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Editorial

2024 – in vielerlei Hinsicht ein Schlüsseljahr

Beim 16. Zukunftskongress der Öffentlichen Apotheke, den der Apothekerverband Nordrhein Ende Februar 2024 in Bonn veranstaltete, referierte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann über die derzeitigen gesundheitspolitischen Herausforderungen und Aufgaben. Mit seiner Rede machte er den Teilnehmenden jedoch schnell klar, dass Gesundheitspolitik in einen größeren Kontext – und zwar jenseits von deutschen oder europäischen Erfordernissen und Entwicklungen – eingebettet werden muss als bisher geschehen. Der Krieg in der Ukraine und die geopolitischen Veränderungen zwingen uns, der Realität ins Auge zu blicken. Zum Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 sprach Bundeskanzler Olaf Scholz von der „Zeitenwende“, in der wir leben. Damals als eher abstrakter Begriff wahrgenommen, lässt sich nun erahnen, was „Zeitenwende“ für uns alle bedeuten könnte. Diese neue Ära umriss auch Laumann und er machte deutlich, dass zukünftig mehr Geld in die Verteidigung fließen werde. „Wenn man ehrlich ist als Politiker, dann muss man sagen: Ja, es wird teurer.“ Denn Sicherheit gebe es nicht zum Nulltarif. Die Konsequenz daraus: In anderen Bereichen, wie auch dem Gesundheitssystem, wird nicht mehr (Steuer-)Geld zugeführt werden. Mit anderen Worten: Es muss gespart werden.

Vielleicht kommt damit aber auch endlich eine Art „Zeitenwende“ in diesem System an. Denn in Deutschland wird zwar viel Geld ins Gesundheitswesen gesteckt, wobei der Output nur Mittelmaß ist. Oder wie Professor Dr. Volker Amelung, Mitgründer und Geschäftsführer des inav im gemeinsamen Interview mit der Geschäftsführerin der Gesundheitsforen, Susanne Pollak, erklärt: „Betrachtet man die Gesundheitsausgaben und das Outcome im internationalen Vergleich, stellt man fest: Für das Geld, das in Deutschland in das System hineinfließt, bekommen wir – plakativ ausgedrückt – nicht genügend Gesundheit heraus. Es besteht also sowohl aufseiten der Politik als auch der Kostenträger ein Handlungsdruck, das System innovativer und effizienter zu gestalten.“

Wie besonders die Zeiten sind, hebt Professor Dr. Hagen Pfundner, Vorstand Roche Pharma AG & Geschäftsführer Roche Deutschland Holding GmbH, im Interview hervor. Er bezeichnet 2024 als Schlüsseljahr, „in dem es gilt, die Weichen für den medizinischen Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland auf Zukunft zu stellen. Und hier ist Tempo gefragt! Wir sehen, dass Deutschland in puncto medizinische Forschung und Innovation zunehmend den Anschluss verliert – der Forschungsstandort Deutschland ist im internationalen Vergleich innerhalb weniger Jahre vom zweiten auf den siebten Platz abgerutscht.“ Pfundner sieht es als eine „alarmierende Entwicklung für die medizinische Forschung – und die Versorgung“. Darüber hinaus spricht er auch über die Gründe der Verfassungsklage, die Roche neben weiteren forschenden Pharmaunternehmen eingereicht hat. „Sollte das Bundesverfassungsgericht zu der Entscheidung kommen, dass der mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eingeschlagene Weg rechtens ist, wäre das ein verheerendes Zeichen – sowohl für den Pharma- und Biotech-Standort Deutschland als auch die Versorgung. Wir erwarten schon heute, dass in den kommenden zwei Jahren bis zu 30 neue, innovative Arzneimittel in Deutschland nicht mehr für Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen werden.“

Doch auch in weiterer Hinsicht könnte 2024 zu einem Schlüsseljahr werden – denn im Juni stehen die Europawahlen an und im Herbst finden in drei Bundesländern Landtagswahlen statt. Wie die politischen Weichen für die Zukunft gestellt werden, entscheiden die Wählerinnen und Wähler.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre bei den vielen weiteren spannenden Themen in unserer
aktuellen Ausgabe.

Jutta Mutschler
Chefredakteurin Market Access & Health Policy

Mediadaten

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