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Chance einer umfassenden Neuregulierung sollte nicht verspielt werden

22.11.2023 15:23
Der Kommissionsvorschlag zur Überarbeitung des EU-Arzneimittelrechts liegt seit April vor und die Kritik daran ist nach wie vor nicht verstummt. "In einer Zeit, in der die USA und China die Pharmaindustrie als strategisch entscheidend betrachten, sucht Europa noch seine Rolle", erklärt Han Steutel, Präsident des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). "Das vorliegende Pharma-Paket verliert sich in Details und plant auf Schlüsselfeldern wie dem Schutz geistigen Eigentums sogar Verschlechterungen beim Status quo."

Experten hatten zuvor gewarnt, dass dies nicht nur die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, sondern auch die medizinische Versorgung der europäischen Bevölkerung beeinträchtigen könnte. Aktuelle Zahlen des europäischen Pharmaverbands (EFPIA) untermauern dies. Die Beratungsfirma Dolon schätzt, dass die Pläne der Kommission den Anreiz für Unternehmen in neue Arzneimittel zu investieren in den nächsten 15 Jahren in Europa um 55 % verringern. Die FuE-Investitionen würden bis 2040 um ein weiteres Drittel (von 32 % auf 21 %) zurückgehen. Dabei gehören Deutschland, Belgien und Frankreich zu den am stärksten betroffenen Ländern.

Der EFPIA zufolge könnte jedes fünfte Projekt (22 %) zur Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln in Europa, welches auf Unterlagenschutz angewiesen ist, wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sein.

Steutel mahnt, dass Europa die Chance einer umfassenden Neuregulierung im Pharmasektor nicht verspielen und jetzt ein klares Signal aussenden sollte. "Die Sicherstellung einer hochwertigen Versorgung von Patientinnen und Patienten muss dabei im Mittelpunkt stehen. Auch die Bundesregierung muss aufpassen, dass Brüssel nicht die Industriestrategie Deutschlands durchkreuzt.“