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Klinikreport Nachhaltigkeit: Relevanz erkannt, Umsetzung aber noch am Anfang

12.02.2024 13:45
Nachhaltigkeit gewinnt in den deutschen Krankenhäusern zusehends an Bedeutung: Jedes zweite Krankenhaus hat das Thema Nachhaltigkeit ausdrücklich in seiner Unternehmensstrategie verankert (49 Prozent), 36 Prozent planen dies konkret für die Zukunft. Das ist ein Ergebnis des „Klinikreports Nachhaltigkeit – Wie weit sind Deutschlands Krankenhäuser?“, den das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen (imug) und der Techniker Krankenkasse (TK) Anfang Februar veröffentlicht hat.

Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK: “Als Großverbraucher haben Krankenhäuser großes Potenzial, einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Versorgung zu leisten. Nachhaltigkeit mag für sie aktuell nicht die höchste Priorität haben. Doch die Auswirkungen des Klimawandels betreffen Kliniken schon jetzt. Viele Kliniken sind dazu bereits relevante Schritte gegangen, der Weg zu einer nachhaltigen Krankenhauslandschaft ist jedoch noch lang.“

Fortschritte beim Energiemanagement und Ressourcenverbrauch

Grundlage eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen ist die Ermittlung von Verbrauchskennzahlen, etwa von Strom oder Wasser. 53 Prozent der Krankenhäuser erfassen solche Kennzahlen regelmäßig, erst 42 Prozent nutzen diese, um daraus Maßnahmen für einen geringeren ökologischen Fußabdruck abzuleiten. Die größten Fortschritte beim Klimaschutz haben Krankenhäuser bisher durch Maßnahmen in den Bereichen Wärme (61 Prozent) und Mobilität (52 Prozent) erreicht. „Nachhaltigkeit ist insbesondere aktuell aber auch in Zukunft eine zweifelsfrei fordernde Aufgabe für Krankenhäuser. Nicht zuletzt deswegen sind die Anstrengungen im Energiemanagement und Ressourcenverbrauch positiv hervorzuheben“, so Karl Blum, Vorstand des DKI. „Der Klinikreport zeigt aber auch, dass fehlende finanzielle Anreize und Mittel sowie der Fachkräftemangel wirksame Verbesserungen in Klimaschutz und Nachhaltigkeit verzögern.“ So ermitteln aktuell erst 21 Prozent der Kliniken ihre CO2-Emissionen.

Nachhaltige Lieferkette: Großes Potenzial – Umsetzung noch in den Anfängen

Viele Krankenhäuser sehen hohes Potenzial, den Ausstoß von CO2-Emissionen durch eine nachhaltige Lieferkette zu verringern. Bei den Einkaufsentscheidungen der Kliniken spielt dies bislang aber noch eine untergeordnete Rolle: 22 Prozent der Kliniken orientieren sich bereits an einer eigenen Richtlinie für einen nachhaltigen Einkauf, 43 Prozent planen, ökologische und soziale Belange in ihren Einkaufsleitlinien zu berücksichtigen. Dr. Ingo Schoenheit, Geschäftsführer des imug, betont: „Beschaffungsentscheidungen, ob für Energie, Mobilität oder Materialien, sind ein großer Hebel, um beim Klimaschutz voranzukommen. Entsprechende Richtlinien schaffen die nötige Klarheit und sollten daher Teil einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie sein, in der konkrete Ziele und Maßnahmen definiert sind.“ Bislang legen Krankenhäuser beim Einkauf insbesondere im Bereich Ernährung (30 Prozent) konsequent Wert auf Nachhaltigkeit - am wenigsten bei Arzneimitteln und medizinisch-technischen Geräten (jeweils 12 Prozent).

90 Prozent der Krankenhäuser setzen sich vollumfänglich oder weitestgehend für einen respektvollen Umgang der Mitarbeitenden untereinander ein. Maßnahmen zur Personalentwicklung haben 86 Prozent der Krankenhäuser umgesetzt. Die Gesundheit sowie die Diversität und Inklusion des Personals fördern jeweils 84 Prozent der Kliniken.

Mehr Impulse nötig

„Um das Thema voranzutreiben, braucht es ein Umfeld, das Nachhaltigkeit konsequent fördert und fordert. Daher erarbeiten wir derzeit in unserem Handlungsrahmen als gesetzliche Krankenkasse Impulse und möchten zum Beispiel Best-Practice-Austausche oder den Wissenstransfer unterstützen“, so Thomas Ballast von der TK. Im Rahmen des Klinikreports wurde den teilnehmenden Kliniken ein kostenloser, individueller Benchmark-Bericht vom DKI angeboten, in dem die individuellen Angaben in die Vergleichswerte der Gesamtergebnisse eingeordnet wurden. Dies haben 83 Prozent der Kliniken in Anspruch genommen.