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Schmerzmediziner, Politiker und Krankenkassen fordern strukturelle Veränderungen und angemessene Honorierung

17.03.2021 12:16
Zum Abschluss des Deutschen Schmerz- und Palliativtages forderten die Tagungspräsident*innen Dr. Johannes Horlemann und Dr. Silvia Maurer, die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern – durch strukturelle Veränderungen und durch eine angemessene Honorierung auch der sprechenden Medizin. Unterstützung für ihre Forderungen bekamen die Schmerzmediziner von Vertretern aus Politik und Krankenkassen. Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag fand in diesem Jahr zum zweiten Mal online statt und erreichte mit knapp 4.000 Teilnehmer*innen einen Besucherrekord.

In Deutschland leiden insgesamt 28 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. 3,4 Millionen davon sind schwerstgradig schmerzkrank. Für die kommenden Jahre erwarten Schmerzexperten einen weiteren Anstieg dieser Zahlen. Bereits heute sei eine Zunahme von Schmerzpatienten zu beobachten, sagte Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg. Bis Patienten eine qualifizierte Schmerztherapie erhalten, vergehen im Durchschnitt vier Jahre. Der Grund dafür, da waren sich die Vertreter der Fachgesellschaft, der Krankenkassen und Politiker einig, sind mangelnde Versorgungsstrukturen. Allein für die Betreuung der 3,4 Millionen Schwerstkranken wären etwa 10.000 Schmerzmediziner notwendig. In Deutschland gibt es aber nur 1.200 Schmerztherapeuten.

 

Bedarfsplanung, Nachwuchsförderung und bessere Finanzierung


Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) fordert daher schon seit Jahren die Aufnahme der Schmerzmedizin in die Bedarfsplanung, damit Arztsitze mit schmerzmedizinischem Schwerpunkt adäquat nachbesetzt werden können. Nicht zuletzt, um auch den Ärzte-Nachwuchs für die Schmerzmedizin zu begeistern, fordert die Fachgesellschaft zudem eine bessere Finanzierung schmerzmedizinischer Leistungen. Unterstützung für diese Forderung gab es beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag aus den Reihen der Politik. So sprach sich die Bundestagsabgeordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bündnis 90/Die Grünen, für eine bessere Finanzierung von Gesprächsleistungen in der Schmerzmedizin aus. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß, ist für eine Förderung der sprechenden Medizin.

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Voraussetzung für multimodale Schmerztherapie


Darüber hinaus müsse auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verbindlicher erfolgen, so Kappert-Gonther weiter. Denn Basis für eine erfolgreiche Behandlung der Schmerzerkrankung sei die Berücksichtigung körperlicher, psychischer und sozialer Aspekte, so Prof. Dr. Johannes Kruse, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM). In einer Video-Botschaft zum Kongress betonte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich, den hohen Stellenwert einer ganzheitlichen Behandlung, die alle Dimensionen abdeckt. Horlemann lobte den Schulterschluss zwischen Ärzten, Krankenkassen und Politikern und kündigte an, den Dialog im Sinne einer besseren Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland fortzusetzen.