Nutzung digitaler Gesundheitsangebote
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen soll vor allem eines: den Patienten nutzen. Darauf weist auch der Sachverständigenrat Gesundheit in seinem gerade veröffentlichten Gutachten hin. Er kommt zu dem Schluss, dass digitale Gesundheitsangebote die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland verbessern können. Viele nutzen diese bereits im Alltag. So gab knapp ein Drittel der Befragten an, eine Fitness-App zu verwenden. Dagegen begeben sich aktuell nur 2,9% von ihnen in Online-Therapien. Die meisten nutzen das Internet zur Suche nach Gesundheitsinformationen, zeigen Daten der Studie. Grundlage ist die zweite Erhebungswelle von Mai bis August 2020. Aus den Ergebnissen können nach Einschätzung der Autoren Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von gesundheitsrelevanten Angeboten im digitalen Raum gewonnen und Impulse für eine verbesserte Gesundheitskommunikation gegeben werden.
Bei knapp der Hälfte der Befragten liegen YouTube und Co. ganz weit vorn, wenn es um die Suche nach Informationen zum Thema Gesundheit geht. Allein 22,7% der Befragten sehen sich Videoanleitungen, sogenannte Tutorials, an. Auch die Sozialen Netzwerke werden von knapp 30% im gesundheitlichen Kontext genutzt. Interaktion und die Möglichkeit zur Rückmeldung sind dabei Schlüsselfunktionen. Ungebrochen ist laut Studie der Trend zum Internet als primäre Informationsquelle in Gesundheitsfragen oder der Suche nach medizinischem Fachpersonal.
Auch wenn die Informationssuche im Netz noch die größte Rolle spiele, holten Angebote, die zum Self-Monitoring genutzt werden oder solche, die der eigenen Versorgung dienen, auf. Tendenziell werden die meisten digitalen Lösungen – unabhängig von ihrer Funktion eher von Frauen genutzt. So verfolgen 27,6% der Frauen und 23,4% der Männer das Erreichen ihrer gesundheitlichen Ziele über längere Zeiträume hinweg. Angebote, die es erleichtern, die eigene Versorgung zu organisieren, werden ebenfalls häufig verwendet. So nutzt ein Drittel der Befragten Angebote zum Vereinbaren von Terminen für medizinische Behandlungen. Formulare und anderer Schriftverkehr werden von einem Viertel der Befragten digital ausgefüllt und versendet. Die Weitergabe eigener Gesundheitsdaten an die Versorgerseite wurde mit etwa 10% bisher am wenigsten genutzt.
Datenaustausch wird in Zukunft größere Rolle spielen
Beim Thema Datenaustausch und -weitergabe sehen die Befragten zukünftig das größte Potenzial, denn: 37,9% der Männer und 32,5% der Frauen könnten sich vorstellen, demnächst eigene Gesundheitsdaten an Ärzte oder andere Behandler weiterzugeben. Auch das digitale Abfragen von Untersuchungs- oder Testergebnissen ist für sehr viele Befragte (41,1% der Frauen und 37,7% der Männer) denkbar.
Bei der Frage, warum aktuell ein digitales Angebot genutzt wird, gab der überwiegende Teil der Befragten das soziale Umfeld als Grund an (28,7%). Bei der derzeitigen Nutzung spielten für die Befragten auch die inhaltliche Qualität (19,6%) und die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters (16,9%) eine Rolle. Das änderte sich bei den Kriterien für die zukünftige Verwendung: Entscheidend waren hier mit Abstand die Empfehlungen aus dem sozialen Umfeld (54,5% der Befragten). Nur noch 12,6% der Befragten gaben dann den wahrgenommenen gesundheitlichen Nutzen und 7,4% Datenschutz und Sicherheit als Kriterium an. Die inhaltliche Qualität wurde nur noch von 2,8% der Befragten genannt.