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Evaluationsergebnisse der Arzneimittelinitiative ARMIN präsentiert

19.04.2023 08:58
Die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen – ARMIN hat eine Vielzahl positiver Effekte auf die Versorgung. Das zeigt die externe Evaluation durch das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) in Kooperation mit dem aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH. Die Arzneimittelinitiative hatte sich zum Ziel gesetzt, die Versorgung multimorbider Patienten, die dauerhaft fünf oder mehr Wirkstoffe einnahmen, durch bessere Betreuung und interprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern – nach klaren Regeln in abgestimmten Prozessen – zu verbessern.

Die Therapietreue der Patienten bei der Arzneimitteleinnahme sollte bei ARMIN durch ein zwischen Arzt und Apotheker abgestimmtes elektronisch unterstütztes Medikationsmanagement gefördert werden. Ein vollständiger, IT-gestützter und jederzeit verfügbarer Medikationsplan machte die Gesamtmedikation für die am Medikationsprozess Beteiligten transparent. Er war die Basis für das Medikationsmanagement. Damit konnte die Versorgung multimorbider Patienten durch bessere Betreuung und interprofessionelle Zusammenarbeit sowie medizinische und pharmazeutische Überprüfung optimiert werden.

Die Ergebnisse der Evaluation:

  • Die Evaluation des Modellprojektes ARMIN durch das UKHD zeigte unter anderem, dass die Patienten, die am ARMIN-Medikationsmanagement teilnahmen, im Vergleich zu retrospektiv gematchten Kontrollpatienten ein um 16 Prozent verringertes relatives Risiko hatten zu versterben.
  • Zudem konnte gezeigt werden, dass drei Viertel der Patienten die Überprüfung des Medikationsplans durch den Hausarzt bzw. den Apotheker befürworteten. Das spricht für die klar strukturierte Aufgabenverteilung von Arzt und Apotheker im Projekt. Beide Berufsgruppen gaben in den Befragungen an, Aufgaben im Medikationsmanagement sowohl selbst zu übernehmen als auch von der jeweilig anderen Berufsgruppe übernehmen zu lassen. Zudem fanden es 9 von 10 Ärzten gut, dass die Apothekerinnen und Apotheker die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten erfassten.


Die positiven Effekte von ARMIN sollte nach Einschätzung der Projektpartner über das Ende des Projektes hinaus erhalten und weiterentwickelt werden. Darum fordern sie die Politik auf, die nötigen rechtlichen Grundlagen zu schaffen.
Der Medikationsplan müsse das zentrale Element für den Patienten sein. Er müsse vollständig und aktuell sein und dem Patienten entsprechend der individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse erläutert werden. Wichtig sei darüber hinaus, dass für alle Beteiligten Transparenz zu Inhalt, Ausgestaltung und Umsetzung des Medikationsplans und der damit verbundenen Leistungen geschaffen werde. Die Verantwortlichkeiten von Ärzten und Apothekern müssten bei der Medikationsanalyse und dem Medikationsmanagement, wie in ARMIN gezeigt, definiert und aufeinander abgestimmt sein. Zukünftig wäre ein Rechtsrahmen in der Regelversorgung, der diese interprofessionelle Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker ermöglicht und für alle Beteiligten fair vergütet absolut wünschenswert, so die Forderungen der Projektbeteiligten.

Die Partner stellten darüber hinaus klar, dass eine funktionierende IT-Unterstützung zum elektronischen Datenaustausch mit Vereinheitlichung der in der Versorgung eingesetzten Medikationspläne und Software unabdingbar sei. Parallele Lösungen müssten unbedingt vermieden werden, um Fehler und unnötigen Mehraufwand für alle Beteiligten zu vermeiden.
Einig sind sich die ARMIN-Beteilgten, dass mit dem Projekt die konzeptionelle Vorarbeit für eine Regelversorgung erarbeitet worden sei. Sie stehe als Basis für alle Anpassungen und Erweiterungen bestehender Ansätze, wie zum bundeseinheitlichen Medikationsplan, zur Verfügung.

 

Über Armin:
Mit der Arzneimittelinitiative ARMIN sollte die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung erhöht werden. Das elektronische Medikationsmanagement half vor allem älteren Patienten mit vielen Erkrankungen, die mehrere Medikamente einnehmen. ARMIN war von 2014 bis 2022 ein Modellprojekt der AOK PLUS, der Kassenärztlichen Vereinigungen Sachsen und Thüringen sowie des Sächsischen und Thüringer Apothekerverbandes. Das Modellprojekt fußte auf dem ABDA-KBV-Modell, dem „Zukunftskonzept Arzneimittelversorgung“. Weitere Informationen finden Sie unter: www.arzneimittelinitiative.de