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Studie: Auftragsfertiger mit wachsendem Selbstbewusstsein im Wettbewerb mit Pharmaunternehmen

27.04.2022 11:59
Globale Produktionsengpässe durch die COVID-19-Pandemie, aber auch immer unsicher werdende globale Versorgungsketten im pharmazeutischen Sektor, haben dem ohnehin stark wachsenden Markt für pharmazeutische Auftragsentwicklungs- und -herstellungsunternehmen (Contract Development and Manufacturing Organization, CDMO) jüngst zusätzlichen Aufwind beschert, stellt Strategy& fest. Zulassungsinhaber (Marketing Authorization Holder, MAH) bauen infolgedessen zunehmend auf strategische Partnerschaften mit CDMOs, um sich schnell benötigte Kapazitäten zu sichern, aber auch Versorgungssicherheiten durch Multi-Sourcing zu erhöhen, wie die Ergebnisse der aktuellen „Global CDMO Study 2022“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigen.

Dieser Trend werde sich auch mit dem Aufkommen neuer und fortschrittlicher Therapien weiter fortsetzen, lassen die Umfrageergebnisse vermuten. Für die Studie wurden 150 der weltweit größten CDMOs in Europa, Nordamerika sowie in Asien analysiert.

MAHs sind Pharma- oder Forschungsunternehmen, so erklärt Strategy&, die eine Marktzulassung zur Vermarktung bestimmter Arzneimittel besitzen. CDMOs können im Auftrag von MAHs bei der Forschung und Entwicklung sowie Fertigung dieser Präparate tätig sein – doch mit der wachsenden Bedeutung der Auftragsfertiger wandelt sich auch die Art ihrer Kooperation mit Pharmaunternehmen. 28% der untersuchten CDMOs bieten bereits ein umfangreiches Service-Portfolio für sämtliche Arzneimitteltypen – niedermolekulare („small molecules“), großmolekulare („large molecules“) und neuartige Therapien („advanced therapies“) – an. Gleichzeitig sind 56% der weltweit größten MAHs bereits selbst in der Auftragsfertigung aktiv, um zusätzliche Einnahmen zu generieren und Kosten zu absorbieren.

„Zulassungsinhaber, die derzeit an der Spitze der pharmazeutischen Arzneimittelherstellung stehen, verlassen sich zunehmend auf die technologische Expertise von CDMOs. Das gilt auch für den Markt für neuartige Therapien, einschließlich der Zell-, Gen- und RNA-Therapien. Damit befinden sich CDMOs in der Pole-Position, um von einem der wachstumsstärksten Märkte zu profitieren und diesen maßgeblich zu gestalten. MAHs wiederum sollten abwägen, welche Produktionstechnologien zur Auslagerung geeignet sind und welche Felder sie auch für die Zukunft strategisch weiter besetzen und ausbauen wollen“, erläutert Dr. Jens Neumann, Partner bei Strategy&.

CDMOs könnten im Rahmen von strategischen Partnerschaften mit MAHs von erhöhter Transparenz, größerer Flexibilität, schnelleren Transaktionen und gemeinsamen Anreizen profitieren. Mit End-to-End-Services steigerten CDMOs ihre Chancen einer strategischen Kooperation mit Pharmaunternehmen deutlich. 37% der untersuchten CDMOs bieten daher Dienstleistungen an, die von der Entwicklung über die Herstellung kommerzieller Arzneimittelsubstanzen und -produkte bis hin zur Verpackung die gesamte Wertschöpfungskette abdecken.

43% der analysierten Unternehmen, die sich hauptsächlich auf CDMO-Leistungen fokussieren („Pure Play“), sind nach Angaben von Strategy& mittlerweile als Full-Service-Provider mit End-to-End-Services tätig. Nur 17% von ihnen konzentrieren ihre Aktivitäten auf einen einzigen Schritt in der Wertschöpfungskette. CDMO-Geschäftsbereiche von MAHs sowie von Generikaherstellern folgen diesem Trend (38% bzw. 36% End-to-End-Services). Dienstleistungen im Bereich der Entwicklung sind bereits bei 92% der CDMOs in Nordamerika und 84% der CDMOs in Europa im Angebotsportfolio enthalten, während in Asien die kommerzielle Produktion von Arzneimittelsubstanzen am weitesten verbreitet ist und von 92% der CDMOs als Dienstleistung angeboten wird.

Neben der vertikalen Ausweitung zeigten sich CDMOs auch in der horizontalen Wertschöpfungsaktivität als strategische Partner für MAHs. Insbesondere „Pure Play“-CDMOs weiten demnach ihr Serviceangebot auf die verschiedenen Produktionstechnologien kontinuierlich aus. Rund 38% der „Pure Play“-CDMOs sind in allen drei der genannten Bereiche aktiv, wobei 92% noch immer an der traditionellen niedermolekularen Herstellung beteiligt sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, ein risikoausgewogenes Portfolio traditioneller und neuartiger Therapien aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig bieten bereits 45% der „Pure Play“-CDMOs Dienstleistungen im Bereich von neuartigen Therapien an (im Vergleich zu 34% sämtlicher CDMOs innerhalb der Studie), und sind damit federführend im mit Abstand wachstumsstärksten Marktsegment.

„Strategische Allianzen sind ein wichtiger Schlüssel für MAHs und CDMOs, um neue Produkte einzuführen und sich langfristig am Markt zu behaupten. Voraussetzung hierfür ist der kritische Blick auf die eigene Gesamtstrategie, der auch die Wertschöpfungskette, Produktionstechnologien, Dienstleistungen und Standorte einbeziehen sollte. CDMOs sollten einen Fokus darauf legen, ihren Kunden ganzheitliche und effiziente Lösungen sowie Qualitätsprodukte anzubieten. Auf Seiten der MAHs ist der Aufbau eines professionalisierten CDMO-Managements ebenso essenziell für den langfristigen Geschäftserfolg wie die zielgerichtete Kommunikation über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens an die eigenen Mitarbeiter:innen“, schließt Dr. Jens Neumann.

Die vollständigen Ergebnisse der „Global CDMO Study 2022“ finden Sie unter: https://www.strategyand.pwc.com/de/en/2022-global-cdmo-study.html

Über die Studie
Strategy& untersuchte in der „Global CDMO Study 2022“ 150 der weltweit größten CDMOs aus 29 Ländern, darunter 61 CDMOs aus Europa. Die Mehrheit der untersuchten Unternehmen erzielt nach Unternehmensangaben einen jährlichen Umsatz zwischen 250 Mio. und 1 Mrd. Euro.