Je nachdem, um welchen Tumor es sich handelt, entwickeln Krieg und seine Kolleg:innen individuelle Behandlungs- und Operationsstrategien. Wichtig dabei: Das gesunde Gewebe soll möglichst erhalten bleiben und es sollen keine Strukturen geschädigt werden, was nachher weitere Einschränkungen verursachen kann. Als „Aphasie“ bezeichnet man beispielsweise Störungen des Sprechens nach einer Operation. „Wir wollen schon vor der Operation sehr genau wissen, wie groß dieses Risiko für die Patient:innen ist.“
Der Leitende Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie im Klinikum rechts der Isar beschäftigt sich schon seit mehr als zehn Jahren mit dem so genannten präoperativen Kartieren des Gehirns. „Wir wissen schon lange, wo sich grundlegend welche Funktionen des Gehirns etwa für Bewegung oder das Sprechen befinden. Doch haben wir erst vor etwa fünf Jahren damit begonnen, das Netzwerk des Gehirns zu analysieren, also herauszufinden, wie einzelne Regionen zusammenarbeiten, um beispielsweise das Sprechen zu ermöglichen. Klar ist: Ein echtes Sprachzentrum gibt es nicht. Es sind eher mehrere so genannte Hubs, also Knoten eines großen Netzwerks, über die Sprache möglich wird.“
Hirntumor: Per Maschinellem Lernen Prognosen abgeben
Die Analyse der Netzwerkeigenschaften des Gehirns – auch Connectom-Analyse genannt –, die das Team von Prof. Krieg seit etwa zwei Jahren einsetzt, spielt eine Schlüsselrolle in der aktuellen Forschung. „So quantifizieren wir die Verbindungen in einzelnen Hirnarealen“, sagt Prof. Krieg. „Inzwischen haben wir damit begonnen, Hirnarealen exaktere Funktionen zuzuweisen.“
Die TUM-Wissenschaftler Dr. med. Haosu Zhang und Dr. med. Sebastian Ille haben nun Schichtbilder vom Gehirn anatomisch zugeordnet, die für sprachliche Fähigkeiten zuständig sind. Der Ablauf ist Folgender: „Mit Hilfe einer speziellen Form der Magnetresonanztomographie, der sogenannten Traktografie stellen wir die Netzwerke und Subnetzwerke von Nervenbahnen im Gehirn dreidimensional dar“, erläutert Zhang die Technologie.
Unterstützt wird diese Netzwerkanalyse von der navigierten transkraniellen Magnetstimulation. Dabei hemmt ein gezielter magnetischer Impuls Nervenzellen von Faserbahnen, die für das Sprechen zuständig sind. Dies löst dann bei den Patient:innen eine vorübergehende Sprachstörung aus, die in Videoanalysen erkannt werden kann. So können die Wissenschaftler:innen präzise Regionen im Gehirn ausfindig machen, die für das Sprechen zuständig sind. „Die so genannten Connectom-Parameter aus der Traktografie und Informationen über die Sprachfunktion des Patienten kombinieren wir miteinander“, erläutert Zhang.
Das Besondere an Zhangs und Illes Algorithmus: Heraus kommen „statistisch signifikante Parameter“ – Daten, die die Basis für das Training eines Modells für maschinelles Lernen bieten und damit auch für die Bestimmung der Sprachfunktion von einzelnen Patient:innen. So komplex der Einsatz der verschiedenen Analysemethoden zu sein scheint – das Besondere an der Methode ist ihre Einfachheit: Der gesamte Analyseprozess kommt ohne komplexe Algorithmen und leistungsstarke Rechner aus. „Die Daten, die wir einsetzen, ziehen wir aus Routineuntersuchungen im Krankenhaus“, sagt Zhang.
Netzwerkanalyse: Genauigkeit in der Vorhersage von Sprachstörungen von 73 Prozent
In einer aktuellen Studie haben die Forschenden vom Klinikum rechts der Isar bei 60 Patient:innen gezeigt, dass sich durch den Einsatz dieser kombinierten Analyse recht zuverlässig (73 %) vorhersagen lässt, ob es nach dem Eingriff zu Sprachstörungen kommt, zur so genannten operationsbedingten Aphasie. „Es ist sehr wichtig, eine solche Prognose abgeben zu können“, so Krieg. Ihn begeistert, dass er das Risiko mittels „echter Netzwerkanalyse“ nun besser in Zahlen fassen und die Kartierung des Gehirns mit konkreten Daten untermauern kann.
Hinzu kommt: Mit Hilfe von maschinellem Lernen sollen die Prognosen nun noch besser werden. Doch dafür benötigen die Forschenden Daten von mehr Patient:innen, um die Machine-Learning-Algorithmen anzulernen. „Es ist der einzige Ansatz, der auf Basis von Big Data eine Aussage über das Risiko eines Eingriffs machen kann“, sagt Prof. Krieg, der nun weitere Patienten finden will, die an seinen Forschungen teilnehmen. Schon „ein paar hundert“ Patienten sollten seiner Ansicht nach für eine sehr präzise Vorhersage ausreichen.
Publikationen
„Preoperative function‐specific connectome analysis predicts surgery‐related aphasia after glioma resection“, Human Brain Mapping, 7-2022
]]>Die gemeinnützige Organisation 'debra of America' beschreibt Epidermolysis bullosa (EB) als "die schlimmste Krankheit, von der Sie noch nie gehört haben". Mit rund 500.000 Menschen weltweit gehört sie zu den seltenen Erkrankungen, die die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt.[1] EB, auch bekannt als "Schmetterlingskrankheit", umfasst ein heterogenes Spektrum genetischer Hauterkrankungen, bei denen die Haut so verletzlich ist wie die Flügel eines Schmetterlings. Selbst geringfügige mechanische Beanspruchung oder Reibungen können zu Blasenbildung mit schmerzhaften chronischen Wunden an Haut und Schleimhaut führen.[2] EB ist eine systemische Multiorganerkrankung. So ist bei schweren Formen auch eine Entzündung oder starke Narbenbildung an inneren Organen wie dem Magen-Darm-Trakt möglich.[3] Erosionen und Vernarbungen der Speiseröhre können das Schlucken fester Nahrung erschweren, bzw. unmöglich machen, mit daraus resultierender Unterernährung und Wachstumseinschränkung.[4] Zudem kann der Verlust von Finger- oder Zehennägeln sowie die Verschmelzung von Fingern und Zehen zu erheblichen Funktionsstörungen und damit zu einer schweren Behinderung führen.[5] EB-Patienten weisen ein erhöhtes Tumorrisiko (Plattenepithelkarzinom) sowie eine deutlich erhöhte Sterblichkeitsrate auf. [6]
Hoffnung beginnt mit Forschung
Die Mission von debra ist es, die Lebensqualität von Menschen mit EB zu verbessern - eine Erkrankung, für die es bislang noch keine kausale Therapie gibt. Gegründet 1980 von Eltern eines Sohnes mit EB unterstützt die Organisation mit großem Engagement die medizinische Versorgung der Betroffenen und fördert innovative Forschung zur Entwicklung wirksamer Behandlungen für EB. Im Rahmen ihrer alljährlichen Wohltätig-keitsveranstaltung 'debra-Benefit' zeichnet sie Forscher und forschende Unternehmen aus, die sich in besonderer Weise um den medizinischen Fortschritt bei EB verdient gemacht haben. Mit dem diesjährigen 'Partners in Progress Award' würdigt debra das Forschungsengagement von Rheacell und die Weiterentwicklung ihres innovativen Ansatzes von ABCB5+ mesenchymalen Stammzellen als potenzielle Behandlungsoption für EB.
"Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung der debra of America. Sie spornt uns weiter an, unsere Forschung und das klinische Entwicklungsprogramm mit Hochdruck weiter voranzubringen, um Menschen mit EB neue Hoffnung geben zu können", so Dr. Christoph Ganss, Arzt, Mitbegründer und Geschäftsführer von Rheacell.
"Ich fühle mich sehr geehrt, mit Unternehmen wie Rheacell zusammenzuarbeiten, die sich auf seltene Krankheiten und insbesondere auf EB fokussieren", erklärte Brett Kopelan, Executive Director von debra of America bei der Verleihung des 'Partners in Progress Award' in Atlanta. "Die Zusammenarbeit mit innovativen Unternehmen, die potenzielle therapeutische Optionen entwickeln, um die schwere Form von EB meiner Tochter zu behandeln und hoffentlich eines Tages zu heilen sowie das Sicherstellen, dass alle wie sie Zugang zu innovativen Behandlungsoptionen haben, ist das, wofür wir uns bei debra of America jeden Tag leidenschaftlich einsetzen."
[1] Rashidghamat, E. et al. (2017). Hartnäckige und seltene Krankheiten Forschung. 2017; 6(1):6-20. DOI: 10.5582/irdr.2017.01005.
[2] Nauroy P. et al. (2021). JDDG. 2021; 1610-0379/2021/1906, DOI: 10.1111/ddg.14396_g.
[3] Kiritsi D. et al. (2021). JCI-Einblick. 2021;6(22):e151922. DOI: ttps://doi.org/10.1172/jci.insight.151922.
[4] Shinkuma, S. (2015). Dystrophic epidermolysis bullosa: A review. Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology (8):275-284.
[5] Dag C. et al. (2014). Dental management of patients with epidermolysis bullosa. Oral Health Dent Manag 2014; 13 (3): 623-627.
[6] Mittapalli VR. et al. (2016). Injury-Driven Stiffening of the Dermis Expedites Skin Carcinoma Progression. In: Cancer Res. 76(4):940-51. DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-15-1348.
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Für den Einsatz in der kurativen Behandlung bescheinigte der G-BA der Wirkstoffkombination einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen (allerdings nur bei über 18-Jährigen). In der Postexpositionsprophylaxe besteht bei Erwachsenen und Jugendlichen ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen. Diese Bewertungsergebnisse haben jedoch für die aktuelle medizinische Versorgung keine Relevanz: Die Virusvarianten, gegen die Casirivimab/Imdevimab eine ausreichende Wirksamkeit aufweist, zirkulieren nicht mehr in Deutschland. Nach aktuellen Angaben des RKI sind derzeit 100% der Infektionen in Deutschland den Omikron-Varianten zuzuordnen.
Anhand von In-vitro-Neutralisationstests konnte keine ausreichende Wirksamkeit von Casirivimab/Imdevimab gegenüber den aktuell zirkulierenden Omikron-Varianten nachgewiesen werden. Für die erst nach Abschluss der Zulassungsstudien aufgekommenen Omikron-Varianten, die derzeit das Infektionsgeschehen in Deutschland dominieren, ist der Zusatznutzen der Wirkstoffkombination deshalb nicht belegt.
]]>Mit dem nach Unternehmensangaben weltweit ersten quantitativen Schnelltest auf Tumore, die durch einen HPV Hochrisiko-Typ ausgelöst wurden, können Karzinome an Zervix, Oropharynx, Anus oder Penis sehr frühzeitig erkannt werden. "CancerCheck" HPV High Risk ist ein in Deutschland entwickelter Test, der die immunologische Antwort des Körpers bei der Entstehung von HPV-bedingten Tumoren misst. Hersteller ist die Abcerion GmbH. Für die Messung reicht ein Tropfen Blut. Die kleinen Messgeräte "concile" Omega100 und "concile" alpha1 liefern nach 15 Minuten ein präzises Ergebnis. Die quantitative Messung liefert Hinweise auf eine Progression und erlaubt ein Monitoring von bereits erkrankten und behandelten Patienten.
Bei nicht mit HPV-geimpften Frauen erreicht der Test für das Zervixkarzinom eine Sensitivität von 91,7%. Die Sensitivität für Oropharynxkarzinome beträgt 91,3%. Der neue Schnelltest weist Präkanzerosen deutlich sensitiver nach als späte, genetisch bereits mutierte Karzinome. So betrug die Sensitivität für die zervikalen intraepithelialen Neoplasien CIN1 und CIN2 in den Zulassungsstudien 100%. Die positiven und negativen Vorhersagewerte waren 91,7% und 96,5%.
"CancerCheck" HPV High Risk weist Präkanzerosen und Karzinome nach, die von den HPV Hochrisiko-Typen HPV16, 18, 31,33,35, 39, 45, 51, 52, 53, 56, 58, 68 und 73 ausgelöst wurden. Der neue und quantitative Schnelltest kann nach eigenen Angaben fast alle HPV-bedingten Tumore in einem frühen Stadium erkennen. Somit könne er eine einfache und sinnvolle Ergänzung der Krebsfrüherkennung bei Frauen und Männern und eigne sich zudem für das Monitoring von Risikopersonen. Die Abrechnung erfolgt über GOÄ.
Die Anzahl der Frauen, die an einem Zervixkarzinom erkranken geht zurück, dagegen erkranken zunehmend viele Frauen an Karzinomen der Vulva und des Oropharynx. Bei Männern führt HPV vor allem zu Oropharynxkarzinomen, daneben sind Anus und Penis betroffen. (Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut: Datenbankabfrage mit Schätzung der Inzidenz, Prävalenz und des Überlebens von Krebs in Deutschland auf Basis der epidemiologischen Landeskrebsregisterdaten (DOI: 10.18444/5.03.01.0005.0016.0001). Mortalitätsdaten bereitgestellt vom Statistischen Bundesamt. www.krebsdaten.de/abfrage, Letzte Aktualisierung: 21.12.2021, Abrufdatum: 18.08.2022)
]]>Was tun, um die eigene Gesundheitskompetenz zu verbessern?
Krusche rät Patient:innen, einfach zugängliche Angebote wahrzunehmen, beispielsweise Fragen mit Rheumatologischen Fachassistenzen zu klären. Entsprechende Teams seien leider nicht in allen Praxen und Kliniken verfügbar. Vielfältiges Informationsmaterial böte aber auch die Patientenorganisation für Rheumapatient:innen, die Deutsche Rheuma-Liga. Dies bestätigen auch die Zahlen der Studie: „Mitglieder von Selbsthilfeorganisationen konnten bessere Werte bei der Gesundheitskompetenz als die durchschnittliche Bevölkerung erzielen", freute sich Rotraud Schmale-Grede als Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga beim Kongress. „Dr. Google" hingegen sei in der Regel kein guter Berater: „Wenn Patient:innen beispielsweise Arztbriefe nicht verstehen, sollten nochmals der Kontakt zum Arzt gesucht oder ärztlich betreute Beratungsangebote angesteuert werden", so Krusche. Das Suchen einzelner Begriffe im Internet führe meistens eher zu Verwirrung als zur besseren Aufklärung.
Perspektive - was sich im Gesundheitssystem ändern muss
Mehr Zeit für die sprechende Medizin, eine umfassendere didaktische Ausbildung im Medizinstudium und mehr strukturierte Aufklärungsveranstaltungen wie z. B. evaluierte Patientenschulungen für Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen - all dies sei notwendig, um chronisch kranke Menschen seitens des Gesundheitssystems ausreichend zu stützen, so Krusche. Dazu zählen zwei maßgeblich von der DGRh entwickelten Patientenschulungen, die seit diesem Jahr im Disease Management Programm Rheumatoide Arthritis (DMP RA) Anwendung finden. Patient:innen können sich bei ihrer Krankenkasse in ein solches Behandlungsprogramm einschreiben lassen. Ziel ist es, dass sie dadurch über Einrichtungsgrenzen hinweg auf dem aktuellen medizinischen Forschungsstand ärztlich behandelt werden und von Beginn an regelmäßig über Diagnosen und therapeutische Schritte durch die behandelnden Rheumatolog:innen informiert werden. Diese sollten zuvor einen zertifizierten Train-the-Trainer-Kurs für Patientenschulung (TTT-Kurse) absolvieren, damit es bestmöglich gelingt, die Patient:innen in die Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und diese gemeinsam zu treffen.
Chancen sieht Krusche auch in digitalen Anwendungen: „Professionell gestaltete Apps könnten künftig noch besser Antworten auf Fragen Betroffener geben, idealerweise in einfacher Sprache und zugängigen Formaten aufbereitet", so Krusche. „Die eigene Erkrankung verstehen und im Arztgespräch verstanden zu werden - beides ist unerlässlich, um einen optimalen Verlauf bei Menschen mit Rheuma sicherzustellen", ergänzt auch Professor Dr. med. Andreas Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Präsident der DGRh. Gerade im Nachgang zum wissenschaftlichen Kongress sei es ihm wichtig, zu betonen: „Es sind nicht nur Fortschritte in der Forschung, die das Befinden unserer Patient:innen verbessern, es ist auch das Wissen jedes einzelnen um seine Erkrankung, das den Menschen hilft."
Quellen:
Health Literacy Survey Germany 2021: Zweiter Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2) veröffentlicht - nap-gesundheitskompetenz.de
Deutscher Rheumatologiekongress 2022, Session Gesundheitskompetenz - Verstehen und verstanden werden, 3. September 2022, on Demand verfügbar bis 31. Dezember 2022.
https://dgrh.de/Aktuelles/Patientenschulung-f%C3%BCr-DMP-RA-anerkannt.html
]]>Deutliche regionale Unterschiede
Der Gesundheitsatlas zeigt bei der KHK-Häufigkeit deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Westfalen-Lippe: Während in der Stadt Münster 6,0 Prozent der Einwohner ab 30 Jahren eine vom Arzt oder von einer Ärztin diagnostizierte KHK hatten, lag der Anteil in Gelsenkirchen und Herne bei 12,7 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern liegt Westfalen-Lippe mit einem KHK Anteil von 9,1 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 8,3 Prozent.
Krankheitshäufigkeit steigt im Alter an – Männer stärker betroffen
Die Krankheitshäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Männer sind in allen Altersgruppen stärker betroffen als Frauen. Bereits im Alter von 55 Jahren liegt in Westfalen-Lippe eine hohe KHK-Betroffenheit mit 8,4 Prozent der Männer und 3,2 Prozent der Frauen vor. Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit bei den Männern in der Altersgruppe von 85 bis 89 Jahren mit 43,4 Prozent, bei den Frauen in der Altersgruppe der über 90-Jährigen mit 28,8 Prozent. „Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind vor allem durch biologische Faktoren sowie durch unterschiedliche Risikofaktoren wie das Rauchverhalten oder Bluthochdruck bedingt“, sagt Ackermann.
Rauchen hoher Risikofaktor für KHK
Das Rauchen stellt einen wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung einer KHK dar. Der AOK-Gesundheitsatlas zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem regionalen Anteil der rauchenden Bevölkerung und der KHK-Prävalenz in Westfalen-Lippe. In vielen Regionen, in denen der Anteil der Rauchenden hoch ist, ist auch die KHK-Häufigkeit besonders ausgeprägt. Das trifft vor allem auf Herne, Gelsenkirchen, Hamm, Recklinghausen, Hagen, Unna, den Ennepe-Ruhr-Kreis und Siegen-Wittgenstein zu.
Zusammenhang zwischen KHK und Bluthochdruck und Diabetes Typ 2
Neben einer genetischen Veranlagung, einem höheren Alter und dem männlichen Geschlecht gibt es verschiedene Risikofaktoren, die die Entwicklung der KHK begünstigen. Dazu gehören neben dem Rauchen auch die verschiedenen Einzelfaktoren des metabolischen Syndroms: Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, starkes Übergewicht und Blutzuckererkrankungen. Der AOK-Gesundheitsatlas hat festgestellt, dass in Westfalen-Lippe in vielen Regionen eine jeweils überdurchschnittliche Hypertonie- und Diabeteshäufigkeit bei einer gleichzeitig erhöhten KHK-Prävalenz besteht. Dies ist vor allem bei den Städten Gelsenkirchen und Herne besonders ausgeprägt.
Der AOK-Gesundheitsatlas hat ebenfalls analysiert, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen (Deprivation) häufiger an KHK erkranken als Menschen mit einem hohen sozialen Status. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch im Vergleich der Regionen in Schleswig-Holstein auf Basis des ‚German Index of Socioeconomic Deprivation‘ (GISD) des Robert-Koch-Instituts. Aufgeteilt in fünf gleich große Kategorien (Quintile) wird festgestellt, dass sich in der höchsten Kategorie der Stufe 5 gleich fünf Regionen mit einem erhöhten KHK-Patientenanteil befinden: Herne, Gelsenkirchen, Hamm, Recklinghausen und Hagen.
KHK-Patientinnen und -Patienten haben erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe
Der AOK-Gesundheitsatlas geht auch der Frage nach, welche Auswirkungen das Coronavirus auf KHK-Patienten hat. „Nach aktuellem Wissensstand wird davon ausgegangen, dass für KHK-Betroffene im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion ein um etwa zweifach erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung haben. Aktuelle Analysen berechnen zudem für KHK-Patientinnen und -Patienten ein mehr als doppelt so hohes Risiko an Covid-19 zu versterben als Covid-19-Erkrankte ohne KHK. „Deshalb sollten KHK-Patientinnen und –Patienten neben den allgemeinen Verhaltensmaßnahmen zur Verringerung eines SARS-CoV-2-Infektionsrisikos auch die allgemeinen Impfempfehlungen unbedingt berücksichtigen. Dazu gehören neben den Covid-19-Impfungen auch die jährliche Grippeschutzimpfung sowie die Pneumokokken-Impfung“, so Ackermann.
Außerdem wurde festgestellt, dass es in Westfalen-Lippe im bisherigen Pandemieverlauf zu starken Fallzahl-Einbrüchen in Kliniken kam. Dies betraf auch die Notfallbehandlungen wegen Herzinfarkt und Schlaganfall mit einem Rückgang von jeweils sieben Prozent in 2020 gegenüber 2019. „Viele Patientinnen und Patienten haben aus Angst vor einer SARS-CoV-2-Infektion den Klinikaufenthalt vermieden. Wir appellieren deshalb dringend, bei Notfallsymptomen auch unter den Bedingungen der Pandemie nicht zu zögern und umgehend den Notruf zu wählen“, so Ackermann.
Strukturierte Behandlung für ein besseres Krankheitsmanagement
Die Therapie der KHK besteht aus drei wichtigen Säulen: Maßnahmen zur Lebensstil-änderung, medizinische Eingriffe zur Wiederherstellung der Durchblutung der Herzkranzgefäße und medikamentöse Therapien. Wichtig bei der KHK ist auch, dass die Patientinnen und Patienten im Sinne eines wirksamen Krankheitsmanagements aktiv eingebunden werden, um Lebensstilveränderungen Schritt für Schritt zu realisieren, Medikamente zuverlässig anzuwenden und im Notfall bei möglichen Herzinfarktsymptomen schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Dies alles kann idealerweise im Rahmen des Disease-Management-Programms (DMP) realisiert werden. Die AOK NordWest engagiert sich seit Jahren für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit koronarer Herzkrankheit. So ist das DMP „AOK-Curaplan“ für KHK-Patienten seit fast 20 Jahren ein fester Bestandteil der Versorgung. Aktuell sind über 59.000 Versicherte der AOK NordWest in Westfalen-Lippe in dieses Programm eingeschrieben. „Ziel des DMP ist es, bei den teilnehmenden Patientinnen und Patienten durch regelmäßige ärztliche Behandlungen und die Vereinbarung individueller Therapieziele das Herzinfarkt-Risiko und die Sterblichkeit zu senken und die Lebensqualität zu erhalten“, sagt Ackermann. Auf dem Weg zu Lebensstilveränderungen unterstützt die AOK NordWest ihre Versicherten zudem mit zahlreichen kostenfreien persönlichen und digitalen Angeboten im Rahmen ihres Gesundheitsprogramms.
Sinkende Mortalität, steigende Arzneimittel-Verordnungen und AU-Tage
Die KHK schränkt durch ihre Symptome nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen ein, sondern geht auch mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. Positiv ist, dass sich die Sterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren auch in Nordrhein-Westfalen deutlich reduziert hat von 37.454 Todesfällen im Jahr 2000 auf 22.220 im Jahr 2020. Auch die Anzahl der Krankenhausbehandlungen ist rückläufig. Im Jahr 2004 wurden 203.469 Menschen mit einer KHK in nordrhein-westfälischen Kliniken behandelt, in 2019 waren es 158.074 Patientinnen und Patienten. Hingegen haben sich die Verordnungen von KHK-Medikamenten für alle GKV-Versicherten deutlich erhöht. Im Jahr 2011 waren es in Westfalen-Lippe 7,3 Millionen Verordnungen, in 2020 mehr als 8,2 Millionen. Ebenfalls angestiegen sind die Ausfalltage bei AOK-Versicherten in Westfalen-Lippe wegen einer KHK-Diagnose. In 2010 kam es zu 208.107 Arbeitsunfähigkeitstagen, in 2021 waren es 280.280 Tage.
Für den AOK-Gesundheitsatlas ist ein Hochrechnungsverfahren zum Einsatz gekommen, das für diesen Zweck vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt worden ist. Es erlaubt auf Basis der Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der gesamten Wohnbevölkerung bis auf die lokale Ebene.
]]>"Die Ergebnisse der RELIEF-Studie unterstreichen die Bedeutung des , FreeStyle Libre'-Systems zur Senkung Diabetes-bedingter Ereignisse und Hospitalisierungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes unter einer nur auf Basalinsulin basierenden Therapie", sagte Professor Jean-Pierre Riveline vom Universitätszentrum für Diabetes und Diabeteskomplikationen im Hôpital Lariboisière in Paris. "Diese Rückgänge sind mit den Beobachtungen bei der größeren Kohorte von Personen mit Typ-2-Diabetes vergleichbar, die mehrere Injektionen pro Tag erhalten. Dies deutet darauf hin, dass eine auf der ,FreeStyle Libre'-Technologie gestützte Therapie auch den Patienten, die nur Basalinsulin verwenden, als Bestandteil ihrer individualisierten Versorgung empfohlen werden sollte und nicht nur denjenigen, die eine intensive Insulintherapie benötigen."
Wenn orale Arzneimittel zur Regulierung der Glukosekonzentration nicht mehr ausreichen, erfolgt häufig eine Umstellung der Diabetestherapie, wobei die meisten Ärzt:innen zunächst eine einmal tägliche (Basal-) Insulingabe verordnen. Studien zufolge steigt jedoch die Inzidenz schwerer Hypoglykämien bei Menschen mit Typ-2-Diabetes durch den Beginn einer Therapie mit Basalinsulin um das Dreifache.[2]
Hypoglykämien sind von Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie ihren Ärzt:innen gleichermaßen gefürchtet. Diese Angst bildet eine Barriere, wenn es um die Intensivierung der Behandlung geht und beeinträchtigt die Bereitschaft der Patienten zur Befolgung der ärztlich verordneten Basalinsulintherapie.[3],[4],[5] Die RELIEF-Studie deutet darauf hin, dass die Senkung der Inzidenz von Hypoglykämien und DKA die Adhärenz der Patienten verbessern und somit das Erreichen der Glukose-Zielwerte erleichtern kann. Dies ist besonders bei älteren Menschen wichtig, da Hypoglykämien bei ihnen mit einem signifikant erhöhten Risiko von Stürzen, Frakturen, Demenz und Todesfällen einher gehen.[6]
"Der Übergang von oralen Arzneimitteln zur Insulintherapie kann für Menschen mit Typ-2-Diabetes sowohl mental als auch physisch eine starke Belastung darstellen. Auch wenn diese Umstellung oft notwendig ist, um die Glukosespiegel unter Kontrolle zu bringen, ist das Spritzen von Insulin aufgrund der damit verbundenen Risikofaktoren doch ein Stressfaktor für die Betroffenen", sagte Dr. Alexander Seibold, Senior Medical Director, Diabetes Care Division bei Abbott. "Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, das Diabetesmanagement einfacher zu machen. Deshalb bieten wir Lösungen an, die es den Menschen ermöglichen, ihre aktuellen Glukosewerte und Trends jederzeit mit dem Smartphone oder Lesegerät zu überprüfen. Auf diese Weise können sie sich schnell verändernde Glukosespiegel erkennen und mit mehr Vertrauen die entsprechenden Anpassungen am Lebensstil oder der Medikation vornehmen."
Die Ergebnisse dieser neuesten Studie ergänzen erneut die wachsende Evidenz zum Nachweis der Wirksamkeit des " FreeStyle Libre"-Systems zur Senkung der Hospitalisierungsrate bei Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes, die mehrere Insulindosen täglich benötigen.[9] "Das bestätigt erstmals, was wir bereits individuell in der Praxis beobachtet und aus unserer Erfahrung heraus abgeleitet haben und hilft hoffentlich auch der Patientengruppe mit Basalinsulintherapie im Rahmen der individualisierten Versorgung den Zugang zu der fortschrittlichen Technologie CGM zu gewähren", kommentiert Professor Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes-Klinik Bad Mergentheim.
Derzeit werden die Kosten des "FreeStyle Libre"-Systems in den meisten Ländern Europas bei Menschen mit Typ-1-Diabetes übernommen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes müssen hierzu bestimmte Kriterien erfüllt sein; die Kosten werden z.B. erstattet, wenn mehrere Insulininjektionen pro Tag erforderlich sind oder wenn die Glukosekonzentration sehr schlecht unter Kontrolle gebracht werden kann.
Quellen
[1] Guerci B, Roussel R, Riveline JP, et al. Important decrease in hospitalizations for acute diabetes events following FreeStyle Libre®system initiation in people with type 2 diabetes on basal insulin therapy in France. Presented at EADV, 20-22 September 2022, Stockholm, Sweden.
[2] Rados DV, Falcetta MRR, Pinto LC, et al. All-Cause Mortality and Cardiovascular Safety of Basal Insulin Treatment in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus: A Systematic Review with Meta-Analysis and Trial Sequential Analysis. Diabetes Res Clin Pract. 2021;173:108688; doi: 10.1016/j.diabres.2021.108688.
[3] Peyrot M, Barnett AH, Meneghini LF, et al. Factors Associated with Injection Omission/Non-adherence in the Global Attitudes of Patients and Physicians in Insulin Therapy Study. Diabetes Obes Metabolism 2012;14(12):1081-1087; doi: 10.1111/j.1463-1326.2012.01636.x.
[4] Polonsky WH, Fisher L, Guzman S, et al. Psychological Insulin Resistance in Patients With Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2005;28(10):2543-2545; doi: 10.2337/diacare.28.10.2543.
[5] Walz L, Pettersson B, Rosenqvist U, et al. Impact of Symptomatic Hypoglycemia on Medication Adherence, Patient Satisfaction with Treatment, and Glycemic Control in Patients with Type 2 Diabetes. Patient Prefer Adher. 2014;8:593-601; doi: 10.2147/ppa.s58781.
[6] Mattishent K and Loke YK. Meta-Analysis: Association Between Hypoglycemia and Serious Adverse Events in Older Patients Treated With Glucose-Lowering Agents. Front Endocrinol. 2021;12:571568; doi: 10.3389/fendo.2021.571568.
[7] Die FreeStyle Libre 3 App/FreeStyle LibreLink ist nur mit bestimmten Mobilgeräten und Betriebssystemen kompatibel. Bevor Sie die App nutzen möchten, besuchen Sie bitte die Webseite www.FreeStyleLibre.de um mehr Informationen zur Gerätekompatibilität zu erhalten.
[8] FreeStyle Libre 3 Sensoren können entweder mit dem FreeStyle Libre 3 Lesegerät oder
mit der FreeStyle Libre 3 App ausgelesen werden. Beide Geräte können nicht parallel verwendet werden.
[9] Die Aussage basiert auf der Anzahl der Nutzer des FreeStyle Libre Messsystems weltweit im Vergleich zu der Nutzeranzahl anderer führender sensorbasierter Glukosemessysteme für den persönlichen Gebrauch. Daten liegen vor. Abbott Diabetes Care.
[10] Roussel R, Riveline J-P, Vicaut E, et al. Important Drop Rate of Acute Diabetes Complications in People With Type 1 or Type 2 Diabetes After Initiation of Flash Glucose Monitoring in France: The RELIEF Study. Diabetes Care 2021;dc201690; doi: 10.2337/dc20-1690.
Über die RELIEF-Studie:
Die von Abbott finanzierte RELIEF (Real-world Evidenz von FreeStyle Libre: Analyse der SNDS-Datenbank in Frankreich)-Studie[10] beruhte auf Leistungseinträgen in der Datenbank der französischen staatlichen Krankenkasse (SNDS), die die gesamte, rund 66 Millionen umfassende Bevölkerung Frankreichs abdecken. Damit ist sie eine der weltweit größten Datenbanken mit kontinuierlichen homogenen Leistungsdaten. Diese Datenbank enthält umfangreiche Informationen über die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen wie z.B. ambulante Arztbesuche, verordnete Medikamente, verwendete Therapieverfahren, chronische Erkrankungen sowie Diagnosen und medizinische Maßnahmen bei Krankenhauseinweisungen sowie Todesdaten nach Einzelpersonen. Ziel der RELIEF-Studie war es, die Auswirkung der Verwendung des "FreeStyle Libre"-Systems auf akute Diabetes-Ereignisse in der medizinischen Standardpraxis in Frankreich zu untersuchen, nachdem das System im Juni 2017 zur Erstattung durch die nationale Krankenkasse zugelassen wurde.
In diese retrospektive Teilstudie wurde alle französischen Patienten mit Typ-2-Diabetes unter Basalinsulintherapie eingeschlossen, die zwischen dem 1. August 2017 und dem 31. Dezember 2018 eine erste Kostenerstattung für das "FreeStyle Libre"-System erhielten, insgesamt 5.933 Personen. Die Analyse untersuchte Leistungsdaten für die 12 Monate vor und bis zu 24 Monate nach erstmaliger Nutzung des "FreeStyle Libre"-Systems. Es wurden Krankenhausaufenthalte für die folgenden Diabetes-bedingten akuten Ereignisse identifiziert: schwere Hypoglykämie, DKA, Koma und Hyperglykämie.
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Dabei haben sich die technischen Möglichkeiten verbessert. Die Ärzte blicken heute nicht nur auf die Schleimhaut, sondern teilweise auch in die Tiefe. Beim „Narrow Band Imaging“ (NBI) beleuchten die Endoskope die Schleimhaut nur mit zwei Wellenlängen, die vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin absorbiert werden. Das macht auch die kleinen Adern in und unterhalb der Schleimhaut sichtbar. „Ein veränderter Verlauf der Gefäße erlaubt häufig Rückschlüsse auf krankhafte Schleimhautveränderungen, die im Rahmen der Krebsentstehung auftreten“, sagt Prof. Betz.
Das „hyperspektrale Imaging“, welches seinen Ursprung in der Beurteilung von Landschaften aus Satellitenaufnahmen hat, betrachtet die Schleimhaut in bis zu 100 verschiedenen Wellenlängenbereichen. Prof. Betz erläutert: „Der Informationsgehalt ist dann wesentlich höher als bei einem regulären endoskopischen Bild, allerdings ist eine Bewertung der Bilddaten ohne Computer-Unterstützung praktisch unmöglich“.
Die dritte Methode, die bereits seit einigen Jahren in der Augenheilkunde eingesetzt wird, ist die „optische Kohärenztomographie“. Sie ermöglicht einen stark vergrößerten Blick in die obersten Schichten der Schleimhaut hinein. „Die Eindringtiefe ist zwar auf 1 mm begrenzt. Dafür sind die einzelnen Strukturen jedoch in nahezu zellulärer Auflösung erkennbar“, sagt Prof. Betz.
Die neuen Verfahren könnten helfen, Krebserkrankungen frühzeitiger zu erkennen. Allerdings ist die Beurteilung der generierten Daten für die Ärzteschaft komplex und in der klinischen Routine nicht einfach umsetzbar. Hier könnten in Zukunft Computer helfen, deren Software mit Hilfe der künstlichen Intelligenz oder KI auf ihre Aufgabe vorbereitet wird. Prof. Betz erklärt: „Die Computeralgorithmen orientieren sich am menschlichen Gehirn, man spricht deshalb von neuronalen Netzwerken“. Damit ist gemeint, dass die Software nicht auf eine Aufgabe programmiert wird. Sie erlernt sie ähnlich wie ein Arzt in der Ausbildung anhand von Beispielen. In einer Trainingsphase werden dem Computer Bilder gezeigt, auf denen ein Spezialist eine Krebserkrankung erkannt hat. „Nach dem Abschluss des Trainings kann die KI die Aufgabe bei neuen Bildern sehr präzise und in Echtzeit erledigen“, erläutert Prof. Betz: „Hierdurch lässt sich die Diagnostik von Tumoren einfacher, schneller und kostengünstiger durchführen, was letztendlich den betroffenen Patienten zugutekommt.“
Noch ist die KI kein routinemäßiger Bestandteil der Krebsdiagnostik. Zunächst muss die neue Technik in groß angelegten Studien auf ihre Sicherheit und Qualität überprüft werden. Hieran wird nach Auskunft von Prof. Betz derzeit weltweit und auch in Deutschland intensiv gearbeitet.
]]>Die "CoVaLux"-Studie (COVID-19, Vaccination & long-term health consequences of COVID-19 in Luxembourg) wird von Research Luxembourg und einem Konsortium luxemburgischer Forschungseinrichtungen, darunter das Luxembourg Institute of Health (LIH), koordiniert. Unter dem Strich liefert dieses einzigartige Projekt wichtige Ergebnisse, die dazu beitragen, das Verständnis und die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 zu verbessern, und gleichzeitig zu einer besseren Patientenversorgung führen.
Im Rahmen einer ersten veröffentlichten Arbeit unter der Leitung von Dr. Guy Fagherazzi, Direktor des Department of Precision Health am LIH, hat das Konsortium den Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der anfänglichen COVID-19-Infektion und der Häufigkeit und Belastung der Symptome bei den Patientinnen und Patienten 12 Monate später untersucht. Diese Forschergruppe erhoffte sich davon mehr Klarheit über das Wesen von Long COVID, um so entscheidende Lücken zu füllen und letztendlich dazu beizutragen, die Folgen vorherzusagen und generell mehr über die Krankheit zu erfahren.
„Eine wachsende Zahl von Studien berichtet über langfristige gesundheitliche Folgen bei Patientinnen und Patienten, die eine COVID-19-Infektion durchlebt haben. Daher wurde die Identifizierung von prädiktiven Markern und Risikofaktoren für die Langzeitfolgen von COVID-19 als Forschungsschwerpunkt definiert. Unsere Hypothese ist, dass sich die Symptomatik von Long COVID je nach Schweregrad der ursprünglichen COVID-19-Erkrankung unterscheiden kann und dass sich die Symptome kumulieren und somit Untertypen von Long COVID entwickeln können“, erklärt Dr. Fagherazzi.
Von den 289 erwachsenen Teilnehmenden, die über einen Zeitraum von 12 Monaten einen entsprechenden Fragebogen vollständig ausgefüllt haben, berichteten fast 60 % über mindestens ein Symptom, wobei der Durchschnitt bei 6 Symptomen lag. Diese konnten von der allgemein bekannten Müdigkeit und Kurzatmigkeit bis hin zu weniger bekannten Problemen wie Gedächtnisverlust und Magen-Darm-Beschwerden reichen. Wenn man bedenkt, dass bisher weltweit mehr als 580 Millionen Fälle von COVID-19 diagnostiziert wurden, deutet dies darauf hin, dass eine beträchtliche Anzahl von Menschen in irgendeiner Form von Long COVID betroffen sein könnte.
Was die Auswirkung der anfänglichen Krankheitsschwere betrifft, so wurde festgestellt, dass die Freiwilligen, die eine anfängliche mäßige oder schwere COVID-19-Infektion durchgemacht hatten, nach einem Jahr mehr als doppelt so häufig an Long COVID-Symptomen litten als diejenigen, die zu Beginn leicht oder symptomlos gewesen waren. Darüber hinaus hatten die mäßig bis schwer Erkrankten im Durchschnitt 6 Symptome mehr als diejenigen, die anfangs symptomlos waren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Long COVID und sein Schweregrad eng mit dem Verlauf der anfänglichen Infektion zusammenhängen, wobei ein schwerer Fall von COVID-19 die Wahrscheinlichkeit von mehr und länger anhaltenden Symptomen deutlich erhöhen kann.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie waren erkennbare Muster in den Symptomen der Teilnehmenden, was darauf schließen lässt, dass Long COVID wahrscheinlich aus mehreren Unterkategorien und nicht aus einer einzigen Krankheit besteht. Anhand der Häufung von Symptomen bei einzelnen Personen konnte eine Vorstellung davon gewonnen werden, wie sich diese Unterkategorien darstellen. So scheint beispielsweise der Verlust von Geschmack und Geruch für eine Art von Long COVID charakteristisch zu sein, während eine andere durch gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Durchfall, Magenbrennen und andere Bauchschmerzen besser beschrieben werden dürfte. Diese Informationen könnten äußerst nützlich sein, wenn Forscherinnen und Forscher versuchen, die Krankheit besser zu definieren und nach wirksamen Therapien zu suchen.
„Unsere Studie liefert eine ausführliche Beschreibung der Symptome, die 12 Monate nach einer COVID-19-Infektion auftreten, und zeigt eine erhebliche Belastung für Menschen, die mit Long COVID leben. Mit dieser Arbeit tragen wir dazu bei, Long COVID zu beschreiben und zu bestätigen, dass es sich um eine Multisystemerkrankung handelt, die mit verschiedenen Symptomclustern einhergeht. Diese Ergebnisse werden letztlich dazu beitragen, Long COVID im klinischen Umfeld besser zu erkennen und Strategien für die Präzisionsmedizin zu definieren, um die Versorgung von Menschen mit Long COVID zu verbessern“, fasst die Hauptautorin der Studie, Aurélie Fischer, wissenschaftliche Koordinatorin in der LIH-Forschungseinheit für Deep Digital Phenotyping zusammen.
Die Studie wurde am 5. August 2022 in Open Forum Infectious Diseases (OFID), einer von Sachverständigen herausgegebenen Open-Access-Zeitschrift, die sich der Schnittstelle von biomedizinischer Wissenschaft und klinischer Praxis widmet, unter dem vollständigen Titel "Long COVID Symptomatology After 12 Months and Its Impact on Quality of Life According to Initial Coronavirus Disease 2019 Disease Severity" veröffentlicht (DOI: 10.1093/OFID-ofac-397).
]]>2016 entschied der G-BA, dass kontinuierliche Glukosemesssysteme von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wenn die Therapieziele nicht anders erreichbar sind. Mithilfe von CGM-Systemen können Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen den Glukoseverlauf jederzeit nachvollziehen und Trends für Unter- und Überzuckerungen frühzeitig einschätzen. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen, deren Stoffwechsel naturgemäß starken Schwankungen ausgesetzt ist, verwendet inzwischen solche Hilfsmittel. „Auf diese Vorteile zu verzichten hieße, ins vergangene Jahrhundert zurückzufallen“, kommentiert DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu den aktuellen Hilfsmittelreport der Barmer. Ein Rückzug aus der Erstattungsfähigkeit solcher Systeme würge die Entwicklung hin zu modernen, sicheren und zukunftsfähigen Technologien ab, die Diabetespatientinnen und -patienten den Alltag erleichtere und zu mehr Lebensqualität führe.
Ein wesentlicher Vorteil der CGM ist der Hypoglykämie-Alarm. „Fallen oder übersteigen die Glukosewerte einen kritischen Punkt, löst dies einen Alarm aus“, erklärt Dr. med. Guido Freckmann, Vorstandsmitglied der AG „Diabetes und Technologie“ der DDG. „Die Patienten werden dann frühzeitig gewarnt und können therapeutisch gegenlenken. Gerade bei Betroffenen mit stark schwankenden Glukosewerten kann diese Funktion sogar lebensrettend sein.“ In ihrer aktuellen Stellungnahme „Auswahl der Glukosemessmethode“ weist die AGDT der DDG auf die hohe Evidenz des Zusatznutzens bei einem Diabetes Typ 1 und bei Insulinpumpentherapie hin und verweist dabei auf etliche Studien. (2)
Expertinnen und Experten der DDG und DGE fürchten, dass mit der Infragestellung des Zusatznutzens von CGM künftig weniger Patientinnen und Patienten von der neuen Technik profitieren könnten. „Unsere Untersuchungen und Erfahrungen mit Betroffenen zeigen, dass CGM neben der verbesserten Glukosekontrolle auch das Risiko für Folgeerkrankungen und akute Komplikationen vermindern", betont DGE-Präsident Professor Dr. med. Günter Stalla. „Aus diesem Grunde hielten diese Systeme Einzug in die Leitlinien zur Behandlung des Diabetes Typ 1 und Typ 2 – insbesondere für Risikopatientinnen und -patienten, die ihren Stoffwechsel durch die herkömmliche Standard-Therapie nicht in den Griff bekommen.“
Der Barmer-Hilfsmittelreport werfe zudem ein falsches Licht auf die Versorgungsrealität und die tatsächlichen Kassen-Ausgaben, ergänzt DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz: „Die Kosten für ein CGM werden nur im Einzelfall übernommen. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung prüft die Notwendigkeit und stimmt zu oder lehnt ab – also eine bislang durchaus strenge Auswahl“, betont Gallwitz. Des Weiteren sei der Kostenvergleich der Barmer zwischen Blutzuckermessstreifen und CGM zulasten Letzterem fragwürdig: „Die Kosten für ein CGM-System liegen nicht viel höher, als wenn man sechs bis acht Mal am Tag den Blutzucker mithilfe herkömmlicher Blutzuckermessstreifen misst – was für eine gute Stoffwechselkontrolle absolut notwendig ist“, sagt Gallwitz. Auch die Beobachtung, dass CGM-Patienten häufiger Arzt- und Krankenhausaufenthalte aufweisen, hält er für irreführend. Viele Patientinnen und Patienten mit CGM hätten aufgrund der schwierigeren Stoffwechsellage auch häufiger Begleit- oder Nebenerkrankungen, die solche Besuche rechtfertigen. Da sei das CGM zweitrangig, so Gallwitz.
„Neben den harten Zahlen müssen wir bei der Nutzenbewertung auch die menschlichen Aspekte berücksichtigten, die besonders wichtig sind“, gibt Professor Dr. med. Martin Merkel zu bedenken, Vorstandmitglied der Sektion Diabetes & Stoffwechsel der DGE. „Die Belastungssituation von Angehörigen und Betroffenen sinkt deutlich, wenn sich der Stoffwechsel besser kontrollieren lässt – unter Umständen auch aus größerer Distanz über eine Handy-App.“ Zudem erhöhen technische Annehmlichkeiten die Therapietreue und die gesellschaftliche Inklusion, wodurch Betroffene einen positiveren Zugang zu ihrer Erkrankung bekommen. „Solche psychosozialen Faktoren werden beim bloßen Blick auf Zahlen nicht berücksichtig“, kritisiert Merkel.
Informationen:
(1) Barmer-Hilfsmittelreport 2022
(2) Stellungnahme der AGDT der DDG zum Thema „Auswahl der Glukosemessmethode“
]]>Nach der Krebsbehandlung zurück ins normale Leben – diesen Wunsch haben 74 Prozent der Betroffenen nach einer Therapie, wie die Umfrage von MSD im Rahmen der Kampagne „Mein Zweites Erstes Mal“ zeigt. Der Bedarf an Informations-, Hilfs- und weiterführenden Therapieangeboten ist in dieser Zeit oft groß.
Beim Wiedereinstieg in den Lebensalltag nach einer Krebstherapie können Mediziner:innen ihre Patient:innen unterstützen und motivieren. Wie wichtig die Betreuung und ein umfassendes Informationsangebot durch weiterbehandelnde Ärzt:innen für die Betroffenen sind, zeigt die Umfrage: nahezu jede:r zweite der über 250 befragten Patient:innen litt dauerhaft unter der Angst eines Rezidivs. Dies hinterlässt Spuren – physisch und psychisch.
Mit der Kampagne „Mein Zweites Erstes Mal“ möchte MSD Ärzt:innen ein einfach zugängliches Websiteangebot vorstellen, das ihren Patient:innen dabei helfen kann, den Neuanfang nach einer Krebstherapie zu bewältigen und zu gestalten.
Auf www.msd.de/Mein-Zweites-Erstes-Mal finden Patient:innen wichtige Informationen und Erfahrungsberichte rund um die Bereiche Beruf, Kinderwunsch, Elternrolle und Familie, Partnerschaft und Sexualität, Sport, Hobbys und Sozialleben sowie Reisen nach einer Krebsbehandlung. Ebenso informiert die Seite zu den Themen Nachsorge, Reha sowie Langzeit- bzw. Spätfolgen. Sowohl Patient:innen als auch deren Angehörige und ihr Umfeld können von diesen Informationen profitieren.
Grundlage für die Kampagne bildet die Umfrage unter Krebspatient:innen zu der Zeit nach ihrer abgeschlossenen Therapie. Mit zwei Kampagnenfilmen begleitet „Mein Zweites Erstes Mal“ den Weg von Patientinnen zurück ins Leben – mit allen Emotionen und Herausforderungen.
„Immer mehr Menschen überleben eine Krebserkrankung dank moderner Behandlungsmöglichkeiten. Dazu tragen unter anderem innovative Produkte bei, die auch MSD durch intensive Forschung in der Onkologie entwickeln konnte“, sagt Xenia von Maltzan, Patientenbeauftragte bei MSD. So ist beispielsweise der immunonkologische Wirkstoff Pembrolizumab von MSD Sharp & Dohme mittlerweile in 26 Indikationen# zugelassen. „Aber für MSD steht der ganze Mensch im Mittelpunkt der Arbeit. Wenn wir verstehen, was den Alltag der Patientinnen und Patienten anders macht, welche Sorgen und Schwierigkeiten sie haben, dann können wir sie bestmöglich unterstützen – während, aber auch nach der Therapie.“
1Studiendesign und Profil der Befragten
Onlinebefragung unter 251 Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren (davon 52 % weiblich, 47 % männlich, 1 % divers), die bereits eine Krebstherapie und Anschlussbehandlung abgeschlossen haben.
Bei 78 % der Befragten handelte es sich um eine Krebserkrankung der Stadien 0-2, d.h. es fand keine Ausbreitung auf andere Bereiche statt. Bei 61 % liegt der Abschluss der Behandlung 0-5 Jahre zurück, bei 39 % sind es 6 und mehr Jahre.
Die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten unter den Befragten waren: Brustkrebs: 18 %, Prostatakrebs: 16 %, Dickdarmkrebs: 12 %, Schwarzer Hautkrebs: 10 %
Die Befragung wurde im Oktober 2021 von Dialego im Auftrag von MSD Sharp & Dohme GmbH durchgeführt.
* „Der Begriff "Cancer Survivorship" (deutsch „Krebs-Überleben") leitet sich von dem englischen "Cancer Survivor" ab: Mit "Krebs-Überlebende" sind alle Personen gemeint, die irgendwann einmal die Diagnose Krebs bekommen haben. Menschen, die länger als fünf Jahre nach der Diagnosestellung leben, werden in Deutschland häufig als "Krebs-Langzeit-Überlebende" bezeichnet. Cancer Survivors sind entweder geheilt oder (chronisch) krebskrank.“ (Deutsches Krebsforschungszentrum [DKFZ] – Krebsinformationsdienst)
]]>Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch eine weitere Studie einer Arbeitsgruppe um die Wissenschaftlerinnen Leonie Marie Weskamm und Dr. Christine Dahlke. Die Studie zeigte, dass die Booster-Impfung zu einem signifikanten Anstieg der Anzahl und Persistenz von Spikeprotein-spezifischen B-Gedächtniszellen sowie bindenden Immunoglobulin G1 und neutralisierenden Antikörpern führte, die in den Geimpften noch zwei Jahre nach dem Booster nachgewiesen werden konnten.
„Nach dreimaliger Impfung wurde bei allen Proband:innen eine langanhaltende Immunantwort gegen das MERS-CoV Spike-Protein beobachtet. Der neue Impfstoff und der MVA-Vektor haben das Potenzial, als prophylaktischer Impfstoff beziehungsweise als Impfstoffplattform eingesetzt zu werden“, so Studienleiterin Prof. Marylyn Addo, DZIF-Wissenschaftlerin und Direktorin des Instituts für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung am UKE.
]]>Seit kurzem ist für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren auch das Medikament Liraglutid, das bereits bei Erwachsenen zur Dauertherapie des Typ-2-Diabetes und Adipositas eingesetzt wird, zur Behandlung zugelassen. Liraglutid gehört zur Medikamentenklasse der sogenannten Inkretinmimetika oder GLP-1 Rezeptoragonisten. „Dieses Medikament ahmt die sättigende Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach und wirkt gut in Kombination mit einer Lebensstilanpassung, also mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung“, erklärt Wabitsch. „Die jungen Patientinnen und Patienten empfinden bei dieser kombinierten Therapie zum ersten Mal Sättigung statt Dauerhunger – ein völlig neues Lebensgefühl.“ Das noch neue Wissen über die genetischen Ursachen der Adipositas und auch die Wirkung neuer Medikamente trage dazu bei, Betroffene und ihre Familien psychisch zu entlasten. „Wir müssen die Erkrankung Adipositas in der Gesellschaft, aber auch im medizinischen System entstigmatisieren“, betont Wabitsch. Dazu könne auch das neue Disease-Management-Programm Adipositas beitragen, das derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erarbeitet werde. Es gebe bereits Überlegungen, nach dessen Zulassung auch ein eigenes strukturiertes Behandlungsprogramm für Kinder und Jugendliche mit Adipositas zu konzipieren. Dadurch wird Adipositas als Krankheit anerkannt sowie Kindern und Jugendlichen eine Behandlung nach Evidenz-basierten Leitlinien ermöglicht (3). Außerdem setzen sich die Expertinnen und Experten der Fachgesellschaft dafür ein, dass medikamentöse Adipositastherapien künftig nach Indikationsprüfung von den Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erstattet werden.
Quellen:
(1) Folgen der Pandemie: Wie Corona das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen verändert hat: https://t1p.de/yzwcg
(2) Lebensstil und Ernährung in Corona-Zeiten: https://www.ekfz.tum.de/fileadmin/PDF/PPT__EKFZ_und_Forsa_2_Final.pdf
(3) AWMF Leitlinie zur “Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter”: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/050-002.html
]]>Grippeimpfung fördern
„Da das Immunsystem mit zunehmendem Alter an Schlagkraft verliert, ist es für Versicherte ab 60 besonders wichtig, Infektionskrankheiten durch eine Immunisierung vorzubeugen. Doch die Impfangebote werden noch zu selten wahrgenommen“, so vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. „Zwar gibt es bei der Grippeimpfung einen Aufwärtstrend, dennoch liegen wir in Deutschland mit einer Impfquote von 47,3 Prozent in der Grippesaison 2020/21 noch weit entfernt von den von der WHO empfohlenen 75 Prozent. Auch bei den weiteren empfohlenen Immunisierungen gibt es Nachholbedarf, etwa bei Tetanus und Diphtherie. Viele wissen nicht, dass hier Auffrischungsimpfungen nötig sind. Das möchten wir mit ALIVE ändern.“
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Stephan Hofmeister, erklärte: „Allein in der Grippesaison 2020/21 sind in den Praxen über 20 Millionen Patientinnen und Patienten gegen Influenza geimpft worden – und dies trotz der enormen Anforderungen für den Praxisbetrieb durch die Corona-Impfung. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die Praxen unentbehrlich sind, wenn es um erfolgreiche Impfkampagnen geht. ALIVE will deshalb diesen Schwung und die Präsenz des Themas Impfen nutzen, um die Standardimpfungen bei älteren Patientinnen und Patienten zu fördern.“
ALIVE läuft bis einschließlich März 2024 in den teilnehmenden Arztpraxen. Anschließend evaluieren das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und die Universität Oldenburg das Projekt und ermitteln nach wissenschaftlichen Kriterien, ob eine Impfquotensteigerung erreicht werden konnte. Im Erfolgsfall soll ALIVE bundesweit ausgerollt und gegebenenfalls für weitere Zielgruppen angepasst werden, etwa für Kinder oder Menschen mit chronischen Erkrankungen.
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