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Angebote kommen bei der Mehrheit nicht an

04.05.2021 17:51
Eine deutschlandweite Befragung des Institutes YouGov im Auftrag der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse unter 1.832 Teilnehmern, davon 1.002 Menschen mit schwerer oder chronischer Erkrankung, stellt die Frage in den Mittelpunkt, wie gesundheitskompetent sich Menschen mit Erkrankung einschätzen. Die Daten der Studie belegen nach Einschätzung der SBK, dass die Unterstützung von Menschen mit schwerer Erkrankung durch Aufklärung und Information verbessert werden müsse.

Weniger als die Hälfte (43%) der chronisch oder schwerer Erkrankten gibt an, hilfreiche Informationen oder Angebote für den Umgang mit ihrer Erkrankung bekommen zu haben. 22% haben laut Studie zwar Informationen erhalten, empfanden diese aber nicht als hilfreich, und mehr als einem Viertel (27%) wurden keine derartigen Informationen zur Verfügung gestellt. „Diese Daten zeigen uns, dass Aufklärung im Krankheitsfall nicht in ausreichendem Maße an den Bedürfnissen der Patienten orientiert ist. Sowohl die Art der Kommunikation als auch deren Inhalte scheinen die Patienten häufig nicht gut zu erreichen“, erklärt Dr. Gabriele Gonschor, Fachbereichsleiterin für innovative Präventions- und Versorgungsangebote bei der SBK, bei der Vorstellung der Studie.

Unsicherheit im Umgang mit digitalen Formen

Während der Großteil der Befragten (rund 70%) sich beim Finden, Verstehen und Anwenden von Gesundheitsinformation allgemein als kompetent einschätzt, empfinden sie in puncto digitaler Gesundheitskompetenz deutlich größere Lücken: Im Umgang mit Gesundheits-Apps und Online-Therapien fühlen sich nur 37% sicher. Ein Viertel kann mit der digitalen Form der Gesundheitsversorgung gar nichts anfangen. Auch Informationen aus dem Internet stellen viele Menschen vor höhere Hürden als gesundheitsbezogene Informationen, die sie über andere Kanäle erhalten. So gibt nur noch die Hälfte der Befragten (52% der Erkrankten und 49% der Gesunden) an, sich sicher im Umgang mit Informationen aus dem Internet zu fühlen. Dabei ist das gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie, in denen viele Menschen verstärkt auf digitalem Wege nach Informationen und Hilfe suchen, bedenklich.

Die Studie macht darüber hinaus deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten (68%) keine digitalen Geräte oder Apps nutzt, um regelmäßig die eigenen Gesundheitsdaten zu erfassen. Das gilt gleichermaßen für Menschen mit Erkrankung wie für Gesunde.

Unterschiede zwischen Menschen mit Erkrankung und Gesunden zeigten sich hingegen unter den Nutzern der entsprechenden Apps und Geräte hinsichtlich der Intensität der Nutzung: 71% derjenigen mit Erkrankung gegen 64% derjenigen ohne Erkrankung analysieren die Daten regelmäßig. Auch zeigten die Menschen mit Erkrankung häufiger Ehrgeiz darin, ihre Werte zu verbessern (80% vs. 70%). Zudem fällt es  ihnen leichter, Rückschlüsse aus den Daten für ihre eigene Gesundheit zu ziehen (66% vs. 56%), lautet ein weiteres Ergebnis der Studie.

Diejenigen, die sich auf die Nutzung digitaler Helfer zum Monitoring ihrer Gesundheitsdaten einlassen, scheinen also Nutzen aus diesen Angeboten zu ziehen – insbesondere dann, wenn sie unter einer Erkrankung leiden, so die Einschätzung der Studienautoren.

Verlässlichkeit von Quellen: nicht für jeden ein wichtiges Thema

Die Frage nach der Verlässlichkeit von gesundheitsbezogenen Informationen beschäftigt nur gut die Hälfte der Befragten. 46% geben an, die Verlässlichkeit einer Gesundheitsinformation – unabhängig davon, aus welcher Quelle diese stammt – nicht zu prüfen. „Die große Zahl von Personen, die sich ohne Prüfung der Seriosität einer Quelle zu gesundheitsbezogenen Themen informiert, bereitet mir Sorgen“, macht Gonschor deutlich. „Ungeprüfte Falschinformationen können gerade im Gesundheitsbereich schwere Folgen haben.“

Die Ergebnisse der vorliegenden Befragung zeigten außerdem, dass es noch nicht gelungen sei, Menschen ausreichend über für sie passende (digitale) Gesundheitsangebote aufzuklären. Auch der Umgang mit digitalen Gesundheitshelfern und deren Mehrwerte scheinen bis dato nicht ausreichend vermittelt zu werden. Ebenso zeigen noch zu viele beim Einordnen (digitaler) Gesundheitsinformationen Unsicherheiten. Das könne insbesondere für Menschen mit Erkrankung weitreichende Folgen haben.

Der neu eingeführte Paragraph 20k im SGB V zur digitalen Gesundheitskompetenz sieht die Krankenkassen in einer zentralen Rolle bei der Förderung von digitaler Gesundheitskompetenz. In dem Zusammenhang betont Gonschor: „Wir begrüßen es sehr, dass die Politik dieses gesellschaftlich wichtige Thema aufgegriffen hat. Wir sehen aber auch: Die Bedürfnisse der Menschen bei der Gesundheitskompetenzförderung sind höchst unterschiedlich – abhängig von ihrer Lebens- und Gesundheitssituation genauso wie von ihrem individuellen Wissensstand.“ Deshalb funktionierten Aufklärungs-angebote auch nicht nach dem Gießkannenprinzip. Einen Lösungsansatz zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz sieht sie in einer personalisierten und patientenzentrierten Gesundheitsaufklärung, die der Lebenssituation der Versicherten Rechnung trage. Basis dafür könnten beispielsweise die bei den Krankenkassen vorliegenden Daten über die Patientenhistorie sein.

Ausgabe 03 / 2021