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Bessere Versorgung durch Kooperation?

06.11.2019 13:08
Eine engere Zusammenarbeit von Pharmaunternehmen und gemeinnützigen Organisationen, die sich für das Wohl des Patienten einsetzen und Unterstützungsdienste anbieten, würde eine bessere Patientenerfahrung sicherstellen – so die Ergebnisse der Patient Services Studie des Beratungsunternehmens Accenture. Im Rahmen einer Umfrage unter 4.000 Patienten in den USA und Europa hat Accenture untersucht, welche Rolle Patientenorganisationen bei der Bereitstellung von Unterstützung, Information und anderen Dienstleistungen für Patienten spielen und ob eine bessere Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen die Patientenerfahrung und -versorgung verbessern könnte.

Im Mittelpunkt der Studie stehen drei Krankheiten beziehungsweise Beschwerden: Migräne, rheumatoide Arthritis und chronisch lymphatische Leukämie. Diese wurden aufgrund ihrer signifikanten, aber unterschiedlichen Auswirkungen auf das tägliche Leben der Patienten ausgewählt.

Die Umfrage ergab, dass Patienten – unabhängig von ihrem Heimatland oder Krankheitszustand – Dienstleistungen von Patientenorganisationen sehr schätzen und diese gegenüber Services von Pharmaunternehmen sogar bevorzugen. Das betrifft nicht nur die emotionale Unterstützung und den Zugang zu Community-Support-Gruppen, sondern auch Informationen über Therapien und klinische Studien, die traditionell eher von Pharmaunternehmen angeboten werden. Bei Community-Support-Gruppen handelt es sich um Dienstleistungen, die Patientenorganisationen für Erkrankte und Angehörige häufig anbieten.

Weniger als die Hälfte (47 Prozent) der befragten Patienten gaben an, dass Pharmaunternehmen ihre emotionalen, finanziellen und anderen Bedürfnisse im Zusammenhang mit ihrem Zustand verstehen. Tatsächlich bewerten die Patienten Pharmaunternehmen hier negativer als Mediziner, Kostenträger, Apotheken und Patientenorganisationen. Die größte Kluft besteht in den USA. Hier sind 67 Prozent der Auffassung, dass Patientenorganisationen ihre Bedürfnisse verstehen, aber lediglich 48 Prozent trauen dies auch Pharmaunternehmen zu.

Trotz dieser Ergebnisse sei die große Mehrheit der Patienten (84 Prozent) der Meinung, dass Patientenorganisationen mit Pharmaunternehmen zusammenarbeiten sollten, um ein nahtloses Erlebnis für sie zu garantieren. So gaben Befragte an, dass es zur Verbesserung ihrer Patientenerfahrungen wichtiger ist, dass Patientenorganisationen mit Pharmaunternehmen zusammenarbeiten als mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens, einschließlich Gesundheitsdienstleistern, Kostenträgern und Apotheken. Darüber hinaus sicherten sie ihre Bereitschaft zu, detailliertere Informationen über die täglichen Auswirkungen ihrer Erkrankungen zu teilen, wenn es der Verbesserung ihrer Behandlung dient.

Tieferes Verständnis für Patientenbedürfnisse

„Diese Ergebnisse sind nur logisch, bedenkt man, dass New Science einen personalisierten und oft komplexeren Behandlungsansatz verfolgt. Für eine tatsächliche Wirkung des zielgerichteten Ansatzes ist daher ein tieferes Verständnis des Patienten erforderlich“, kommentiert Jan Ising, verantwortlich für Life Sciences bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „In diesem Zusammenhang kann eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen und Patientenorganisationen für beide Seiten von Vorteil sein.“
Von der besseren Zusammenarbeit zwischen Patientenorganisationen und Pharmaunternehmen erhoffen sich die Patienten verschiedene Vorteile. Zu den wichtigsten gehören: Ein leichterer Zugang zu Informationen über ihren Zustand und ihre Behandlungen (56 Prozent), ein besserer Zugang zur Behandlung (56 Prozent) und eine personalisierte Versorgung (54 Prozent).

„Die stärkere Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen ermöglicht es Pharmaunternehmen, den Patienten näherzukommen und ein viel tieferes Verständnis von ihnen als Menschen und nicht als Patienten zu entwickeln“, erklärt Jan Ising. „Unsere Umfrage hat ergeben, dass die Befragten früh und oft die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen suchen – viel früher und häufiger als mit Pharmaunternehmen. Die Kollaboration untereinander kann nicht nur ein viel besseres Verständnis der Patientenbedürfnisse in einem früheren Stadium des Pflegeprozesses ermöglichen, sondern möglicherweise auch zu völlig neuen Dienstleistungen führen, die den Versorgungsstandard deutlich erhöhen.“

Laut der Studie gibt es weder eine spezifische Organisation noch einen bestimmten Akteur im Ökosystem des Gesundheitswesens, der sich als Vorreiter in Sachen Pflegeerfahrung hervorhebt. Die Patienten sehen dort Gesundheitsdienstleister, Kostenträger, Patientenorganisationen, Apotheken und Pharmaunternehmen gleichermaßen. Dennoch zeigt sich der Großteil der europäischen Befragten frustriert über das allgemeine Versorgungserlebnisse und die Unterstützung.

„Pharmaunternehmen bietet sich hier die Möglichkeit, eine klare Haltung einzunehmen, wie sie ihren Beitrag zu Patientenerfahrungen und -ergebnissen über die unmittelbaren Auswirkungen des Medikaments hinaus maximieren wollen“, erläutert Ising. „Das könnte ihnen dabei helfen, herauszufinden, welche Erfahrungen ihrer Patienten sie nutzen wollen, in welchen Dienstleistungsbereichen sie sich auszeichnen wollen und in welchem Umfang sie dies tun möchten. Zudem kann es ihnen zusätzliche Klarheit darüber verschaffen, wie die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitsökosystem aussehen soll, um Patientenerfahrungen und -ergebnisse ganzheitlicher zu gestalten.“

 

Über die Studie/Methodik
Die Studie untersucht die Rolle von Patientenorganisationen hinsichtlich der Bereitstellung von Unterstützung, Informationen und anderen Dienstleistungen für Patienten. Dafür befragte Accenture 4.000 Patienten zwischen 18 und über 65 Jahren in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA, die an Migräne, rheumatoider Arthritis oder chronisch lymphatischer Leukämie leiden. Ziel der Studie war es, die Patientenerfahrungen mit den Dienstleistungen von Patientenorganisationen im Verhältnis zu den Dienstleistungen von Pharmaunternehmen und anderen Akteuren des Gesundheitswesens kennenzulernen. Die Umfrage wurde telefonisch durchgeführt und im April 2019 abgeschlossen.

Ausgabe 06 / 2019