Mehr Investitionen in Programme zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten würden zu besseren Bildungs-, Gesundheits- und Beschäftigungsmöglichkeiten führen, so Hörauf. "Da es sich bei NTDs in erster Linie um Armutskrankheiten handelt, verbessern wir damit die Lebensbedingungen der Ärmsten der Welt, in dem wir den Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen.“
Niemand sollte an vermeidbaren, behandelbaren Krankheiten leiden, zumal oft entsprechende Medikamente und Vakzine gespendet werden und verfügbar seien. Die darauf basierenden Behandlungs- und Präventionsprogramme erreichten jedes Jahr mehr als eine Milliarde Menschen.
Hintergrund:
Das deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) e. V. unterstützt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dabei, mindestens zehn der insgesamt 20 neglected tropical diseases bis zum Ende dieses Jahrzehnts unter Kontrolle zu bringen. Im deutschen Netzwerk engagieren sich Akteure der Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Privatwirtschaft sowie der Politik. Oberstes Ziel ist, die Öffentlichkeit über das Thema zu informieren, zu sensibilisieren und größere Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Tropenkrankheiten zu wecken.
COVID-19 habe gezeigt, wie wichtig die Investitionen in starke öffentliche Gesundheitssysteme seien, die sowohl auf endemische Krankheiten wie NTDs reagieren können als auch die Welt widerstandsfähiger gegen Pandemien machen. Intelligente Investitionen im Vorfeld können auf lange Sicht Milliarden einsparen, so der Netzwerksprecher.
]]>Mittels einer Modellrechnung (Markov-Modell) ermittelten die Wissenschaftler für 201 Länder Fallzahlen, Neuerkrankungen und die Sterblichkeitsrate von Diabetes Typ 1. Dabei eruierten sie erstmals für diese Länder aktuelle Zahlen. Sie geben auch Nationen, die bislang über keine Diabetes-Daten verfügen, Informationen an die Hand, um sich ein Bild der eigenen Lage verschaffen und entsprechende gesundheitspolitische Entscheidungen ableiten zu können. „Die Studienergebnisse sind auch für Deutschland relevant. Sie zeigen, dass hierzulande inzwischen über 422 000 Menschen leben, die einen Diabetes Typ 1 haben, und verrät Interessantes über die Altersstruktur: Wie auch in anderen Ländern ist inzwischen eine deutliche Mehrheit der Betroffenen älter als 20 Jahre“, erklärt Neu. „Es scheint, dass immer mehr Menschen im Erwachsenenalter diese Diagnose erhalten.“
Besonders dramatisch fällt die Bilanz für einkommensschwache Länder aus, die in der Regel über wenig Aufklärung und schlechte Versorgungsstrukturen verfügen. „Erschreckend ist, dass seine Heimat darüber entscheidet, ob ein 10-jähriges Kind mit Typ-1-Diabetes 7 oder 70 Jahre mit seiner Erkrankung leben kann. Dies veranschaulicht einmal mehr, wie wesentlich der jeweilige Wohlstand eines Landes und die Infrastruktur des Gesundheitssystems mit zuverlässiger Diagnostik, Zugang zu Insulin und qualifiziertem Personal sind“, betont Neu. Ist dies unzureichend gewährleistet, bedeutet eine Diabetesdiagnose den frühen Tod. So zeigt die Studie, dass 2021 weltweit schätzungsweise 35 000 Menschen unter 25 Jahren innerhalb eines Jahres nach Diagnose starben, weil ihr Diabetes nicht oder zu spät diagnostiziert wurde.
Diese Erkenntnisse untermauern die jahrelangen Forderungen der DDG, auf Seiten der Politik geeignete gesundheitspolitische Maßnahmen zur Eindämmung der Volkskrankheit Diabetes mellitus und für eine ausreichende Versorgung zu ergreifen.2 „Doch besonders in der Diabetologie sind personelle und finanzielle Ressourcen über Jahrzehnte dem Rotstift zum Opfer gefallen“, kritisiert DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. So seien die Fächer Endokrinologie und Diabetologie an den derzeit 37 staatlichen medizinischen Fakultäten in Deutschland nur noch mit 8 bettenführenden Lehrstühlen repräsentiert. Immer weniger angehende Medizinerinnen und Mediziner würden dadurch Kenntnisse in der Diabetologie erhalten. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssen auch hierzulande Menschen mit einem Typ-1-Diabetes deutliche Versorgungsprobleme und eine reduzierte Lebenserwartung befürchten. Das wäre ein Armutszeugnis für ein wohlhabendes Land wie Deutschland“, mahnt Gallwitz.
Literatur:
1Gabriel A Gregory et al., Global incidence, prevalence, and mortality of type 1 diabetes in 2021 with projection to 2040: a modelling study, Lancet Diabetes&Endocrinology, Volume 10, ISSUE 10, P741-760, October 01, 2022 https://doi.org/10.1016/S2213-8587(22)00218-2
2Politische Forderungen der DDG: https://www.ddg.info/politik/veroeffentlichungen/gesundheitspolitische-veroeffentlichungen
International Diabetes Federation (IDF) – IDF Diabetes Atlas (10th Edition) https://diabetesatlas.org/atlas/tenth-edition
]]>Krebserkrankungen
Rund ein Drittel der Medikamente, für die 2023 eine Markteinführung in EU-Ländern möglich werden dürfte, könnte Menschen mit unterschiedlichen Krebsarten zugutekommen: etwa mit Brust- oder Prostatakrebs, mit Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen-, Leberzell- oder Gallengangkarzinom, mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom, Melanom, Multiplem Myelom oder einer von vielen Formen von Leukämie oder Lymphom. Die dafür in Betracht kommenden Medikamente gehören zu unterschiedlichen Arzneimittelklassen. Neben einigen Kinasehemmern könnten unter anderem mehrere bifunktionale Antikörper eingeführt werden. Sie können gleich an zwei verschiedenen Stellen in die Krankheitsvorgänge eingreifen und beispielsweise Immunzellen in die Krebsbekämpfung einbeziehen.
Infektionskrankheiten
Ein Fünftel der Medikamente mit neuem Wirkstoff, die für Neueinführungen in Betracht kommen, dürften der Bekämpfung von Infektionskrankheiten dienen. Beispielsweise könnte es erstmals möglich werden, allen kleinen Kindern wie auch älteren Menschen einen Schutz vor RSV-Infektionen anzubieten – bislang gibt es das nur für Frühchen und Kinder mit bestimmten Erkrankungen. Neue Impfstoffe könnten auch gegen Grippe und Dengue-Fieber einsetzbar werden. Für HIV-Patienten könnte erstmals ein Medikament zum Einsatz kommen, das nur noch halbjährlich angewendet werden muss. Auch das Repertoire für die Covid-19-Therapie und -Vorbeugung könnte sich noch erweitern.
Angeborene Gendefekte
Trotz Fortschritten seit der Jahrtausendwende sind immer noch die meisten Krankheiten, die auf ererbten Gendefekten beruhen, nicht ursächlich behandelbar. 2023 dürften aber gegen einige weitere von ihnen die ersten Medikamente die Zulassung erlangen. Dazu könnte ein Medikament gegen die sehr seltene Krankheit "Fibrodysplasia ossificans progressiva" gehören. Bei den Betroffenen wandeln sich Knorpel und andere Arten von Bindegewebe allmählich in Knochen um. Auch könnte ein Medikament für Betroffene mit CDKL5-assoziierter Epileptischer Enzephalopathie verfügbar werden. Mehrere Erbkrankheiten sollen durch Gentherapien behandelbar werden, etwa Hämophilie B – eine besonders seltene Form von Blutgerinnungsstörung. Bislang sind die Betroffenen auf regelmäßige Injektionen oder Infusionen mit dem ihnen fehlenden Gerinnungsfaktor angewiesen; diese könnten nach einer Gentherapie vollständig oder weitgehend entfallen. Doch entwickeln Unternehmen parallel dazu auch andere Medikamente zur Linderung von Erbkrankheiten, die dann jedoch lebenslang regelmäßig angewendet werden müssen. Solche Medikamente könnten 2023 beispielsweise für Patient:innen mit Morbus Fabry oder Morbus Pompe verfügbar werden. Viele Medikamente gegen Erbkrankheiten haben von der EU während ihrer Entwicklung den Orphan Drug-Status erhalten, weil sie eine wesentlich verbesserte Behandlung für eine seltene Krankheit versprechen. Dass dies zutrifft, wird stets im Zulassungsverfahren überprüft. Nur wenn sich ihre Überlegenheit zumindest für ein Teil des Patientenkollektivs bestätigt, behalten die Arzneimittel den Status auch nach der Zulassung.
Amyotrophe Lateralsklerose
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) führt bei den Betroffenen zu fortschreitender Lähmung. Der Prozess lässt sich bislang medikamentös nur in kleinem Umfang verzögern. Pharma-Unternehmen haben in den letzten Jahren jedoch intensiv an neuen Medikamenten gearbeitet. Ein bis zwei davon könnten 2023 die Versorgung erreichen.
Weitere Medikamente
Noch für viele andere Patientinnen und Patienten dürften 2023 Medikamente für eine Markteinführung in Betracht kommen, etwa solche mit Diabetes Typ 2, Autoimmunkrankheiten wie Lupus-Nephritis oder Psoriasis, Osteoporose, Migräne und Anämie. In einem Jahr wird man sehen, welche davon das deutsche Gesundheitssystem zugänglich gemacht hat.
Knapp jeder fünfte Krankenhauspatient leidet unter Diabetes, zeigt das Ergebnis einer Studie der Universität Ulm, die sich mit den Fallzahlen der hospitalisierten Diabetesfälle zwischen 2015 bis 2017 befasst. Die Zahl bezieht sich dabei auf alle Krankenhausfälle, ab dem Alter von 20 Jahren. „Bisher gab es noch keine umfassenden Daten zu dem Thema. Es hat sich in unserer Studie gezeigt, dass in diesen drei Jahren mehr als 18 Prozent der jeweils rund 16,5 Millionen stationär aufgenommenen Fälle eine Haupt- oder Nebendiagnose Diabetes hatten“, erklärt die Studienautorin Marie Auzanneau, MPH. „Wir haben dabei auch die Häufigkeit der verschiedenen Diabetestypen analysiert.“ Von den insgesamt rund 3,1 Millionen Krankenhausfällen mit Diabetes im Jahr 2017 litten laut der Studie, die bald veröffentlicht wird, mehr als 2,8 Millionen an einem Diabetes mellitus Typ-2.
„Auffällig war, dass die Verweildauer und Sterblichkeit unter den Krankenhausfällen mit Diabetes höher lag als bei denjenigen ohne Diabetes“, erklärt Professor Dr. med Reinhard W. Holl. Es habe sich zudem gezeigt, dass die Prävalenz des Diabetes doppelt so hoch lag wie bei der Allgemeinbevölkerung. „Das belegt die hohe diabetesassoziierte Sterblichkeit und verdeutlicht den erheblichen stationären Versorgungsbedarf von immer älter werdenden multimorbiden Diabetespatienten“, erklärt Holl.
Nebendiagnose Diabetes: Auswirkungen stark unterschätzt
Es wird zudem unterschätzt, dass Diabetes neben Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern eine der häufigsten Nebendiagnosen bei stationär behandelten Patienten ist. Das zeigt die DRG-Statistik von 2016, eine jährliche Vollerhebung aller nach Fallpauschalen abgerechneten, vollstationären Krankenhausfälle innerhalb Deutschlands. „In vielen bisher publizierten Statistiken zum Thema wird lediglich die Hauptdiagnose Diabetes aufgeführt, aber das spiegelt das reale Bild nicht wider“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Sprecher der Kommission Epidemiologie und Versorgungsforschung der DDG. „Die Gesamtzahl der stationären Diabetespatienten wird erheblich unterschätzt, denn Patienten mit Nebendiagnose Diabetes werden in den veröffentlichten Daten oft nicht mit einbezogen. Die aktuelle Ulmer Studie zeigt, dass die reale Zahl der stationären Diabetespatienten 15 Mal höher liegt als in manchen Publikationen zu hospitalisierten Diabetespatienten in Deutschland. Ihre Versorgung im Krankenhaus ist aber genauso aufwendig, sie brauchen ebenso wie Patienten mit Hauptdiagnose Diabetes eine qualifizierte Therapie“, so Fritsche.
Analoge Berichterstattung bei Nebendiagnose COVID und bei Nebendiagnose Diabetes
Am Beispiel der COVID-Fallzahlen zeige sich, wie unterschiedlich bei der Erfassung und Berichterstattung vorgegangen werde, so der Diabetologe. Vom Robert-Koch-Institut (RKI) werde jeder im PCR Test positiv getestete hospitalisierte Patient als COVID-Fall erfasst, dabei sei ein nicht unerheblicher Teil dieser Patienten wegen einer anderen Hauptdiagnose ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es stelle sich die Frage, warum das bei Diabetespatienten nicht ebenso gemacht wird. „Bisher berichtet das RKI bei den stationären Diabeteszahlen nur von Patienten mit einer Hauptdiagnose – dies ergibt aber ein einseitiges Bild. Ich bitte deshalb das RKI, die Berichterstattung nach den gleichen Kriterien durchzuführen, um die tatsächliche Belastung der Krankenhäuser durch stationäre Diabetespatienten zu erfassen“, sagt der Diabetologe.
Link zum Beitrag der Veröffentlichung: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33678220/. Dtsch Arztebl Int. 2021 Jun 18;118(Forthcoming): arztebl.m2021.0151. doi: 10.3238/arztebl.m2021.0151. Online ahead of print.
Dank der Vorsorgekoloskopie, die heute Männern bereits ab 50 Jahren zur Verfügung steht, können Polypen (Vorstufen von Darmkrebs) entdeckt und schmerzfrei entfernt werden. Zudem wird bei einem Prozent der Vorsorge-Darmspiegelungen Darmkrebs entdeckt, der sich überwiegend in einem frühen Stadium befindet, was wiederum die Heilungschancen deutlich verbessert.
Weniger Betroffene, weniger Tote
Wissenschaftler des DKFZ haben nun berechnet, wie sich die Neuerkrankungsrate und die Sterblichkeit seit Einführung der gesetzlichen Vorsorge-Darmspiegelung verändert haben:
Von 2000 bis 2016 ging die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate bei beiden Geschlechtern um knapp ein Viertel zurück.
Zwischen 2000 und 2018 sank die Sterblichkeitsrate bei Männern um 35,8 Prozent, von ehemals 29,6 auf 19,0 pro 100.000. Bei Frauen sogar um 40,5 Prozent, von 19,0 auf 11,3 pro 100.000.
„Die Rückgänge bei den Neuerkrankungen und bei der Sterblichkeit beobachten wir vor allem in der Altersgruppe ab 55 Jahren, für die die Darmspiegelung angeboten wird. Zusammen mit den Ergebnissen bereits vorliegender Studien lassen diese Zahlen keine Zweifel mehr offen, dass das Angebot der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge und insbesondere die Darmspiegelung ein hochwirksames Instrument der Krebsprävention ist", sagt Prof. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum.
Aus Sicht der Epidemiologen ist dieser deutliche Rückgang der Darmkrebs-Inzidenz und -Sterblichkeit trotz der demografischen Entwicklung daher in allererster Linie der Wirksamkeit der Darmkrebsvorsorge zu verdanken.
Rund 8 Millionen Versicherte haben die Vorsorge-Koloskopie seit 2002 in Anspruch genommen, wodurch rund 145.000 Todesfälle und 306.000 Neuerkrankungen verhindert wurden. Aber immer noch erkranken jedes Jahr rund 61.000 Menschen neu an Darmkrebs und fast 24.600 Menschen sterben an der Erkrankung.
Zahlen die schockieren, angesichts der vorhandenen präventiven Möglichkeiten für diese Erkrankung.
Hermann Brenner ist überzeugt, dass sich die Zahlen innerhalb der nächsten zehn Jahre halbieren ließen, wenn mehr Menschen das Angebot zur Darmkrebsvorsorge in Anspruch nähmen. Sein Appell an die Politik: „Wir müssen dringend das Einladungsverfahren zur Darmkrebs-Vorsorge verbessern, um deutlich mehr Menschen zu motivieren, die Chance zur Krebsprävention zu ergreifen".
Christa Maar, Vorstand der Felix Burda Stiftung, kann ihren Unmut nur schwer in Zaum halten: "Wenn man diese Erfolgszahlen der letzten 19 Jahre sieht und gleichzeitig hört, wie viele Menschen in Zukunft vor Darmkrebs bewahrt werden könnten, wird die Haltung des GBA, der bisher alle Veränderungen am Einladungssystem abblockt, umso unverständlicher. Die aktuellen Teilnahmeraten von 2-3 Prozent der Anspruchsberechtigten sind nicht akzeptabel. Wir müssen den Fokus auf die Erhöhung der Teilnahmeraten am Darmkrebsscreening legen. Dass so viele Menschen in unserem Land unnötigerweise dasselbe Schicksal erleiden, das meinem Sohn das Leben gekostet hat, dürfen wir nicht länger zulassen!"
]]>Präzisionsonkologie für bessere Wirksamkeit und weniger Nebenwirkungen
Ein noch junges Prinzip, das sich in der Krebsbehandlung entwickelt habe, sei die Präzisionsonkologie. Im Unterschied zu Standardtherapien, wie zum Beispiel der Chemotherapie, setzten präzisionsonkologische Therapien spezifisch und meist sehr selektiv an der genetischen Veränderung bzw. am jeweiligen Genprodukt an, das zur Tumorentstehung und zum Tumorwachstum führt. Die hohe Selektivität und Spezifität brächten, so informiert Bayer, zwei Vorteile mit sich – eine bessere Wirksamkeit und weniger Nebenwirkungen. Patienten, bei denen eine behandelbare genetische Veränderung gefunden wird, hätten so die Chance auf Chronifizierung ihrer Krebserkrankung bei guter Lebensqualität.
Früh und breit molekular testen
Aktuell sei die molekulare Diagnostik noch nicht in der Routineversorgung angekommen. Damit mehr Krebspatienten von präzisionsonkologischen Therapien profitieren könnten, sei es notwendig, früher, d.h. nach Ausschöpfen kurativer Therapien, und breiter molekular zu testen. "Bayer setzt sich dafür ein, das Leben von Krebspatienten und den Verlauf ihrer Erkrankung substanziell zu verbessern, in dem das Potential innovativer Diagnostik und Therapie ausgeschöpft wird", sagt Dr. Franz Böhme, Leiter Medizin Onkologie/Hämatologie bei Bayer Vital.
Ärzte und Patientenvertreter forderten daher beim LinkedIn Live Event, bei allen Patienten mit Organ-bezogenen, sogenannten soliden Tumoren, möglichst früh, nach Ausschöpfen kurativer Therapien molekular zu diagnostizieren. Bei Patienten mit seltenen Tumorarten, bei denen häufig genomische Veränderungen gefunden werden, soll bereits vor Beginn der ersten medikamentösen Therapie molekular getestet werden. Zu diesen seltenen Tumorarten gehörten zum Beispiel sekretorischer Brustkrebs, Gallengangskrebs, Speicheldrüsenkrebs, Schilddrüsenkrebs und Krebs bei Kindern.
"Auch bei verschiedenen Formen von fortgeschrittenem Lungenkrebs sind zahlreiche behandelbare genomische Veränderungen bekannt, so dass Leitlinien die molekulare Diagnostik für diese Patienten ebenfalls vor der ersten medikamentösen Therapie empfehlen",[iii] so Prof. Dr. Dr. Sonja Loges, Ärztliche Direktorin der Abteilung für personalisierte Onkologie am Universitätsklinikum Mannheim, Leiterin der Abteilung Personalisierte Medizinische Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg sowie Sprecherin der AG Molekulare und Translationale Onkologie der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO).
Wie Patienten davon profitieren können, berichtet Kerstin, die mit 30 Jahren die Diagnose Lungenkrebs bekam. "Da bricht eine Welt zusammen", sagt sie. Bei ihr stellte sich die molekulare Diagnostik als Schlüssel zur Präzisionsonkologie und erfolgreichen Behandlung heraus. Heute gehe es ihr gut. "Ich kann wieder alles machen, was ich machen möchte. Ich bin einfach nur glücklich und dankbar, dass das alles so funktioniert hat. Und ich möchte anderen Krebspatienten Mut machen, hartnäckig zu sein, nicht aufzugeben und eine molekulare Testung einzufordern."
Molekulare Diagnostik voranbringen durch Aufklärung, Fortbildung und Vernetzung
Prof. Dr. Christof von Kalle, Vorsitzender am Berlin Institute of Health und Direktor des klinischen Studienzentrums, unterstützt die Forderung, bei mehr Krebspatienten molekular zu diagnostizieren. "Die molekulare Diagnostik ist eine der Grundvoraussetzungen für eine individualisierte Krebstherapie", so Prof. von Kalle. "Für Krebspatienten sollte in der Diagnostik 'jeder Stein umgedreht werden'. Jeder Patient, der beispielsweise chirurgisch nicht ausreichend behandelt werden kann, sollte molekular getestet werden."
Für Dr. Bettina Ryll, Mitglied des "Horizon Europe Cancer Mission Board" der Europäischen Kommission und Vertreterin von Patienteninteressen, ist die Weiterentwicklung in der Diagnostik essenziell: "Krebs ist keine homogene Erkrankung, sondern Krebs ist von Patient zu Patient unterschiedlich und selbst verschiedene Tumore des gleichen Patienten können extrem unterschiedlich sein. Je besser wir Tumore verstehen und angemessen in der Diagnostik abbilden können, umso höher sind unsere Chancen, Therapien anzupassen und damit potenziell Therapieerfolge zu steigern. Mit zunehmender Personalisierung von Therapien wird die systematische Erfassung und unabhängige Auswertung von Gesundheitsdaten immer wichtiger, um sicherzustellen, dass diese auch in der Tat zu verlängertem Überleben und besserer Lebensqualität für Patienten führen. Und allen Klagen zum Trotz - es gab noch nie besser informierte Patientengenerationen. Patienten erwarten heute Therapieansätze, die auf bestmögliche Ergebnisse für den Einzelnen und nicht nur auf Mittelwerte einer Gruppe abzielen", so Dr. Ryll.
"Damit auch Ärzte in der Präzisionsonkologie auf dem aktuellen Wissensstand sind, ist eine kontinuierliche Fortbildung aller beteiligten Fachgruppen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe essenziell", betonte Prof. Loges. Zudem sei eine Vernetzung von Krebszentren, niedergelassenen Onkologen und Pathologen nötig, um die Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen zu verbessern. An einigen Zentren in Deutschland seien bereits in den vergangenen Jahren so genannte molekulare Tumorboards etabliert worden, bestehend aus Spezialisten verschiedener Fachbereiche mit besonderer Expertise in der Interpretation molekulardiagnostischer Befunde. Sie entwickeltenn auf Basis dieser Interpretationen individuelle Therapieempfehlungen für die Patienten.
Engagement von Bayer als offizieller Unterstützer der Nationalen Dekade gegen Krebs
Bayer setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, die Bedeutung der Präzisionsonkologie und molekularen Testung in der Onkologie zu stärken und unterstützt den Dialog mit allen relevanten Akteuren, damit in Deutschland Tumorerkrankungen frühzeitig diagnostiziert und Patienten so der besten verfügbaren Tumortherapie zugeführt werden.
"Wir haben ein ganzes Bündel an Aktivitäten für die unterschiedlichen Zielgruppen umgesetzt. Mit der Website www.testedeinentumor.de wurde beispielsweise eine Informations-Plattform speziell für Patienten geschaffen, bei der auch Patientenorganisationen von Anfang an einbezogen wurden", erläutert Dr. Böhme. Die Website umfasst verschiedene Informationsmaterialien, zum Beispiel über den Ablauf der molekularen Diagnostik, den Unterschied zwischen molekularer Diagnostik und Gentests sowie einen Gesprächsleitfaden für das Arzt-Patienten-Gespräch. Das Angebot soll Krebspatienten ermutigen, sich ein genaues Bild über ihre Krebserkrankung zu machen.
Quellen:
[ii] Massard C, Michiels S, Ferte C, et al. High-throughput genomics and clinical outcome in hard-to-treat advanced cancers: results of the MOSCATO 01 trial. Cancer Discov. 2017;7(6):586-595
]]>„Wir sind davon überzeugt, dass die Schaffung einer integrierten, überregionalen und erweiterbaren Datenbasis für die Klärung relevanter Versorgungsfragen unerlässlich ist“, so Dr. Klaus Hinterding, Vice President Medical & Regulatory bei AstraZeneca Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung. Im H2-Register sollen Daten von volljährigen, stationär behandelten PatientInnen in Deutschland bezüglich klinischer Routinebehandlung und des individuellen Befindens erhoben werden. Das Register werde größtenteils digital aufgesetzt sein, um auch den zukünftigen Ansprüchen des deutschen Gesundheitswesens gerecht zu werden.
„Umfassende Real-World-Daten zur Herzinsuffizienz könnten hilfreich sein, liegen jedoch meist nur aus anderen europäischen Ländern vor. Entsprechend groß ist der Bedarf nach einem deutschlandweitenPatient*innenregister, das klinische Daten umfassend und qualitativ hochwertig erfasst. Das H2-Register ist daher ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung einer zukunftssicheren deutschen Evidenzlandschaft“, erklärt Hinterding. Aus diesem Grund engagiert sich AstraZeneca langfristig mit finanziellen Mitteln für den Aufbau dieses Herzinsuffizienz-Registers.
Helios könne die nötigen Strukturen für diese Prozesse bereitstellen sowie eine langfristige Funktionalität sichern und sei damit genau der richtige Partner für AstraZeneca, um etwas zu bewegen. Besonderen Wert legen die kooperierenden Unternehmen auf die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Registers. Die inhaltliche Ausrichtung verantworte allein Helios unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Andreas Bollmann am Leipzig Heart Institute. Die Datenerhebung erfolge auf Basis eines international anerkannten Outcome-Messdatensatzes (ICHOM), um hinsichtlich Vergleichbarkeit der Daten höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.
Langfristige Perspektive: registerbasierte randomisierte klinische Studien aus Deutschland
Sowohl Helios als auch AstraZeneca verfolgen das Ziel einer langfristigen Verbesserung der deutschen Versorgungslandschaft – im Bereich Herzinsuffizienz und darüber hinaus. Es sollen dafür jährlich rund 4.000 Herzinsuffizienz-PatientInnen in das H2-Register aufgenommen werden. Die Rekrutierung und Datensammlung startet am Herzzentrum Leipzig. Im nächsten Schritt schließen sich neun weitere Helios Kliniken an. Zukünftig soll das H2-Register auch weitere Herzerkrankungen, wie Vorhofflimmern und koronare Herzkrankheit, erfassen. „Eine breite, langfristig angelegte und skalierbare Real-World- Datenbank könnte zudem für die Durchführung von registerbasierten randomisierten klinischen Studien nach schwedischem oder britischem Vorbild genutzt werden“, fasst Dr. Hinterding zusammen.
Ein zentrales Ergebnis: 39 Prozent der Befragten gaben an, unter depressiven Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen oder dem Verlust von Interessen und Freude zu leiden – ein Zuwachs um zehn Prozent gegenüber 2019. „Eine bemerkenswerte Steigerung“, sagt Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Auch körperliche Beschwerden haben den Studierenden zufolge im Sommer 2020 um acht Prozent zugenommen. „Insgesamt gab ein Viertel der Befragten an, sie bräuchten psychosoziale Unterstützung“, so Beutel.
Zukunftsangst: Weniger Nebenjobs, Auslandsaufenthalte, Praktika
Gründe für die schlechtere Verfassung sind in erster Linie wirtschaftliche und soziale Veränderungen, die die Pandemie nach sich zog. So machen sich zwei Drittel der Befragten Sorgen um ihren ökonomischen Status: Nicht nur Nebenjobs brachen weg (16 Prozent), auch Auslandsaufenthalte, Praktika und ehrenamtliches Engagement (13 Prozent) waren eingeschränkt. „Viele sind pessimistisch, was ihre berufliche Zukunft angeht. Sie fürchten Nachteile bei der Berufswahl“, erläutert DGPM-Experte Beutel.
Neben Zukunftsängsten leiden die Studierenden unter Vereinsamung. Das beginnt beim Studium, das zu Hause online stattfindet. „Digitale Formate sind technisch störungsanfällig, und es mangelt an Interaktivität“, berichtet Beutel. „Vorlesungen und Seminare werden oft wie ein Vakuum erlebt.“ Der unmittelbare Kontakt zu den Kommilitonen und Dozenten fehle, soziale Netzwerke könnten die persönlichen Begegnungen nicht ersetzen.
Zurück zu den Eltern: digitale und soziale Vereinsamung
Verstärkt wird die Vereinzelung durch die Kontaktbeschränkungen – Treffen im Freundeskreis, Freizeitaktivitäten und gemeinschaftlicher Sport fallen weg. „Nach eigenen Angaben setzen die Studierenden das Social Distancing ziemlich konsequent um“, berichtet Beutel. So gaben 90 Prozent an, persönliche Treffen verringert zu haben, 85 Prozent meiden öffentliche Orte. Fast alle Befragten erklärten, Maske zu tragen und Abstand zu halten.
Die Angst vor Ansteckung führe zu weiterer Isolation. „Sich partnerschaftlich auszuprobieren, das funktioniert unter Pandemiebedingungen so einfach nicht“, meint Beutel. Soziale Einschränkungen bewirken in Verbindung mit wirtschaftlichen Einbußen häufig Veränderungen der Wohnsituation. „Zehn Prozent der Studierenden sind zu den Eltern zurückgezogen, andere haben die WG verlassen und sitzen allein in einer Einzimmerwohnung“, erklärt der Mainzer Experte.
Verlust der Tagesstruktur, verstärkter Substanzkonsum
Diese Einschnitte erleben junge Menschen, die eigentlich ins Leben aufbrechen sollten, als sehr belastend. „Mit dem Wegfall von Präsenzunterricht und Freizeitaktivitäten geht schnell die Tagesstruktur verloren, die Studierenden verkriechen sich zu Hause“, erläutert Beutel. Das verstärke depressive Symptome und löse einen Teufelskreis aus, der eine Steigerung des Substanzkonsums triggern könne. „Wir registrieren, dass die Studierenden mehr Alkohol trinken und Cannabis rauchen“, so Beutel.
Die Mainzer Forschungsgruppe setzt die Studierenden-Erhebung fort. „Ich befürchte, dass sich die psychische und gesundheitliche Situation der Studierenden weiter verschlechtert“, erklärt Beutel.
Forderungen: Mehr BAföG, mehr Server-Kapazität, mehr Leihgeräte
Die Experten für psychosomatische Medizin empfehlen daher Maßnahmen, um die Situation des akademischen Nachwuchses zu verbessern. „Wir plädieren für einen stärkeren Einsatz von Live-Vorlesungen zu festen Terminen, sofern von Studierenden gewünscht, für ein breiteres Angebot von Online-Praktika mit möglichst vielen interaktiven Elementen, für eine gezielte stärkere finanzielle Unterstützung durch BAföG, staatliche und private Förderungen sowie einen niederschwelligen Zugang zu Angeboten, die über Prävention und Behandlung psychischer Probleme informieren“, erklärt Professor Dr. med. Harald Gündel, Mediensprecher der DGPM.
Ein weiteres Forderungspaket bezieht sich auf die digitalen Rahmenbedingungen. „Online-Plattformen sollten besser strukturiert, Prüfungen an die digitale Form angepasst, Dozierende im Umgang mit digitalem Unterricht geschult und Hotlines für Studierende zur digitalen Lehre eingeführt werden“, führt Gündel aus. Darüber hinaus brauche es mehr Lizenzen für Softwareanwendungen, größere Server-Kapazitäten und eine bessere technische Ausstattung der Studierenden. „Das könnte durch Leihgeräte oder eine finanzielle Entlastung bei der Anschaffung von Laptops geschehen“, ergänzt der DGPM-Sprecher.
Literaturhinweis:
Weiterführende Informationen zum Projekt „Healthy Campus Mainz – gesund studieren“, zu Studien und den Empfehlungen finden Sie unter folgendem Link:
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Spitzenreiter Berlin und Brandenburg
Besonders zahlreich gingen die Berliner und Brandenburger Versicherten zur Pneumokokken-Impfung. 13,2 Prozent der TK-Versicherten ab 60 Jahren in Berlin ließen sich im vergangenen ersten Halbjahr impfen, in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen sogar 14,2 Prozent. In der Hauptstadt lag die Quote bereits 2019 besonders hoch - 2020 hat sie sich jedoch im Vergleich ebenfalls fast vervierfacht. Das Land Brandenburg liegt auf Platz 2: hier bekamen 9,4 Prozent der Versicherten im ersten Halbjahr 2020 eine Pneumokokken-Impfung. "Die hohe Impfbereitschaft zeigt, wie gut informiert viele Ältere während der Pandemie handeln und sich somit verantwortungsbewusst verhalten", sagt Susanne Hertzer, Leiterin der TK-Landesvertretung in Berlin und Brandenburg.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Pneumokokken-Impfung generell für Menschen ab 60 Jahren sowie für Patientinnen und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten. Ob und wann eine Auffrischung nach mehreren Jahren nötig ist, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden. Für Säuglinge empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung mit drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten.
]]>Diese Wirksamkeitstests sind aber unerlässlich für die effektive Behandlung der multiresistenten Tuberkulose (MDR-TB), die immer häufiger auftritt. Hier ist der Erreger gegenüber den besten Tuberkulosemedikamenten, Rifampicin und Isoniazid, resistent, also unempfindlich geworden. Ursache sind Veränderungen im Erbgut, sog. Mutationen, die fast immer an denselben Stellen im Genom auftreten. Die Therapie der MDR-TB ist langwierig, kostspielig und von häufigen Nebenwirkungen geprägt.
Für die Wahl der Antibiotika in einer Kombinationstherapie sind die behandelnden Ärzte bislang auf die Ergebnisse der Medikamententestung nach Anzucht angewiesen. „Aktuell stehen 15 Medikamente für die Zweitlinientherapie zur Verfügung, von denen mindestens vier miteinander kombiniert werden“, erklärt Prof. Christoph Lange, der die klinische Studie am FZ Borstel koordinierte.
Um die Wahl der effektivsten Antibiotika zu beschleunigen, haben DZIF-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Stefan Niemann am Forschungszentrum Borstel einen Katalog von Mutationen im Erbgut der Tuberkulosebakterien erstellt, mit dem sich Antibiotikaresistenzen der Bakterien gegen alle Medikamente vorhersagen lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bakterien verändert sich das Erbgut der Tuberkulosebakterien kaum über die Zeit. Das Genom der Tuberkulosebakterien trägt ca. 4.4 Millionen Bausteine (Basenpaare) welche die Information für ca. 4000 Gene speichern.
Hans-Peter Grobbel, Medizinstudent und DZIF-Doktorand im Team von Christoph Lange hat nun mit Unterstützung seines studentischen Kollegen Niklas Köhler, Professor Matthias Merker, Dr. Sönke Andres und Dr. Harald Hoffmann die Ergebnisse der Vorhersagen von Antibiotikaresistenzen durch Gesamt-Genomanalysen untersucht. An Tuberkulosebakterien von 70 Patientinnen und Patienten mit einer MDR-TB, die an der Medizinischen Klinik in Borstel behandelt wurden, verglichen die Forscher die molekulare Vorhersage der Antibiotikaresistenzen mit denen der tatsächlichen kulturellen Testergebnisse. Sie wurden von Prof. Florian Maurer, dem Leiter des Nationalen Referenzlabors für Tuberkulosebakterien in Borstel, beigesteuert. Die Wissenschaftler überprüften außerdem, ob basierend auf der Vorhersage der Erbsubstanz der Bakterien verlässliche Kombinationen von Medikamenten für die Therapie der MDR-TB zusammengestellt werden können.
„99 % aller Medikamente in Kombinationstherapien, die wir basierend auf den Ergebnissen der molekularen Vorhersagen aus der Erbsubstanz der Tuberkulosebakterien zusammengestellt haben, sind nach den Ergebnissen der traditionellen mikrobiologischen Antibiotikaresistenztestung auch wirksam“, so Grobbel. Die molekularen Verfahren sind inzwischen preisgünstig und schnell. Idealerweise können betroffene Patientinnen und Patienten bereits in der ersten Woche der Diagnosestellung einer Tuberkulose eine maßgeschneiderte MDR-TB Therapie erhalten.
Originalveröffentlichung
Grobbel HP, Merker M, Köhler N, Andres S, Hoffmann H, et al. Design of multidrug-resistant tuberculosis treatment regimens based on DNA sequencing.
Clin Infect Dis. 2021 Apr 26:ciab359. doi: 10.1093/cid/ciab359. Online ahead of print.
PMID: 33900387
]]>In der aktuell publizierten STOIC-Studie aus Großbritannien wurde nun untersucht, ob auch bei Patienten ohne Asthma (84 bis 86 Prozent der Patienten hatten kein Asthma) eine SARS-CoV-2-Infektion günstig beeinflusst wird, wenn Betroffene zweimal täglich ein handelsübliches Asthma-Medikament (Budesonid) im Frühstadium der Erkrankung inhalieren. Das Ergebnis: Die Dauer der Symptome konnte um einen Tag verkürzt und die Häufigkeit von Arztbesuchen reduziert werden.
Doch dieses Ergebnis ist nur bedingt aussagekräftig. „Zwar handelt es sich bei der Studie um eine randomisierte, aber nicht um eine verblindete Studie. Das heißt, die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wussten, ob das ICS inhaliert wurde oder nicht. Ein erheblicher Placebo-Effekt ist hier also möglich“, erklärt Professor Dr. med. Marek Lommatzsch, Oberarzt der Abteilung für Pneumologie des Zentrums für Innere Medizin der Universitätsmedizin Rostock. „Zudem handelt es sich um eine Studie mit vergleichsweise wenigen Studienteilnehmern, und die in der Studie eingeschlossenen Patienten mit Asthma können zu dem positiven Ergebnis beigetragen haben“, ergänzt Professor Dr. med. Klaus F. Rabe, Chefarzt der LungenClinic in Grosshansdorf.
Um mögliche positive Wirkungen des Medikaments bei COVID-19 zu bestätigen, müssten weitere, größere und verblindete Studien durchgeführt werden. „Auf Basis der STOIC-Studie können derzeit keine Empfehlungen für eine allgemeine ICS-Behandlung von Patienten mit COVID-19 ausgesprochen werden“, so Professor Dr. med. Roland Buhl, Leiter der Abteilung für Pneumologie der Universitätsmedizin Mainz. Den Menschen mit Asthma oder COPD, die bereits dauerhaft mit inhalativen Corticosteroiden behandelt werden, empfehlen die Pneumologen nach wie vor, diese Therapie während der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie und im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung fortzuführen. Die aktuelle STOIC-Studie dürfe in keinem Fall dazu führen, dass ICS nicht mehr in ausreichenden Mengen für Menschen mit Asthma oder COPD zur Verfügung stünden.
Zur vollständigen Stellungnahme: https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/COVID-19/20210419_DGP_OEGP_DGAKI__C19_und_ICS__STOIC-Studie.pdf
]]>Dr. Horst Lindhofer, Gründer und Geschäftsführer von Lindis Biotech und Erfinder von Catumaxomab, erklärte: „Ich freue mich sehr, dass wir nach den bemerkenswerten klinischen Erfolgen in der Behandlung von maligner Bauchwassersucht unseren Antikörper nun in einer weiteren Indikation mit einem hohen medizinischen Bedarf anwenden können. Im Gegensatz zur derzeitigen Standardtherapie mit BCG (Bacillus Calmette-Guérin) kann Catumaxomab eine gezielt gegen den Tumor gerichtete Immunantwort erzeugen, da der bispezifische Antikörper mit einem Bindungsarm direkt an die Tumorzelle bindet. Die Ergebnisse aus ersten Vorversuchen haben uns sehr motiviert und gezeigt, dass wir in dieser Indikation für Patienten einen echten Unterschied in der Behandlung erzielen könnten.“
NMIBC sei, so erklärt Lindis Biotech, eine sowohl für die Patienten als auch für das Gesundheitssystem sehr belastende Krebserkrankung, denn die Tumore tendieren dazu, multifokal aufzutreten, chronisch zu rezidivieren und sind üblicherweise gegen Chemotherapien resistent. Die derzeitige Standardtherapie sei ein direktes Einspülen von BCG (Bacille Calmette Guerin) in die Harnblase, das wiederholt über einen Zeitraum von bis zu 3 Jahren durchgeführt wird. Versage diese Therapie, bleibe Patienten mit Hoch-Risiko-NMIBC-Tumoren oft nur noch die Zystektomie, um eine Progression des Tumors zu verhindern, was eine enorme Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität darstelle. Die BCG Therapie selbst verursache eine schmerzhafte, unspezifische Blasenentzündung, die mit starken Nebenwirkungen und einer hohen Abbruchrate einhergeht.
Dr. med. Ralph Oberneder, Chefarzt und Direktor der Klinik für Urologie am Klinikum Planegg, kommentierte: „Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass mit der klinischen Entwicklung des Antikörpers Catumaxomab in Zukunft für die Behandlung von NMIBC eine wirksamere und verträglichere Alternative zur BCG-Therapie vorliegt und eine verbesserte Patientenversorgung erreicht werden kann. Das wäre in einem Bereich, in dem es zurzeit praktisch keine therapeutische Innovation gibt, ein großer Fortschritt.“
„Das Start-up Lindis Biotech zeigt mit der Entwicklung einer Immuntherapie gegen Blasenkrebs, dass im IZB Medikamente mit einem sehr hohen medizinischen Bedarf entwickelt werden, die für die Patienten eine enorme Linderung darstellen werden. Wir gratulieren Dr. Horst Lindhofer sehr herzlich zum Beginn der Phase-I-Studie“, so Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie IZB in Martinsried bei München.
]]>„Es kann nicht sein, dass jetzt bereits zugesagte Lieferungen an die Praxen zugunsten der Impfzentren gemindert werden sollen. Vielmehr erwarten wir, dass aller verfügbarer und für die Praxen zugesagter Impfstoff vollständig in den Praxen ankommt. Für Mai erwarten wir dann eine Größenordnung von vier Millionen Dosen und mehr pro Woche in den Praxen, um für einen raschen Schutz der Bevölkerung zu sorgen“, so Hofmeister weiter. „Was zählt, ist jetzt: Impfen, impfen und nochmals impfen, damit wir rasch eine Herdenimmunität bekommen“, machte KBV-Chef Gassen deutlich.
Der vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und der KBV online gestellte „Corona-Impfindex“ werte die Daten des Online-Meldesystems der KBV und die beim Robert Koch-Institut (RKI) eingehenden Meldungen der Impfzentren aus. Von der den Praxen zugeteilten Impfstoffmenge in Höhe von insgesamt 940.000 Dosen seien demnach bis Donnerstag bereits über 668.000 Dosen verimpft worden. „Zwei Tage nach dem Start in den Arztpraxen haben diese schon mehr als zwei Drittel der Impfdosen verimpft. Für heute erwarten wir die Verimpfung der restlichen gut 270.000 Dosen. Den genauen Impffortschritt stellen wir dann täglich in unserem neuen ‚Corona-Impfindex‘ dar“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
]]>Nach der Implantation eines Stents erhielten Patienten in der Regel sechs bis 12 Monate lang eine aus ASS und Thrombozytenaggregationshemmern (P2Y12-Inhibitoren) bestehende DAPT, um die Heilung der Gefäße zu unterstützen und Blutgerinnsel in den behandelten Gefäßen zu verhindern. Allerdings könnten bei HBR-Patienten während längerer DAPT-Behandlungen Nebenwirkungenwie etwa Blutungen auftreten. Die Studien "Xience" 28 und "Xience" 90 von Abbott zeigten, dass die DAPT bereits nach 28 Tagen sicher beendet werden kann, ohne dass sich das Risiko für solche unerwünschten Ereignisse bei den Patienten erhöht. Diese Ergebnisse bestätigten das branchenführende Sicherheitsprofil des "Xience"-Stents.
„Die Ergebnisse der Studien, in denen der "Xience"-Stent bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko und kürzerer Dauer der DAPT untersucht wurde, waren sehr konsistent und zeigten keinen Anstieg kardialer Ereignisse, bei einer signifikanten Reduktion schwerer Blutungen. Einesolche Konsistenz ist wichtig für Ärzte, die das bestmögliche Ergebnis für ihre Patienten erreichenmöchten“, sagt Dr. Marco Valgimigli, stellvertretender Leiter des CardioCentro Ticino, Lugano, und Professor für Kardiologie an der Universitätder italienischen Schweiz (USI).
Die klinischen Studien "Xience" 28 und "Xience" 90 schlossen nach Angaben von Abbott mehr als 3.600 Teilnehmer mit HBR aus Europa, Amerika und Asien ein, bei denen zwei unterschiedliche DAPT-Zeiträume – ein Monat und drei Monate – beobachtet wurden.Ihre konsistenten und schlüssigen Ergebnisse belegen: Bei Patienten, die den "Xience"-Stent mit kürzerer DAPT-Dauer erhalten, komme es zu keinem Anstieg kardialer Ereignisse, während die Inzidenzschwerer Blutungen sinkt, was zeige,dass kurze DAPT-Strategien bei HBR-Patienten mit "Xience"-Stents sicher sind.
„Bei Patientenmit hohem Blutungsrisiko hat der "Xience"-Stent gezeigt, dass er die Patientensicherheit gewährleisten kann, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen, wenn die Dauer der blutverdünnenden Medikamente verkürzt wird“, sagt Dr. Nick West, Chief Medical Officer und Divisional Vice President of Global Medical Affairs bei Abbott. „Diese Resultatereihen sich in das konkurrenzloseVolumenan Forschungsergebnissen ein, die die führende Performance des "Xience"-Stents in einer Reihe von Patientenstudien und klinischen Situationen bestätigen.“
Seit Jahren konzentriere sich die globale Gemeinschaft der interventionellen Kardiologen auf Forschung und Innovationen, um kürzere DAPT-Behandlungen für Patienten zu ermöglichen, die Stents benötigen, aber möglicherweise ein höheres Blutungsrisiko haben. Abbott habe die erforderliche klinische Studien durchgeführt, um die Sicherheit des "Xience" Stents bei Patienten mit einer kürzeren DAPT-Dauer zu evaluieren. Diese Investitionen hätten eine Datengrundlage geschaffen, die sich auf das auswirke, was seit langem der Standard in der Versorgung von Patienten nach einem koronaren Stenting ist. Der "Xience" Stent werde bei lebensrettenden Therapien eingesetzt, die dazu beitragen können, Herzinfarkte zu verhindern oder zu behandeln, und habe sich nun bei kurzen DAPT-Strategien für HBR-Patienten durchweg als sicher erwiesen. Abbott strebt nach eigenen Angaben auch für den "Xience"-Stent in den USA eine Indikation für HBR an.
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