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BPI: Rote Karte für "TK Innovationsreport"

08.09.2016 09:53
„Die Krankenkassen müssen für eine Balance zwischen hochwertiger, innovativer Versorgung und Kostensteuerung sorgen. Ihre Vorschläge gehen zu Lasten der Patienten“, so Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Der Verband zeige dem "TK Innovationsreport" und seinen Schlussfolgerungen die rote Karte.

„Das AMNOG führt auch nach über fünf Jahren nicht zu einer besseren Arzneimittelversorgung. Stattdessen erzwingt es immer wieder Marktaustritte und schränkt so die Therapievielfalt ein“, so Fahrenkamp. Mittlerweile wurden in Deutschland 24 Arzneimittel im Kontext der frühen Nutzenbewertung vom Markt genommen und stehen damit Patienten nicht mehr direkt zur Verfügung.

Ein besonderes Problem beim AMNOG gebe es bei den neuen Präparaten ohne bewiesenen Zusatznutzen. Solche Präparate würden durch die strikte Orientierung an der zweckmäßigen Vergleichstherapie regelmäßig auf generisches Preisniveau gedrückt. Manchen Herstellern bleibe dann nur noch das Opt-out. „Die Forschung und Entwicklung in Therapiebereichen, die generisch dominiert sind, lohnt sich oft nicht mehr“, so Fahrenkamp. „Wir brauchen aber auch hier neue Präparate, zum Beispiel um Therapiealternativen zu haben, die vielleicht bei bestimmten Patienten besser anschlagen.“

Schon lange schwinge das Pendel in der Gesundheitspolitik allein in Richtung Kostendämpfung und Regulierung, so Fahrenkamp. Begründet würde dies mit den GKV-Ausgaben, die angeblich aus dem Ruder liefen. Die aktuellen BMG-Zahlen würden aber belegen das Gegenteil: über eine halbe Milliarde Euro an Überschüssen allein im ersten Halbjahr 2016. „Auch der Ausgabenzuwachs für Arzneimittel war geringer als noch im Vorjahr. Trotzdem will die Kassenseite im bereits hochregulierten Arzneimittelbereich massiv weitersparen – und das auf Kosten der Patienten“, so Fahrenkamp. Ein Mittel der Wahl sei das geplante Arztinformationssystem (AIS) als Steuerungsmechanismus der Arzneimittelversorgung. Fahrenkamp: „Hier will die Kasse ihre Versicherten über einen Kamm scheren, statt sie individuell zu versorgen. Eine Ampel ist für eine sichere Therapie völlig ungeeignet.“