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AMNOG-Daten 2018: Nutzenbewertung im Fokus

02.10.2018 17:33
Die Rekord-Einsparungen durch das AMNOG-Verfahren haben einen Makel: Sie gehen auf Kosten der Versorgung der Patienten mit innovativen Arzneimitteln. Von den insgesamt 171 Präparaten mit abgeschlossener Nutzenbewertung und Preisfindung sind mittlerweile 27 Präparate vom Markt verschwunden. Das und mehr geht aus den AMNOG-Daten 2018 des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) hervor. Dieses Periodikum ordnet in Grafiken und Statistiken die Effekte des AMNOG nach Erscheinungsform, Ausmaß und Ursachen im Zeitablauf systematisch ein. Die fachliche Analyse der Datenlage übernehmen die Gesundheitsökonomen Prof. Dieter Cassel und Prof. Volker Ulrich. Wie bereits im letzten Jahr enthüllen die Daten eine paradoxe Versorgungswelt. Das bedarf einer Einordnung.

Nach sieben Jahren AMNOG zeigt sich: Die seit 2011 praktizierte Preisregulierung für Arzneimittel-Innovationen bleibt nicht ohne negative Folgewirkungen. Die aktuellen AMNOG-Daten 2018 beschreiben die Ergebnisse der 276 bis zum Jahresende 2017 abgeschlossenen AMNOG-Verfahren. In 84 Prozent der ausgewerteten Verfahren resultiert die Bewertung „kein Zusatznutzen“ aus formalen Gründen wie Verfahrensmängeln, aus Sicht der Bewertungsinstitution unzureichenden Daten oder fehlenden Nachweisen. In all diesen Fällen könnte es deshalb zu einer falsch negativen Bewertung kommen – und das, obwohl die Medikamente bereits im Zulassungsverfahren ihre indikationsspezifische Wirksamkeit und ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis nachgewiesen haben. Das führt dazu, dass Innovationen nicht im ausreichenden Maße im Versorgungsalltag der Patienten ankommen.

Diese bedenkliche Entwicklung geht einher mit einer gestiegenen Bedeutung des AMNOG: Erstmals sparten die Krankenkassen im ersten Halbjahr 2018 mehr Geld durch die Erstattungsbeträge (1,04 Mrd. Euro) ein, als durch alle anderen Abschläge (0,85 Mrd. Euro) zusammen. Das hängt mit der stetig steigenden Zahl der abgeschlossenen Bewertungsverfahren und den daraus resultierenden Erstattungsbeträgen zusammen. So wurden bis Ende 2017 insgesamt 276 Verfahren abgeschlossen, mittlerweile hat sich diese Zahl auf 331 erhöht.