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Editorial

03.09.2018 11:55
Der Dreiklang als Erfolgsfaktor: Technologie, Wirtschaft und Soziales gemeinsam denken

Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Health Campus der Robert Bosch Stiftung macht deutlich, dass das Vertrauen der Bürger in die Gesundheitspolitik gesunken ist. So geben fast 60 Prozent der Befragten an, wenig oder kein Vertrauen in die Fähigkeit der Politik zu haben, für eine hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung zu sorgen. Im Vergleich dazu äußerten im Jahr 2020 nur 30 Prozent ihr Misstrauen gegenüber der Politik. Für den Geschäftsführer des Bosch Health Campus, Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, zeigen die Ergebnisse, „dass wir dringend handeln und unser Gesundheitssystem konsequent am Patientenwohl ausrichten müssen, damit es zukunftsfähig bleibt“. Der Zugang zu einer bezahlbaren und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung müsse für alle gewährleistet sein. Eine Maßnahme, um das Vertrauen zurückzugewinnen, ist nach Einschätzung Alschers, dass die Politik die Bürger aktiv bei Entscheidungen mit einbeziehe.

Vertrauen ist nicht einfach nur ein diffuses Bauchgefühl, sondern geht immer einher mit Verlässlichkeit. Dass Verlässlichkeit in vielerlei Hinsicht zu den elementaren Faktoren einer erfolgreichen Wirtschafts- und Standortpolitik gehört, heben Professor Volker Amelung, Gründer und Gesellschafter des Instituts für angewandte Versorgungsforschung (inav), und Malte Haring, Geschäftsführer des Instituts hervor. Im Interview sagt Amelung, dass Forschung und Industrie verlässliche Rahmenbedingungen brauchen. „Es muss ein deutliches Signal geben, dass man sich auf politische Entscheidungen verlassen kann.“ Malte Haring mahnt im Gespräch eine übergreifende Strategie für den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland an. Darüber hinaus müssten auch Technologien in die Anwendung kommen, damit Deutschland ein relevanter Standort bleibe. Auf Seiten der Politik müssen für die verschiedenen Bereiche nach Ansicht Harings strategische Zielbilder entwickelt werden, auch um damit Orientierungspunkte zu setzen. „Gesundheitspolitik umfasst technologische, wirtschaftliche und soziale Fragen. Diese drei Aspekte müssen ineinandergreifen, um nachhaltig Erfolg zu haben“, so der inav-Geschäftsführer.

In seinem Beitrag für die DFGMA nimmt Dr. Marco Penske, Head Market Access und Healthcare Affairs bei
Boehringer Ingelheim, das Gesetz gegen die Lieferengpässe genauer unter die Lupe und setzt sich mit den Voraussetzungen für faire und innovationsfreundliche Erstattungen auseinander. Auch für Penske ist Gesundheitspolitik nicht als singulärer Bereich zu sehen, sondern muss vielmehr mit Wirtschaftspolitik gedacht und abgestimmt werden. In seinem Artikel führt Marco Penske aus, warum die Pharmaindustrie eine wichtige Schlüsselindustrie für Deutschland ist. Seine Vorstellung einer integrierten Gesundheitspolitik: „Deutschland kann Biotechnologie. Eine hervorragende Infrastruktur, eine wissenschaftliche Community von Weltniveau, starke Entwicklungs- und Produktionsstandorte – all das ist eine gute Basis dafür, dass Deutschland wieder eine der führenden Apotheken der Welt werden kann. Dazu braucht es nur noch eine integrierte (Gesundheits-) Politik, die Wirtschaft, Wissenschaft und Innovation mitdenkt.“

Die Herausforderungen sind gewaltig: Das Gesundheitswesen ist ein extrem komplexes System. Nun gilt es aber auch noch stärker als zuvor die weiteren, ebenso komplexen Bereiche wie Wirtschafts- und Sozialpolitik bei der Gestaltung der Zukunft mitzudenken, einzubeziehen und Lösungen zu entwickeln. Damit das gelingen kann und die Lösungen von allen als Erfolg gewertet werden, heißt das: Einbeziehen aller Akteure in die Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse und transparent kommunizieren, was passiert. Das hilft auch beim Erhalt oder Wiederherstellen von Vertrauen – bei der Industrie und den Bürgern.

Eine interessante Lektüre bei den weiteren spannenden Themen wünscht Ihnen

Jutta Mutschler
Chefredakteurin „Market Access & Health Policy“