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DGRh-Symposium zeigt: Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis muss weiter optimiert werden

26.11.2020 11:36
Im Rahmen des virtuellen DGRh-Kongresses stellten drei Experten in einem Symposium der Fresenius Kabi Deutschland GmbH die Bereiche Inflammation, Lebensqualität und Rehabilitation in den Mittelpunkt. Dabei wurde klar, dass unter anderem in der Pharmakotherapie weiterhin Optimierungsbedarf besteht. Kortikosteroide werden entgegen den Leitlinien immer noch in zu hohen Dosen und über zu lange Zeiträume verordnet. Ebenso ist der Verordnungsanteil der Biologika, wie dem Adalimumab-Biosimilar Idacio®, zu gering.

Die Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert: Von einem reaktiven „Treat-of-Flare“- hin zu einem gezielten, proaktiven „Treat-to-Target“-Konzept. „Damit konnten bereits recht gute Erfolge hinsichtlich Krankheitsaktivität und Lebensqualität der Patienten erzielt werden,“ rekapitulierte Prof. Dr. Eugen Feist, Ärztlicher Direktor der Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern. Diese verbesserte Versorgungssituation der Patienten ist auch aus Langzeitdaten der Kerndokumentation ersichtlich. Biotechnologisch entwickelte Arzneimittel spielen hierbei aufgrund ihres besonderen Wirkprinzips eine immer wichtigere Rolle.

Biosimilars – trotz hoher Akzeptanz ein zu geringer Einsatz

„Inzwischen gehören Biosimilars zu unserem ganz normalen Armamentarium bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis,“ berichtete Feist. Es besteht aber Optimierungsbedarf. „Immer noch behandeln wir nicht optimal, denn zu wenige Patienten erhalten Biologika und mit über 25 Prozent leidet ein viel zu großer Anteil weiterhin unter einer aktiven rheumatoiden Arthritis,“ führte er vor Augen. Auch die Daten aus der Kerndokumentation belegen, dass der Einsatz von Biologika zwar ansteigt, ihr Einsatz aber immer noch zu gering ist.

Dementsprechend bestehe auch Handlungsbedarf bei der Umsetzung der entsprechenden Leitlinien, sei es in der Pharmakotherapie, beim Zeitpunkt des Therapiebeginns, der Implementierung eines multimodalen Behandlungskonzepts oder bei der aktiven Mitarbeit seitens der Patienten in Bezug auf Bewegung, Ernährung und Lifestyle.

Leitliniengerechte Behandlung - Herausforderungen in der Praxis

Auf die Herausforderungen in der praktischen Umsetzung der Leitlinienempfehlungen ging Dr. Peer Aries, Internist und Rheumatologe in der Praxis für Rheumatologie und klinische Immunologie im Hamburger Facharztzentrum Struenseehaus, ein und stellte Strategien vor, um diese zu überwinden. Treten beispielsweise unter dem Basistherapeutikum Methotrexat Magen-Darm-Unverträglichkeiten auf, rät er dazu, den zeitgleichen Verzehr von Kaffee oder dunkler Schokolade zu empfehlen. Dadurch könnte häufig eine Besserung erzielt werden. Zusätzlich zeigte er auf, dass immer noch ein großer Anteil der Patienten weiterhin über einen langen Zeitraum Glucocorticoide erhalten.

Hinsichtlich einer Folgetherapie mit biologischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten (biological disease-modifying antirheumatic drugs, bDMARD) werden Behandler durch einen aktuellen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses[1] dazu angehalten, im Sinne einer wirtschaftlichen Verordnungsweise bei Erst- und Wiederverordnung ein preisgünstiges biologisches Arzneimittel zu verordnen – solange die Verordnung eines Biosimilars patientenindividuell und medizinisch vertretbar ist.

Dabei rät Aries, auf die Details der unterschiedlichen Biosimilars zu achten. Je nach Patientengruppe kann beispielweise die Nadelstärke entscheidend für die Akzeptanz des Arzneimittels sein. Doch auch die Einbeziehung von Psyche und sozialem Umfeld in das Therapiekonzept kann die Pharmakotherapie unterstützen und das Outcome verbessern.

Mehr Lebensqualität – durch evidenzbasierte multimodale Rehabilitation

Der Patient steht im Spannungsfeld zwischen Erkrankung, mentaler Verfassung und sozialem Umfeld. Dem trägt in der Rehabilitation ein sogenannter bio-psycho-sozialer Ansatz mit einem multimodalen Behandlungskonzept und evidenzbasierten therapeutischen Effekten Rechnung. „Neben der Behandlung der Grunderkrankung sollte ein evidenzbasierter multimodaler Therapieansatz zur Optimierung des Lebensstils erfolgen,“ betonte Prof. Dr. Dirk Meyer-Olson, Chefarzt an der m&i-Fachklinik Bad Pyrmont. Denn das Krankheitsgeschehen hat einen weitreichenden Einfluss auf den Patienten, beispielsweise die Psyche, den Schlaf und Erschöpfungszustände. Durch Feedbackprozesse beeinflussen diese wiederum das Krankheitsempfinden sowie den Schweregrad der Erkrankung. Einen nachgewiesen positiven Effekt auf Erschöpfung, Fatigue und Angst hat unter anderem Bewegung in Form von Kraft- und Ausdauerübungen. „Die Bewegungstherapie verbessert nicht nur die Krankheitsaktivität, sondern hat tatsächlich auch Effekte auf Begleitmanifestationen wie Fatigue und Komorbiditäten wie Depression und Angstzustände.“, erläuterte Meyer-Olson.

Gut untersucht sei auch der positive Einfluss von beruflicher Teilhabe auf Depression, einer weitverbreiteten extraartikulären Krankheitsmanifestation. „Der aktuelle rheumatologische Therapieansatz in der Rehabilitation ist nicht nur die Weiterführung der Therapie plus Lebensstilmodifikation, sondern auch die Überprüfung der Krankheitsaktivität mit einer Evaluation der eingesetzten Therapeutika,“ so Meyer-Olson. Ist eine Umstellung der Medikation angezeigt, kann "Idacio" durch das angeschlossene Patientenunterstützungsprogramm Ärzte und Patienten unterstützen.

Patientenunterstützungsprogramm etabliert

Den Zugang zu modernen Therapieoptionen zu vereinfachen und die Lebensqualität von Patienten weiter zu verbessern, hat sich Fresenius Kabi Deutschland nach eigenem Bekunden auf die Fahnen geschrieben. Im letzten Jahr hat das Unternehmen sein erstes Biosimilar, "Idacio" (Adalimumab), zur Behandlung zahlreicher Autoimmunerkrankungen einschließlich Rheumatoider Arthritis, chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und Psoriasis auf den Markt gebracht.

Im Zuge der Verordnung erhalten Patienten Zugang zu "KabiCare", einem umfangreichen Patientenunterstützungsprogramm. Neben einem Patienten-Starter-Set mit vielfältigem Informationsmaterial rund um ihre Erkrankung und die Behandlung mit dem Biosimilar können Patienten durch eine Hotline persönliche Unterstützung und bei Bedarf auch ein Injektionstraining im häuslichen Umfeld erhalten. Dazu steht ein flächendeckendes Netz von 350 Krankenpflegerinnen und -pflegern zur Verfügung. Sie unterstützen die Patienten bei Bedarf auch zu den Themen Ernährung und Wundversorgung. Fresenius Kabi möchte mit dieser Unterstützung die praktische Umsetzung der leitliniengerechten Behandlung von rheumatoider Arthritis fördern.


[1]
Gemeinsamer Bundesausschuss, Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Pressemitteilung Nr. 39 / 2020. Biologische Arzneimittel: G-BA beschließt Hinweise für eine wirtschaftliche Verordnungsweise von Biologika und Biosimilars, 20.08.2020, Berlin. URL: https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen/886/