin und ergänzt: „Außerdem schätzten sie ihre mentale Gesundheit als besser ein.“

„Wer durch sein soziales Umfeld unterstützt wird, dem gelingt ein besseres Selbstmanagement seiner chronischen Erkrankung. Das wirkt sich auch auf die Lebensqualität der gesamten Familie aus“, ist VDBD-Geschäftsführerin Dr. Fabisch überzeugt. „Daher setzen wir uns dafür ein, ‚DiaLife‘ in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen!“