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coliquio-Symposium: "Zukunft der Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland"

15.03.2024 09:57
Der „Darmkrebsmonat März“ wurde von der Felix Burda Stiftung 2002 ins Leben gerufen, um auf die Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs aufmerksam zu machen. Bereits zum zweiten Mal veranstaltete das Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. am 29. Februar zum Auftakt des Darmkrebsmonats ein Fachsymposium in Zusammenarbeit mit namhaften Partnern. Das hochkarätig besetzte Panel aus Wissenschaft und Politik hat in dem 3-stündigen Programm unter Leitung von Dr. med. Berndt Birkner, Präsident des Netzwerk gegen Darmkrebs e.V., und moderiert von Dr. med. Nicola Fritz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, durch die neusten Entwicklungen in der Früherkennung aus medizinischer und gesundheitspolitischer Sicht geführt.

Trotz zahlreicher Aufklärungsmaßnahmen sinkt die Vorsorgequote. Jörn Knöpnadel, Kassenärztliche Bundesvereinigung: „Wir sehen seit 2012 wieder einen Anstieg bei der Inanspruchnahme von Früherkennungs-Koloskopien, doch im Gegensatz hierzu sehen wir eine starke Reduktion bei der Inanspruchnahme präventiver okkulte Tests. Diese Reduktion beläuft sich je nach Altersgruppe auf minus 15 bis minus 40 %.“

Früherkennung wird zu wenig genutzt – vereinte Bemühungen sind notwendig

Die Expertinnen und Experten waren sich einig, dass nur ein Bündel von Maßnahmen dazu beitragen kann, diesen Trend umzukehren: Dr. Monika Lelgemann, Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), sieht bei der Darmkrebsvorsorge die Hausärztinnen und -ärzte in einer Schlüsselrolle: Nur kontinuierliche Ansprache und gezielte Familien-Anamnese hilft dabei, Personen mit einem familiären Risiko zu identifizieren und aufzuklären.

Auf politischer Ebene wurden verschiedene Gesetzesvorhaben angestoßen, die die Prävention, auch mit Hilfe der Digitalisierung, weiter verbessern: „Wir werden in der Koalition die Präventionsgesetze weiterentwickeln. Denn wir wollen weniger Krankheit behandeln, sondern wir wollen die Gesundheit erhalten. Hier kann man zum Beispiel mit Hilfe der elektronischen Patientenakte zielgenauer bei den Früherkennungstests agieren,“ erläuterte Prof. Andrew Ullmann, MdB (FDP). Emmi Zeulner, MdB (CSU), plädiert für eine umfassende Strukturreform insbesondere in der ambulanten Versorgung sowie neue Ansätze zur Behebung des Fachkräftemangels. So arbeitet sie daran mit, auf Länderebene eine Schulgesundheitsfachkraft zu etablieren, die bereits junge Menschen für Themen wie Ernährung, Bewegung, Resilienz, psychische Belastung und auch für Vorsorge sensibilisiert.

Zur risikoadaptierten Früherkennung von Darmkrebs fasste Dr. Berndt Birkner die Ergebnisse des FARKOR-Projekts* zusammen, das derzeit vom G-BA bewertet wird, und betonte die Bedeutung von frühzeitigen Screeningmaßnahmen für Personengruppen mit einem familiären Risiko. In ihrer Übersicht über die Grundlagen und die Risikobezifferung für erblichen Darmkrebs formulierte Prof. Dr. Elke Holinski-Feder, Leiterin des MGZ - Medizinisch Genetisches Zentrum in München, abschließend noch einmal die Forderung, die risikoadaptierte Früherkennung entsprechend der S3 Leitlinie ab dem 25. Lebensjahr regelhaft einzuführen und als solche zu dokumentieren.

Die 300 Teilnehmenden, Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen und medizinisches Fachpersonal, haben sich mit zahlreichen Fragen am Live-Format beteiligt, das vom Ärzte-Netzwerk coliquio als Medienpartner produziert worden ist. Ab sofort stehen coliquio-Mitgliedern die Vorträge auch als On-Demand-Videos in der Mediathek zur Verfügung.

 

* FARKOR - Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom – ist ein bayernweites Modellprojekt, das die Felix Burda Stiftung ins Leben gerufen hat und das sich eine verbesserte Versorgung von Menschen im Alter von 25 bis 50 Jahren mit familiärem und erblichem Darmkrebs zum Ziel gesetzt hat. Das bayerische Modellprojekt erklärt aufgrund der Studienergebnisse Vorsorge ab 30 für sinnvoll. Der G-BA wird nach einer Nutzenbewertung durch das IQWIG weitere Schritte zur deutschlandeiten Einführung der Früherkennung für familiär vorbelastete Personen einleiten.