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Gastroenterologen warnen vor Blockadehaltung bei Krankenhausreform

14.02.2024 17:06
Am 21. Februar 2024 berät der Vermittlungsausschuss von Bund und Ländern über das Krankenhaustransparenzgesetz, das Bundesgesundheitsminister Lauterbach der Krankenhausreform vorschalten möchte. An das Krankenhaustransparenzgesetz knüpft der Bundesgesundheitsminister Liquiditätshilfen in Milliardenhöhe für die Krankenhäuser. Angesichts der drohenden Insolvenzwelle unter den Krankenhäusern warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) davor, die Existenzsicherung der für die Versorgung der Bevölkerung erforderlichen Krankenhäuser aus politischen Gründen weiter zu verschleppen.

Die Kliniken seien dringend auf die Anpassung der Landesbasisfallwerte an die Personalkostensteigerungen und die Einrichtung eines Transformationsfonds für die dringlich anstehenden Reformen angewiesen. Eine stabile Krankenhausversorgung zu sichern, müsse für alle Beteiligten in Bund und Ländern das oberste Ziel sein, hinter das eigene politische Ambitionen zurückstehen müssten, so die Fachgesellschaft.

Fast 2 Millionen Menschen werden jährlich in Deutschland wegen Erkrankungen der Verdauungsorgane im Krankenhaus behandelt. Hinter Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen gastroenterologische Krankheiten damit die zweithäufigste Ursache für eine stationäre Aufnahme dar (1). „Diese Zahlen zeigen: Eine hochwertige Versorgung gastroenterologischer Erkrankungen wie beispielsweise der Volkskrankheit Fettleber ist dringend notwendig und muss von den politisch Verantwortlichen sichergestellt werden“, sagt DGVS-Präsident Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wie eine aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon zeigt, war im vergangenen Jahr ein drastischer Anstieg von Krankenhaus-Insolvenzen von sieben im Jahr 2022 auf 30 im Jahr 2023 zu verzeichnen (2). „Die Preissteigerungen der letzten Zeit setzen Kliniken zunehmend unter Druck. Die meisten Träger sind nicht in der Lage, diese gestiegenen Kosten noch länger zu kompensieren“, sagt Professor Dr. med. Jörg Albert, DGVS-Vorstand für Gesundheitsökonomie und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, gastroenterologische Onkologie, Hepatologie und Infektiologie am Klinikum Stuttgart.

In dieser Situation sei es unverständlich, die dringlich für den Reformprozess erforderlichen Mittel an das Transparenzgesetz zu knüpfen und nicht sofort einen Transformationsfonds einzurichten, damit die Reformen direkt angegangen werden können. Die Anpassung der Landesbasisfallwerte an die Personalkostensteigerungen muss direkt erfolgen. „Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das Transparenzgesetz als Druckmittel zu nutzen, um eigene Vorstellungen in der Krankenhausreform durchzudrücken“, warnt DGVS-Präsident Wedemeyer. Parteipolitische Ränkespiele oder Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern müssten hinter das Ziel zurücktreten, die akute und zukünftige Krankenhausversorgung der Bevölkerung zu sichern, fordert auch Albert. Jedes Krankenhaus, das jetzt ungeordnet schließe, fehle auf absehbare Zeit für die Versorgung der zunehmenden Zahl an stationär zu behandelnden Patientinnen und Patienten. Eine Reform der Krankenhauslandschaft mit einer Bündelung von allen am Markt verfügbaren Arbeitskräften ist daher sehr zu begrüßen, sie muss aber in einem auf die Zukunft der Versorgung ausgerichteten und gesteuerten Verfahren ablaufen. Eine ungeplante Insolvenzwelle wird die funktionierenden Versorgungstrukturen in Deutschland erheblich bedrohen.

 

Quellen:

  1. Lammert, F. (Ed.), Lynen Jansen, P. (Ed.), Lerch, M. (Ed.) & Wedemeyer, H. (2023). Weissbuch Gastroenterologie 2023/24. Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse – Gegenwart und Zukunft. Berlin, Boston: De Gruyter: https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2023/08/DGVS-Weissbuch-2023-24_Hochaufloesend_final.pdf
  2. Krankenhausinsolvenzen: NRW und Rheinland-Pfalz besonders betroffen (curacon.de)