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DGIM und Projekt GeDenkOrt.Charité verlegen Stolperstein für Felix Hirschfeld

06.03.2024 11:34
In der Bamberger Straße 17 in Berlin-Wilmersdorf erinnert seit dem 5. März ein Stolperstein an den jüdischen Arzt und Medizinprofessor Felix Hirschfeld (1863-1938), der dort seinen letzten Wohnort hatte. Der Internist war 28 Jahre lang Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) und lehrte mehr als drei Jahrzehnte lang an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Im Rahmen der Aufarbeitung ihrer eigenen NS-Geschichte hat die DGIM bereits mehrere Stolperstein-Verlegungen initiiert.

Die Fachgesellschaft unterstützte auch die Verlegung der Stolpersteine für Hirschfeld, seine Ehefrau Grete und seine Schwägerin Else Wiesenthal. Die von Dr. PH Benjamin Kuntz, dem Leiter des Museums im Robert Koch-Institut, initiierte Verlegung führte der Künstler Gunter Demnig durch, der die Stolperstein-Initiative 1992 ins Leben gerufen hat.

Felix Hirschfeld war als niedergelassener Arzt und Internist in Berlin tätig mit dem Fokus auf der Behandlung des Diabetes mellitus und anderer Stoffwechselstörungen sowie der Ernährungsmedizin. Auf diesem Gebiet lagen auch die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Von 1896 bis 1924 war Felix Hirschfeld Mitglied der DGIM und nahm regelmäßig am Wiesbadener Kongress teil. „Als niedergelassener Internist widmete sich Felix Hirschfeld weiterhin der Wissenschaft und veröffentlichte zu Themen der Ernährungsmedizin, besonders bei Diabetes mellitus“, hob Professor Dr. med. Ulrich Fölsch, ehemaliger Generalsekretär der DGIM, das Wirken Hirschfelds hervor.

Am 14. September 1933 wurde Hirschfeld jedoch wegen seiner jüdischen Herkunft die Lehrbefugnis entzogen - nach mehr als drei Jahrzehnten universitärer Lehrtätigkeit und wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag. Durch die immer zahlreicher werdenden Demütigungen zermürbt, unternahm Hirschfeld im Juli 1938 einen „Selbstmordversuch durch Morphiumvergiftung“, wie es in der Sterbeurkunde heißt. Er wurde in die II. Medizinische Klinik der Charité gebracht, wo er am 16. Juli 1938 starb. Hirschfelds hinterließ seine Ehefrau Grete (Margarete) und seinen 1899 geborenen Sohn Walter, ebenfalls Arzt, der bereits 1934 in die USA emigriert war. Grete Hirschfeld und ihre Zwillingsschwester Else Wiesenthal wurden am 3. April 1942 in das Warschauer Ghetto transportiert. Dort verliert sich ihre Spur. An die Schwestern erinnern ebenfalls zwei Stolpersteine, die heute gemeinsam mit dem Stein für Felix Hirschfeld verlegt wurden. An der feierlichen Verlegung nahmen auch ein Enkel sowie eine Urenkelin Felix Hirschfelds aus den USA teil.

„Die Stolpersteine erzählen auf erschütternde Art und Weise von Repression, Ausgrenzung, Flucht und Tod. Sie geben den Opfern ihren Namen zurück und holen sie damit aus der Anonymität“, sagte Fölsch, der im Jahr 2011 die Aufarbeitung der Geschichte der DGIM in der NS-Zeit angestoßen hatte. Zu viele hätten es damals hingenommen, dass zwischen 1933 und 1940 etwa 250 jüdische Mitglieder der Fachgesellschaft verfolgt, ausgeschlossen und gedemütigt wurden, so Fölsch. „Im widerspruchslosen Hinnehmen bösartiger Propaganda liegt auch heute eine Gefahr für unsere Demokratie. Es ist gut, dass diese Gefahr von immer mehr Menschen erkannt wird. Möge sich diese Entwicklung fortsetzen.“

„Die DGIM nimmt auf diese Weise und auch in einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme Position ein gegen Demokratiefeindlichkeit und Bestrebungen nach autoritären Gesellschaftsformen“, ergänzt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalssekretär der DGIM, für deren Vorstand. In mehreren Monographien sowie auf der Webseite Gedenken & Erinnern unter www.dgim-history.de haben unabhängige Historiker bis heute zahlreiche wissenschaftliche Ausarbeitungen zur Geschichte der DGIM in der Zeit des Nationalsozialismus zusammengetragen. „Die Erinnerung an das NS-Unrecht mahnt uns im Hier und Heute“, sagte Fölsch.