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Nationales Digital Health Symposium 2023: Wie digital werden wir wirklich?

13.12.2023 17:16
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet dynamisch voran. „Morgen werden die beiden Digitalgesetze (Digitalgesetz und Gesundheitsdaten-nutzungsgesetz) im Gesundheitsausschuss sein und zum Ende der Woche im Plenum verabschiedet“, teilte Dr. Susanne Ozegowski vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf dem 5. Nationalen Digital Health Symposium in Berlin mit. Kernpunkt der beiden Digitalgesetze ist die elektronische Patientenakte (ePA), die einen Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte schafft, aber auch für die Forschung nützlich sein soll. Weiterhin soll die Nutzung von Gesundheitsdaten verbessert werden. 250 Expertinnen und Experten aus Politik, Gesundheit und Forschung diskutierten aktuelle Entwicklungen dieser Gesetzesvorhaben zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens und Vorhaben zur Gesundheitsdatennutzung.

„Wir haben uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt und wollen, dass 80 Prozent der Versicherten eine ePA haben. Die Nutzenden können über ein aktives Rechtemanagement selbst bestimmen, wer ihre Daten einsehen und nutzen kann“, so Ozegowski. „Ein weiterer Schritt ist es, die ePA so weiterzuentwickeln, dass sie auch ein Tool für die Forschung wird.“ Dazu wird die Sicherheitsarchitektur der ePA überarbeitet, damit die Daten aus allen ePA’s an das Forschungsdatenzentrum (FDZ) ausgeleitet und für die Forschung genutzt werden können. Damit entsteht ein großer Datenschatz, der international wettbewerbsfähig ist. Die avisierte Forschungsdateninfrastruktur wird sich aus Abrechnungsdaten, ePA-Daten, Daten der Krebsregister und perspektivisch auch aus Daten der Medizininformatik-Initiative, Genomdaten sowie weiterer Register zusammensetzen. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir die Gesetze morgen durch den Ausschuss bringen werden, und sehr zuversichtlich, dass wir damit auf dem Weg der digitalen Transformation einen wesentlichen Schritt vorankommen“, resümierte Ozegowski.

Digitalisierung des Gesundheitswesens – wo geht es hin?

„Wenn wir die Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gestalten wollen, müssen wir uns von einer technikdominierten Diskussion lösen“, erläuterte Dr. Sibylle Steiner, Vorständin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Das Problem liege darin, dass man Prozesse aus der analogen Welt versucht hat zu digitalisieren, aber Digitalisierung kann nicht bedeuten, analoge Prozesse einfach digital abzubilden. Digitale Anwendungen müssen von den Anwendern ausgehend gedacht und entwickelt werden.

Ergänzend hielt Kai Senft vom AOK-Bundesverband fest: „Wir haben mit Einführung der ePA ab Januar 2025 eine große Kommunikationsaufgabe. Wir müssen über 70 Millionen Patientinnen und Patienten mitnehmen. Die Prozesse müssen wirklich funktionieren, sonst droht ein großer Vertrauensverlust.“

Neue Perspektiven der Datennutzung für die Gesundheitsforschung

Ein weiterer Themenschwerpunkt des Nationalen Digital Health Symposiums war die Datennutzung von Gesundheitsdaten für die Forschung. „Wir begrüßen die im Entwurf zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) enthaltenen Regelungen zur Verbesserung des Zugangs zu medizinischen Daten für die Forschung. Das Gesetz ist ein bedeutsamer Schritt und bietet neue Chancen auf dem Weg zu besserer Gesundheitsdatennutzung in der medizinischen Forschung zum Wohle von Patientinnen und Patienten in Deutschland“, so Sebastian C. Semler, TMF-Geschäftsführer.

„Wir müssen in der Digitalisierung noch schneller werden, denn es gehe darum, dass die Daten, die im Gesundheitswesen anfallen, zum Wohle der Patientinnen und Patienten besser vernetzt werden, um neue Therapieansätze entwickeln zu können“, so Tino Sorge, Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Vor allem müssen wir den Eindruck beseitigen, dass es „gute öffentliche“ und „böse industrielle“ Forschung gibt.“

„Gesundheitsdaten für die Forschung und Versorgung nutzbar machen, damit Krankheiten zukünftig schneller und besser behandelt werden können – diesem Ziel sind wir ein großes Stück nähergekommen. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist das Gesundheitsdatennutzungsgesetz der Bundesregierung“, resümierte Prof. Dr. Veronika von Messling, Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Die Medizininformatik-Initiative und das Netzwerk Universitätsmedizin sind die wichtigsten Impulsgeber für die innovative Gesundheitsdatennutzung in Deutschland. Sie werden Forschung und Versorgung künftig noch enger verzahnen und eine bessere Datenbasis für die medizinische Forschung vorantreiben.“

Künstliche Intelligenz kann helfen, Forschung und Versorgung zu verbessern

Künstliche Intelligenz (KI) kann eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung und in der Forschung spielen, darin waren sich die Expertinnen und Experten auf dem Nationalen Digital Health Symposium einig. Mit Blick auf den bevorstehenden Fachkräfte- und Ressourcenmangel in der medizinischen Versorgung wird KI zukünftig dazu dienen, „menschliche Handlungs- und Entfaltungsmöglichkeiten zu erweitern und könnte Ärztinnen und Ärzte vor allem von administrativen Aufgaben entlasten“, so Prof. Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. „Eine Letztverantwortung muss aber immer beim Menschen bleiben.“