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Versorgung von COPD-Patient:innen bedarf dringender Optimierung – innovative Versorgungsmodelle können Abhilfe schaffen

18.11.2021 12:39
Die COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) ist eine lebensbedrohliche und irreversible Lungenerkrankung. Jede akute Verschlechterung (Exazerbation) kann schwere Folgen für den Gesundheitszustand der Patient:innen und die damit verbundene Lebensqualität haben. Daher ist die Exazerbationsprävention das Ziel der COPD-Therapie. Allerdings verdeutlichen aktuelle Daten der AvoidEx-Studie hier große Defizite. Innovative Projekte wie TELEMENTOR COPD könnten dazu beitragen, das Prophylaxemanagement zu optimieren und Krankheitskosten einzusparen. Anlässlich des Welt-COPD-Tages am 17. November 2021 machten Expert:innen auf die Dringlichkeit einer besseren Versorgung von COPD-Patient:innen aufmerksam.

Die COPD zählt zu den großen Volkskrankheiten und steht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit an dritter Stelle1 auf der Liste der Todesursachen. Allein in Deutschland leben ca. 7 Millionen Menschen2 mit dieser Diagnose. Die Therapie der COPD zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, insbesondere Exazerbationen (akute Verschlechterungen), Komplikationen und Begleiterkrankungen vorzubeugen und zu behandeln, die Beschwerden zu lindern und den allgemeinen Gesundheitszustand der
Patient:innen zu verbessern.

Exazerbationen rechtzeitig erkennen und intervenieren

„Eine COPD-Exazerbation ist ein Ernstfall und mit zahlreichen Risiken verbunden“, betont Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier, Marburg. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse der retrospektiven Beobachtungsstudie AvoidEx verdeutlichen die Bedeutung von Exazerbationen in der Versorgungssituation von COPD-Patient:innen.3 So erlitten nahezu die Hälfte (49,1 %) der Patient:innen ohne Exazerbationen zu Beginn der Studie mindestens eine Exazerbation innerhalb des Follow-ups über 8 Jahre.3 Die Auswertung von Daten von mehr als 250.000 Patient:innen zeigt zudem, dass eine oder mehrere erlittene Exazerbationen die Wahrscheinlichkeit für weitere Ereignisse erhöhen und die Zeit bis zu deren Auftreten verkürzen. Jede Exazerbation erhöht das Risiko für Hospitalisierung4 und Mortalität.5 Daher bestehe, so Prof. Vogelmeier, dringender Handlungsbedarf, denn viele COPD-Patient:innen erhielten trotz vorhandener Therapieoptionen keine medikamentöse Dauertherapie.6 So
zeigten die Studienergebnissen, dass nahezu zwei Drittel der untersuchten Patient:innen keine der leitliniengerechten7 inhalativen Erhaltungstherapien in den 12 Monaten vor dem Studieneinschluss erhalten hatten.3 Dies schließt auch Patient:innen mit schweren und mehrfachen Exazerbationen ein.3 Dies gelte auch für ein Drittel der Patient:innen mit multiplen mittelschweren oder schweren Exazerbationen.3

Verbesserte Prävention von Exazerbationen durch Telemedizin

Ein innovatives Telemonitoring-Projekt, was zum Ziel hat, die ambulanten Versorgung von Menschen mit COPD zu verbessern, ist „TELEMENTOR COPD – TELEMEdizinisches moNiTORing für COPD-Patient:innen“. Kernstück der telemedizinischen Plattform ist eine App, die in Kombination mit entsprechenden Messgeräten ein kontinuierliches Telemonitoring bestimmter Vitalparameter, wie etwa Atem- und Herzfrequenz, ermöglicht. Behandler:innen können auf Basis dieser Messwerte den Gesundheitszustand der Patient:innen beurteilen und
bei einer Verschlechterung frühzeitig intervenieren. Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt, an dem zahlreiche Akteur:innen aus der Patient:innenversorgung beteiligt sind, wird unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus F. Rabe, LungenClinic Grosshansdorf, durchgeführt und von AstraZeneca als Kooperationspartner unterstützt. „Unser primäres Ziel ist es, die Exazerbationsrate zu senken und so den weiteren Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen“, erläutert Prof. Rabe. Frühzeitige Interventionen können zudem zu enormen Kosteneinsparungen beitragen, da
weniger COPD-Patient:innen stationär oder notfallmäßig behandelt werden müssten und sich auch die Inanspruchnahme weiterer krankheitsbezogener Leistungen verringern würde.

Bewusstsein schaffen für lebensbedrohliche Lungenerkrankung

Allerdings gibt es noch immer viele Menschen, denen die Erkrankung COPD nahezu unbekannt ist. Der Welt-COPD-Tag soll daran erinnern, wie wichtig eine gesunde Lunge ist und was jeder Einzelne und jede Einzelne dafür tun kann. „Im Praxisalltag begegnen mir häufig Patient:innen, die sich der Tragweite der Diagnose COPD überhaupt nicht bewusst sind“, sagt Dr. Frank Kanniess, Reinfeld. Mehr Aufklärung und gezielte Information könnten die Aufmerksamkeit für COPD erhöhen und dazu beitragen, dass sich Patient:innen früh in
ärztliche Behandlung begeben.

Zur Einleitung einer geeigneten Therapie ist eine strukturierte Erfassung der Symptome unabdingbar. Um Letzteres zu fördern, hat die Leitliniengruppe der Nationalen VersorgungsLeitlinie COPD eine offene Empfehlung zum Einsatz des MEP-Fragebogens (Monitoring of Exacerbation Probability) ausgesprochen.7 Dieser soll dazu dienen, das Erkennen von Exazerbationen zu verbessern. „Die Behandlung der COPD muss konsequent
erfolgen und regelmäßig ärztlich kontrolliert werden“, so Dr. Kanniess. „Hier können innovative digitale Tools wertvolle Unterstützung bieten.“


Speak Up – Ihre Stimme für COPD

Um weiteres Bewusstsein für COPD zu schaffen, hat AstraZeneca die Kampagne „Speak Up – Ihre Stimme für COPD“ ins Leben gerufen. Damit werden Patient:innen, Ärzt:innen und öffentliche Personen dazu aufgerufen, ihre Stimmen für COPD zu erheben. Das Ziel: Mehr Aufmerksamkeit für die Erkrankung zu schaffen, über das Thema aufzuklären und die Versorgung zu verbessern. Weiterführende Informationen zu COPD finden Sie unter:
https://www.copd.de/.

 

Referenzen

1 WHO, World Health Organization, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/the-top-10-causes-of-death, (letzter Zugriff: 12.11.2021).
2 https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/copd/verbreitung/index.html (letzter Zugriff: 08.11.2021)
3 Vogelmeier CF et al. In J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2021 2021;16:2407-2417.
4 Rothnie KJ et al. Am J Respir Crit Care Med. 2018;198:464-471.
5 Nigris E et al. P45 Mortality risk by exacerbation state in the ETHOS study. Thorax 2021:76:A109-
A110.
6 Make B. et al. Undertreatment of COPD: A Retrospective Analysis of US Managed Care and
Medicare Patients. Int. J. Chron. Obstruct. Pulmon. Dis. 2012; 7, 1–9.
7 Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie
COPD – Langfassung, 2. Auflage, Konsultationsfassung. 2020, Online verfügbar unter:
https://www.leitlinien.de/themen/copd (letzter Zugriff: 14.11.2021)
8 GOLD. Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative
for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2021. Online verfügbar unter:
https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2020/11/GOLD-REPORT-2021-v1.1-25Nov20_WMV.pdf
(letzter Zugriff: 12.11.2021).
9 Adeloye D et al. J Glob Health. 2015;5:020415.
10 Lozano R et al. Lancet. 2012;380:2095-2128.