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Förderung der Forschung zu psychischer Gesundheit

10.07.2023 08:29
Die Welt verändert sich rasant und der Mensch muss stetig dazulernen, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wie diese Lernprozesse scheitern können und welche Folgen das für die psychische Gesundheit haben kann, untersucht eine neue Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Tania Lincoln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird die Arbeit über vier Jahre mit rund 4,5 Millionen Euro fördern.

Die Symptome und Ursachen psychischer Erkrankungen sind vielschichtig und komplex. Oft spielt aber eine wichtige Rolle, dass die Patienten eine verzerrte Vorstellung von der Realität haben. „Sie sind nicht in der Lage, neue Situationen oder Informationen dynamisch zu verarbeiten und können sich deshalb weniger gut an äußere Veränderungen anpassen“, erklärt Prof. Dr. Tania Lincoln, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Hamburg. Dadurch komme es zu Überzeugungen, die sich nicht mehr mit realen Erfahrungen decken, was zu starker Verunsicherung führen könne.

Gemeinsam mit ihrem Team wird Lincoln in der nun neu eingerichteten Forschungsgruppe „Kontexteinflüsse auf dynamische Lernprozesse in sich verändernden Umgebungen: Grundlegende Mechanismen und klinische Implikationen“ systematisch untersuchen, welche Mechanismen im Gehirn bei der Verarbeitung von neuen Informationen und Veränderungen ablaufen und vor allem, warum sie bei manchen Menschen nicht funktionieren. „Zudem möchten wir erforschen, welchen Einfluss Entwicklungsphasen wie Kindheit oder Adoleszenz und äußere Faktoren wie Stress auf diese Art des dynamischen Lernens haben“, so Lincoln. Durch diese Erkenntnisse soll die Entstehung verschiedener psychischer Erkrankungen nachvollzogen werden.

Um diese Fragestellungen zu bearbeiten, führt die Gruppe Expertise aus Psychopathologie, Entwicklung, Lernmechanismen, neuronaler Verarbeitung und kognitiver Modellierung zusammen. Neben Prof. Lincoln sind von der Universität Hamburg Prof. Dr. Sebastian Gluth (Arbeitsbereich Allgemeine Psychologie), Prof. Dr. Ulf Liszkowski (Arbeitsbereich Entwicklungspsychologie), Prof. Dr. Anja Riesel (Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie – Schwerpunkt Klinische Neurowissenschaft) und Prof. Dr. Lars Schwabe (Arbeitsbereich Kognitionspsychologie) beteiligt.

Sie kooperieren zudem mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf sowie der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Forschenden wollen die dynamischen Lernprozesse mit einer spielerisch angelegten Computeraufgabe messen und untersuchen, welche neuronalen Prozesse dabei im Gehirn ablaufen.

Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren: „Die Bewilligung dieser DFG-Forschungsgruppe ist ein Beleg für die Spitzenleistungen der UHH in der Forschung und zeigt, wie unsere Arbeit das Potenzial hat, das Verständnis und die Behandlung von psychischen Störungen zu revolutionieren. Dies stellt einen enormen Mehrwert für die Gesellschaft dar.“

DFG-Forschungsgruppen ermöglichen es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Zu der Förderung über 4,5 Millionen Euro kommt eine Programmpauschale, sodass das Projekt insgesamt 5,4 Millionen Euro erhält.