Echte Verbesserungen, statt Lippenbekenntnisse notwendig
„Die ersten Lebensjahre bis zum Schulbeginn entscheiden über lebenslange Chancen von Gesundheit, Bildung und Resilienz gegenüber psychosozialen Belastungen“ erklärt Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär der DAKJ. In Deutschland sind die Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen mit optimaler Entwicklung abhängig von den sozioökonomischen Verhältnissen. Die Pandemie habe die unterschiedlichen Startbedingungen und Bildungschancen mit Benachteiligung der weniger privilegierten Schichten weiter verschärft. Die Ergebnisse der in allen Bundesländern stattfindenden Schuleingangsuntersuchungen belegten, dass 1/4 bis 1/3 aller Kinder psychosozial nicht ausreichend versorgt und häufig in mehreren Entwicklungsbereichen benachteiligt sind. Für das Jugendalter zeigen die niedrigen Teilnahmeraten (unter 50%) an der J1 und die Ergebnisse der KIGGS Studie die besonderen Probleme in der gesundheitlichen Versorgung psychosozial benachteiligter Jugendlicher. „Um diesen negativen Auswirkungen der Pandemiebekämpfung auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, bedarf es daher rasch großer gemeinsamer Anstrengungen, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“, erklärt Huppertz.
Dazu gehörten insbesondere zielgruppenbezogene Begleitung, nachrangige/subsidiäre Versorgung, aufsuchende Betreuung, Gesundheitsförderung, Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen in den Gemeinschaftseinrichtungen in enger Zusammenarbeit mit diesen, so der DAKJ-Vorsitzende. Anspruchsvolle sozialpädiatrische Aufgaben müssten zudem Wertschätzung und eine Gratifikation erfahren, die den Tarifen im Gesundheitsversorgungssystem angeglichen sind. Ziel muss eine nachhaltige Stärkung der KJGD/KJÄD sein, die vielfältige Aufgaben aus dem Gesamtspektrum des ÖGD für Kinder und Jugendliche zu erfüllen haben.
In Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe und den Bildungseinrichtungen komme dem KJGD/KJÄD damit als Teil des gesamten Gesundheitssystems eine wichtige vernetzende, teils auch koordinierende Rolle zu. Zur sachgerechten Durchführung dieser wichtigen Aufgaben vor Ort werde daher neben einer zeitgemäßen technischen Ausstattung ein qualifiziertes, multiprofessionelles Team für Kinder und Jugendliche im ÖGD dringend benötigt, so die Forderungen der DAKJ.