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DPtV kritisiert Bürokratie und Zeitaufwand der QS-Richtlinie

24.01.2024 16:26
„Mit der Qualitätssicherungs-Richtlinie wurde heute ein zu aufwendiges Verfahren geschaffen – vor allem für unsere Patient*innen. Sie ist wenig sinnvoll, wissenschaftlich schlecht gemacht und mit noch unklaren Auswirkungen“, sagt Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). Der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 18. Januar 24 die Einführung einer Qualitätssicherungs-Richtlinie für die ambulante Psychotherapie beschlossen.

Zunächst soll das Verfahren in einem Modellversuch in Nordrhein-Westfalen erprobt werden. „Wir sehen hier viel Aufwand bei fehlendem Mehrwert. Psychotherapeuten praktizieren schon lange Qualitätssicherung und regelmäßige Fortbildungen“, erklärt Hentschel. „Das neue Verfahren sollte in dieser Form nicht eingeführt werden – sondern auf eine wissenschaftlich fundierte Basis gestellt werden.“

14 Seiten Fragebogen für Patienten

Die neue Qualitätssicherung sieht für jede Therapie einen 14-seitigen Fragebogen vor, den die Patientinnen und Patienten ausfüllen sollen. „Der Erfolg einer Therapie ist zwar mit Fragebögen grundsätzlich messbar. Der vorliegende Fragebogen aber erfüllt nicht einmal grundlegende wissenschaftliche Anforderungen“, betont der Bundesvorsitzende. „Eine derart unausgereifte Qualitätssicherung ist mit Nachteilen für Patient*innen und Psychotherapeut*innen verbunden. Auf lange Sicht könnte dies zu einer Selektion von Patient*innen führen. Das darf nicht das Ergebnis dieses Verfahrens sein“, kritisiert Hentschel.

Bürokratischen Mehraufwand entschädigen

Auch Psychotherapeutinnen und -therapeuten sollen den Plänen zufolge pro Therapie einen Fragebogen mit über 100 Datenfeldern ausfüllen. „Dies bedeutet wieder einen zusätzlichen Zeitaufwand. Außerdem müssen die Praxen für die Übermittlung dieses Fragebogens eine eigene Software anschaffen, updaten und warten. Wir fordern die Erstattung der Software-Kosten und des Zeitaufwands. Diese Art der Qualitätssicherung bedeutet zusätzliche Arbeit in einem schon jetzt sehr bürokratischen Praxisalltag“, sagt Psychotherapeut Hentschel. „Dies geht zu Lasten der ohnehin schon knappen Zeit für die Behandlung.“