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Editorial

Mittelalter meets Zukunft der Wirkstoff-F&E

Was verbindet die Artus-Sage und die gegenwärtige Arzneimittel-Entwicklung? Keine Sorge, Sie sind nicht in einer der vielen Ratesendungen gelandet und Sie sitzen auch in keiner Prüfung, in der Ihr Wissen abgefragt wird. Diese Verbindung hat vielmehr mein Gesprächspartner, Dr. Matthias Wiedenfels, CEO der BioCopy AG, gezogen: Er ist überzeugt, den heiligen Gral im Bereich der Wirkstoff-Entwicklung gefunden zu haben. Im Interview wurden noch weitere historische Epochen und geschichtlich-bedeutsame Erfindungen gestreift – und das alles, um die transformatorische Innovation, die das Team von BioCopy vorantreibt, in seiner Bedeutung einzuordnen. „Wenn es gelingt, den heutigen langsamen, teuren und überwiegend erfolglosen Entwicklungsprozess für Biotherapeutika zeitlich drastisch zu beschleunigen, dann erleben wir in der Biotech-Industrie die Revolution, die andere Industrien längst hinter sich haben.“ Denn nach Einschätzung von Wiedenfels habe die Branche nie eine industrielle Revolution im Sinne einer Art Serienfertigung erlebt, wie beispielweise die Automobilindustrie. Wiedenfels weiter: „Mit unseren Möglichkeiten, experimentelle Daten in dieser Größenordnung, Qualität und Quantität zu erheben und sinnvoll trainieren zu können, wird die Arzneimittelentwicklung wie am Fließband möglich. Dann ist Biotech da, wo Automotive seit Henry Ford im Jahre 1914 ist.“ Mithilfe einer automatisierten, KI-gestützten End-to-End-Plattform wird die Entwicklungszeit von biotherapeutischen Wirkstoff-Kandidaten drastisch reduziert. Das selbstbewusste Ziel von BioCopy ist die Heilung von Krebs.

Auch im Bereich der Evaluationen im Gesundheitssystem ist derzeit sehr viel Bewegung. Ende Mai hat  der Gemeinsame Bundesausschuss die ersten Evaluationsberichte der organisierten Programme zur Krebsfrüherkennung von Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs veröffentlicht. Mit der Durchführung der Evaluation hatte der G-BA die Gesundheitsforen Leipzig GmbH beauftragt. Vor diesem Hintergrund habe ich mit Martin Grohmann gesprochen, Bereichsleiter Medizin & Versorgung bei den Gesundheitsforen, über die Herausforderungen und die wichtigsten Learnings bei der Evaluation. Grohmann sieht den Fortgang der Evaluationen bei den genannten oKFE-Programmen, als Leuchtturmprojekt, „das die Versorgungsforschung auf ein komplett neues Level heben wird. Denn dieser riesige Datenschatz, der bereits entstanden ist und sich weiterentwickelt, kann in Zukunft mit der Möglichkeit der sekundären Datennutzung von der gesamten Forschungscommunity genutzt werden“.

Martin Grohmann blickt äußerst positiv in die Zukunft und die weiteren Entwicklungen im Gesundheitssystem. Sein Plädoyer: „Wir brauchen einfach mehr Mut, diese Ideen umzusetzen.“ Und er spricht sich klar für eine engere Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren aus, denn „als Forschungscommunity verfolgen wir doch letztlich gleiche Interessen. Es gibt zahlreiche positive Beispiele, die zeigen, welche Erkenntnisse gewonnen werden können, wenn die Forschungscommunity gemeinsame Projekte umsetzt“.

Möglicherweise muss die Artus-Sage neu interpretiert werden, falls sich herausstellt, dass in nächster Zukunft noch weitere heilige Grale im Bereich Forschung & Entwicklung entdeckt werden.


Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre mit den vielen weiteren spannenden Themen in unserer
aktuellen Ausgabe.

Jutta Mutschler
Chefredakteurin Market Access & Health Policy

Mediadaten

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