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AHA-Regeln und Impfungen bremsen Grippe bislang aus

30.11.2020 10:59
Die Corona-Schutzmaßnahmen Alltagsmasken, Hände waschen und Abstand halten haben zwar die zweite Covid-19-Welle nicht verhindern können. Die AHA-Regeln haben im Herbst aber immerhin die Ausbreitung der Grippe und anderer Infektionskrankheiten bislang stark eingedämmt. Das hat eine Auswertung der Krankmeldungen der AOK Nordost auf Basis von Versichertenzahlen ergeben.

Auch bei anderen Infektionskrankheiten starker Rückgang
In harten Zahlen: Von Ende September bis Mitte November waren knapp 50 Prozent weniger AOK-Versicherte wegen einer Grippe krankgeschrieben als in den Vorjahren. Von 2017 bis 2019 meldeten sich in diesem Zeitraum im Schnitt gut 1.300 AOK-Versicherte grippekrank, in diesem Jahr waren es nur knapp 700.
Auch die Zahl der Krankschreibungen wegen Magen-Darm-Infekten, Lungenentzündungen und Bronchitis lag um mehr als ein Drittel niedriger als im Vorjahres-Mittel. Insgesamt umfasst die Analyse über 63.000 Krankschreibungen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Rund jeder vierte Einwohner dieser Bundesländer ist bei der AOK Nordost versichert.

Teichert: Anlass zur Hoffnung für eine milde Grippesaison 2020/2021
„Unsere Versichertendaten zeigen eindrucksvoll, dass sich viele Menschen offenbar konsequent an die AHA-Regeln gehalten haben und so viele Ansteckungen verhin-dert wurden. Das gibt Anlass zu Hoffnung, dass die Grippesaison 2020/2021 deutlich milder verlaufen könnte als in den Vorjahren. Auch dass sich laut ersten Daten indieser Saison deutlich mehr Menschen gegen Influenza impfen lassen, ist ein ermutigendes Zeichen“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost zu den Ergebnissen der Datenanalyse.

Im September dreimal so viele Influenza-Impfungen wie im Vorjahresmonat
Das Robert Koch-Institut schätzt, dass die schwere Grippesaison 2017/2018 rund 25.000 Todesfälle verursachte. Hinzu kamen rund 45.000 Krankenhauseinweisungen. Inmitten der Corona-Pandemie wäre eine solch schwere Grippewelle für das Gesundheitssystem nur schwer zu verkraften. Die Bundesregierung hat deshalb fast doppelt so viele Influenza-Impfdosen wie in der vergangenen Grippesaison bereitge-stellt. Um die Impfquote bei den Risikogruppen zu erhöhen, haben die AOK Nordost und die KV Berlin kürzlich die Aktion „Impfen zu Hause“ gestartet. Pflegebedürftige, die keine Praxis aufsuchen können, sollen häufiger per Hausbesuch geimpft werden. Erste Zahlen zeigen bereits, dass die Impfquote sich erhöht hat: Im Saarland haben sich im September dreieinhalbmal mehr Menschen gegen Influenza impfen lassen als im Vorjahresmonat. Das geht aus einer Sonderauswertung der KV Saarland hervor. Für die Nordost-Region liegen solch aktuelle Daten noch nicht vor.

„Lockdown light“ wirkt sich in Berlin bislang geringerer aus als in Flächenländern
Die Datenanalyse der AOK Nordost umfasst auch die ersten beiden Wochen des „Lockdown light“ im November. Eine getrennte Auswertung nach Bundesländern zeigt: Nach Beginn des „Lockdown light“ verringerte sich die Anzahl der Krankschrei-bungen wegen der ausgewerteten Infektionskrankheiten in den Flächenländern stärker als in der Hauptstadt. Verglichen mit dem Vorjahresmittel sank die Zahl der Krankmeldungen in der ersten Novemberhälfte in Brandenburg um 15 Prozentpunkte, in Mecklenburg-Vorpommern um 12 Prozentpunkte – und in Berlin um 8 Prozentpunkte.

Berliner meldeten sich häufiger wegen Atemwegsinfekten und Grippe krank
Auch über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg fällt der Rückgang der ausgewerteten Krankmeldungen in Berlin um rund ein Drittel geringer aus als in den beiden Flächenländern. Insbesondere wegen Infekten der oberen Atemwege und wegen der Grippe meldeten sich Berliner AOK-Versicherte deutlich häufiger krank als Versicherte aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Mehr Kontakte in der Großstadt – und mehr telefonische Krankschreibungen
Die offenbar geringere Auswirkung des „Lockdown light“ in der Hauptstadt könnte damit zu erklären sein, dass in Berlin auch unter den Kontaktbeschränkungen mehr Menschen aufeinandertreffen als in den Flächenländern – etwa in S-Bahnen, U-Bah-nen und Bussen. Mehr Kontakte bedeuten mehr Möglichkeiten für Infektionskrankheiten, sich zu verbreiten. Ein genauer Blick in die Daten weist aber zumindest für die Atemwegserkrankungen noch auf eine andere mögliche Ursache hin.
Die Daten zeigen, dass die Anzahl der Krankmeldungen wegen Atemwegsinfekten in der Woche vom 19. bis 25. Oktober in Berlin stark anstieg – viel stärker als in Bran-denburg und Mecklenburg-Vorpommern. Seit dem 19. Oktober ist es wieder möglich, sich bei leichten Infekten der oberen Atemwege telefonisch krankschreiben zu lassen. Dass die Berliner Versicherten von dieser Möglichkeit offenbar besonders häufig Gebrauch machten, könnte damit zusammenhängen, dass die Covid-19-Fallzahlen in der Hauptstadt im Beobachtungszeitraum viel höher waren als in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

AOK-Kunden nutzen digitale Kontaktkanäle

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen verzeichneten die digitalen Angebote für AOK-Kunden einen starken Zulauf. „Viele Versicherten haben diesen Service in den vergangenen Wochen dankbar angenommen. Wir haben gesehen, dass wir viele Anliegen unserer Versicherten genauso verlässlich und meistens sogar schneller an un-serem Servicetelefon oder über unser Online-Portal „Meine AOK‘ lösen konnten“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzende Daniela Teichert.