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Ziel der DGS: Schmerzmedizinische Kompetenz in die Breite bringen

22.01.2024 11:15
Mit einem umfangreichen Fort- und Weiterbildungsprogramm sowie durch Kooperationen mit anderen Fachgesellschaften will die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) schmerzmedizinisches Wissen und schmerzmedizinische Kompetenzen in die breite Ärzteschaft tragen. Dass dies notwendig und sinnvoll ist, zeigen sowohl die Prävalenzdaten zu chronischem Rückenschmerz als auch Analysen aus dem PraxisRegister Schmerz zu Migräne.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) hat sich zum Ziel gesetzt, die schmerzmedizinische Versorgung zu verbessern – für die Betroffenen und für die Gesellschaft. Dazu bietet die Fachgesellschaft auch in diesem Jahr ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm an.

Im ersten Halbjahr finden die Veranstaltungen online statt, im zweiten Halbjahr in Präsenz. Highlight ist auch in diesem Jahr der Deutsche Schmerz- und Palliativtag, der größte deutschsprachige Schmerzkongress. Unter dem Motto “Rückenschmerz: gestern – heute – morgen“ findet dieser vom 12. bis 16. März online statt.

DGS kooperiert mit anderen Fachgesellschaften

Da beinahe jeder Arzt und jede Ärztin im Praxisalltag regelmäßig mit dem Symptom Schmerz und auch mit chronischen Schmerzen konfrontiert ist, ist es der DGS ein großes Anliegen, das schmerzmedizinische Wissen sowie Kompetenzen in Diagnostik und Therapie in die Breite zu tragen. Dafür intensiviert die Fachgesellschaft die Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften und weitet das Netzwerk kontinuierlich aus. Zu den Partnern gehören die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin (DGOM) und die Deutsche Gesellschaft für Neuromodulation (DGNM). Gemeinsam mit diesen Partnern gestaltet die DGS spezifische Fortbildungen und Symposien – auch auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2024, veröffentlicht PraxisLeitlinien und -Leitfäden und entwickelt curriculare Angebote.

Schwerpunktthema des Deutschen Schmerz- und Palliativtages 2024: Rückenschmerz

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Deutschen Schmerz- und Palliativtages ist „Rückenschmerz: gestern – heute – morgen“. Während weltweit etwa 7,5 Prozent der Bevölkerung unter Schmerzen im unteren Rücken leiden1, ist es in Deutschland fast jede dritte Person.2 Aufgrund von Arbeitsausfällen führt dies zu enormen gesamtgesellschaftlichen Kosten. Hinzu kommt das individuelle Leid der Betroffenen. Basis für die Diagnostik und Therapie dieser weitverbreiteten chronischen Schmerzen ist – wie bei anderen Schmerzerkrankungen auch – das bio-psycho-soziale Schmerzmodell.

„Unser Kongress soll in hohem Maße zum Transfer neuer Erkenntnisse und wissenschaftlicher Daten beitragen und damit die Versorgung von Rückenschmerzen entscheidend verbessern“, erläutert Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS und Kongresspräsident des diesjährigen Deutschen Schmerz- und Palliativtages, die Wahl des Kongressschwerpunkts. „Erst die Untersuchung, dann die Diagnose, dann wird die Therapie kein Zufallserfolg sein“, ergänzt Dr. Heinrich Binsfeld, Vizepräsident der DGS und ebenfalls Kongresspräsident.

PraxisRegister Schmerz zeigt Versorgungslücken bei Migräne

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin ist die Versorgungsforschung. Bereits seit 2014 unterstützt die DGS mit der cloudbasierten schmerzmedizinischen Evaluationssoftware iDocLive® das PraxisRegister Schmerz, das weltweit größte Schmerzregister. Nun präsentierte PD Dr. Michael A. Überall, Vizepräsident der DGS, aktuelle Auswertungen zur Migräne aus dem Register. Diese zeigen, dass jeder 6. Migränepatient an mindestens 16 Tagen pro Monat durch seine Migräneerkrankung beeinträchtigt ist. Bei 83,5% aller Migränepatienten liegt eine schwerwiegende Schmerzerkrankung vor. Mehr als die Hälfte (52,2 %) aller im PraxisRegister Schmerz dokumentierten Migränepatienten leidet unter einer hochfrequenten episodischen Migräne mit 8 bis 14 Migränetagen pro Monat, weitere 16 % unter einer chronischen Migräne mit über 15 monatlichen Kopfschmerztagen, von denen mindestens 8 migränebedingt sind. Im Mittel benötigen die Patientinnen und Patienten an etwa 10 Tagen im Monat wegen ihrer Migräne eine medikamentöse Akuttherapie. Aber nur ein Drittel (34,2%) erhält eine medikamentöse Prophylaxe mit konventionellen Arzneimitteln hoher Evidenz und nur jeder 10. eine spezifische Prophylaxe mit einem monoklonalen CGRP-Antikörper.

Begleiterkrankungen und starke migränebedingte Beeinträchtigung

Hinzu kommen Begleiterkrankungen. Etwa jeder 4. Migränepatient zeigt Zeichen einer relevanten Depression, rund ein Drittel Hinweise auf eine krankheitswertige Angstproblematik und jeder 5. auf eine schwerwiegende Stressstörung. Jeder 10. Patient gibt an, wegen seiner Migräne und der für ihn offensichtlich ausweglosen Situation häufiger bzw. konkret mit dem Gedanken zu spielen, sich das Leben zu nehmen. Laut des Migraine Disability Assessment (MIDAS) liegt bei 88,6 % der Patienten eine starke bzw. sehr starke migränebedingte Beeinträchtigung vor, obwohl in der meist mehrjährigen Krankengeschichte der Betroffenen bereits zahlreiche Ärzte konsultiert und zahlreiche unterschiedlichste Therapien versucht wurden.

Wissen und Anleitung im PraxisLeitfaden der DGS

„Wichtige Schritte auf dem Weg zum Therapieerfolg sind, die Diagnose zu sichern, die Patienten aufzuklären, Akutmaßnahmen zu individualisieren, den Verlauf zu dokumentieren, nicht medikamentöse Vorbeugemaßnahmen zu nutzen, den Lebensstil zu optimieren und gegebenenfalls eine medikamentöse Prophylaxe einzuführen“, lautet das Fazit von Überall. Entsprechendes Wissen und Anleitung finden Ärztinnen und Ärzte im PraxisLeitfaden “Medikamentöse Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne bei Erwachsenen“ der DGS.

 

Referenzen

1 WHO Guideline for non-surgical management of primary low back pain, 2023, ISBN 978-92-4-008179-6
2 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO): Gesundheitsatlas Deutschland Rückenschmerzen. Berlin,
November 2023