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Climedo: Anbieter für digitale klinische Studien sammelt fünf Millionen Euro in Seed-Finanzierung ein

17.02.2022 11:16
Das Health-Tech-Unternehmen Climedo hat in einer Seed-Finanzierungsrunde fünf Millionen Euro erhalten. Leadinvestor ist die paneuropäische Risikokapitalgesellschaft Nauta Capital. Daneben haben sich Westtech Ventures aus Berlin sowie bestehende Business Angels wie Prof. Dr. Christian Wallwiener (Gründer und Geschäftsführer der WMC Healthcare) an der Runde beteiligt. Climedo ist eine digitale Plattform für elektronische Datenerhebung (EDC-Lösung, “Electronic Data Capture”) im Rahmen von dezentralen klinischen Studien. Das neue Kapital wird Climedo für die Expansion innerhalb Europas und für die Weiterentwicklung der Software einsetzen: Diese soll noch patientenorientierter werden und in Zukunft die komplette Kommunikation zwischen Studienkoordinator:innen, Ärzt:innen und Patient:innen ermöglichen. Auch mehr Schnittstellen, beispielsweise zur Telemedizin und zu Wearables, sind geplant.

„Klinische Studien sind für Unternehmen extrem zeit- und kostenintensiv,” so Guillem Sagué, Partner bei Nauta Capital. „Das muss sich ändern. Durch die Digitalisierung und Dezentralisierung von Studien können massive Kosten eingespart werden. Dies ermöglicht auch kleinen Unternehmen den Zugang zu klinischen Studien. Gleichzeitig lohnt sich die Zulassung von Medikamenten für seltene Erkrankungen aus Kostengründen oftmals nicht – auch dies möchte Climedo ändern. Die Digitalisierung hat das Potenzial, die Abläufe deutlich effizienter zu machen und trägt dadurch zu einer Demokratisierung der Entwicklung von Medikamenten bei.“ Für den VC Nauta Capital handelt es sich um das vierte Investment im Bereich Digital Health.

Climedo ermögliche durch eine datenschutzkonforme Telemedizin-Lösung für die Erhebung und Verarbeitung von Echtzeitdaten nicht nur schnellere und kostengünstigere Zulassungen von Arzneimitteln und Medizinprodukten, sondern auch die effiziente Durchführung von Patienten-Follow-ups, etwa in Phase-IV-Studien bzw. Post-Market Clinical Follow-ups (PMCF). Hierfür kommen unter anderem elektronische Patientenbefragungen, sogenannte “electronic patient-reported outcomes” (ePRO), zum Einsatz. Dabei pflegen Studienteilnehmer:innen ein elektronisches Tagebuch (eDiary), in das alle studienrelevanten Patientendaten (Adhärenz, Symptome und weitere) eingetragen werden. Für die Nutzung von Climedo ist jedes internetfähige Endgerät geeignet. Eine App-Installation ist nicht erforderlich, wodurch mehr Patient:innen schneller eingeschlossen werden können. Dezentrale Studien können laut einer Befragung von Informa Connect aus dem Jahr 2021 im Vergleich zu herkömmlichen Studien durchschnittlich knapp drei Monate einsparen[1].

Mitgründer und CEO Sascha Ritz erklärt: „Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2024 Marktführer in Europa für patientenzentrierte, elektronische Datenerhebung zu werden. Nauta Capital ist ein Investor, der erkannt hat, wie viel Potenzial in unserer dezentralen Plattform und der Integration von Telemedizin in die Welt der klinischen Studien steckt. Wir freuen uns, dass Nauta Capital nun langfristig an unserer Seite steht, um unser Partnernetzwerk auszubauen und unsere Mission umzusetzen.“

Climedo hat bereits mit Kliniken wie der Berliner Charité, zahlreichen DiGA- bzw. Medizinprodukte-Herstellern wie Rehago und Gelita Medical sowie Auftragsforschungsinstituten wie CERES und analyze & realize erfolgreich zusammengearbeitet. Laut Grand View Research wird erwartet, dass der globale Markt für klinische Studien zwischen 2021 und 2028 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 5,7 Prozent wächst[2]. Treiber sind hierbei insbesondere die Globalisierung klinischer Studien, die schnelle technologische Entwicklung und die steigende Nachfrage nach Auftragsforschungsinstituten zur Durchführung von Forschungsvorhaben.

Die Climedo-Software konnte im vergangenen Jahr bereits jede hundertste Person in Deutschland erreichen. Seit der COVID-19-Pandemie stelle Climedo fast der Hälfte aller deutschen Gesundheitsämtern seine eDiary-Lösung für die Nachverfolgung von (Verdachts-)Indexfällen zur Verfügung. Dies ermögliche den Behörden ein kontaktloses Monitoring ohne die tägliche, telefonische Abfrage von Symptomen der Betroffenen. Stattdessen füllen positiv Getestete und Kontaktpersonen einen digitalen Fragebogen auf ihrem persönlichen Smartphone oder Computer aus und die Gesundheitsämter sehen alle Daten in einem Echtzeit-Dashboard. Auf unerwünschte Ereignisse könne dadurch sofort reagiert werden, was zu einer Zeitersparnis von bis zu 80 Prozent führe. Automatische Erinnerungsfunktionen tragen dazu bei, dass die Teilnehmer:innen die Fragebögen rechtzeitig ausfüllen.