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Europäisches Kooperationsprojekt: Strategien zur Bewältigung klimabedingter Gesundheitsrisiken

06.09.2023 12:58
Um die Übertragung und das Auftreten von klimabedingten Infektionskrankheiten in Europa einzudämmen, entwickelte ein internationales Forscherteam im Rahmen des Projekts "IDAlert" Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen zur Unterstützung politischer Maßnahmen. Ziel ist es, die langfristige Klimaresilienz der Gesundheitssysteme gegenüber den Risiken von Infektionskrankheiten zu verbessern. Die Arbeit "Decision-Support Tools to Build Climate Resilience Against Emerging Infectious Diseases in Europe and Beyond" – deutsch: Entscheidungsunterstützende Instrumente zum Aufbau von Klimaresilienz gegen neu auftretende Infektionskrankheiten in Europa und darüber hinaus – ist im Fachmagazin The Lancet Regional Health-Europe im August erschienen.

Der Klimawandel ist eine von mehreren Triebkräften für wiederholte Ausbrüche und die geografische Ausbreitung von Infektionskrankheiten in Europa. In der aktuellen Arbeit wird ein gemeinschaftlicher Ansatz zur Entwicklung politikrelevanter Indikatoren und entscheidungsunterstützender Instrumente vorgeschlagen. Diese Instrumente sind so konzipiert, dass sie klimabedingte Krankheitsrisiken in verschiedenen Bereichen, einschließlich Umweltrisiken, Expositionsmustern und Anfälligkeitsfaktoren, umfassend verfolgen und einbeziehen. Besonderes Augenmerk lag auf den Wechselwirkungen von Tieren, Menschen und der Umwelt.

Der Hauptautor und Koordinator des Projekts, Humboldt-Professor Dr. Joacim Rocklöv vom Heidelberger Institut für Global Health (HIGH) am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) betonte: "Unsere Entscheidungshilfen bieten eine multidimensionale Perspektive, die über die traditionellen Silos hinausgeht. Indem wir die Verknüpfung von Tieren, Menschen und der Umwelt untersuchen, ermöglichen wir ein umfassenderes Verständnis der Krankheitsdynamik - eine Voraussetzung für eine rechtzeitige und wirksame Vorbereitung auf einen Ausbruch."

Kern der Empfehlungen sind Frühwarn- und Reaktionssysteme sowie maßgeschneiderte Instrumente zur Bewertung der Kosten und des Nutzens, die mit Klimaanpassungs- und Abschwächungsstrategien in verschiedenen Sektoren verbunden sind. Die Handlungsanweisungen sollen regionale Gesundheitssysteme fördern und die Fähigkeit Europas stärken, auf Gesundheitskrisen zu reagieren, selbst wenn sich die Umweltbedingungen ändern.

Darüber hinaus sieht das Projekt ein Engagement auf mehreren Ebenen vor: innovative Methoden und neuartige Datenströme zu integrieren und durch Fallstudien lokal gewonnene Erkenntnisse und empirische Einsichten zu erschließen. Diese Strategie versetzt die Expertinnen und Experten in die Lage, die Auswirkungen klimabedingter Krankheitsgefahren in Gebieten zu beurteilen, die einem raschen städtischen Wandel unterliegen und mit unterschiedlichen Gesundheitsrisiken konfrontiert sind. Ziel ist es, die Kluft zwischen Wissen und Handeln zu überbrücken und ein einzigartiges integriertes "One Health-Climate Risk Framework" zu schaffen, das politische Entscheidungsträger, Gesundheitsfachleute und Gemeinden in die Lage versetzt, Risiken des Klimawandels zu mindern und die Widerstandsfähigkeit Europas zu stärken.

 

Literatur

Rocklöv J, Semenza JC, Dasgupta S, et al. Decision-support tools to build climate resilience against emerging infectious diseases in Europe and beyond. Lancet Reg Health Eur. 2023;32:100701. Published 2023 Aug 7. doi:10.1016/j.lanepe.2023.100701