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Große Unterschiede in der europäischen Arzneimittelversorgung

28.04.2023 12:20
Während 2021 in Österreich 34 neu zugelassene Medikamente verfügbar waren, sind es in Bulgarien nur 12 gewesen. In Deutschland waren es 40. Das zeigt der WAIT-Indikator des europäischen Pharmaverbands (EFPIA). Er analysiert jedes Jahr, wie viele neue Medikamente in die Versorgung kommen und wie lange es dauert, bis sie für Patientinnen und Patienten bereit stehen. Die neuesten Ergebnisse belegen, dass die Unterschiede in der medizinischen Versorgung mit Arzneimitteln innerhalb Europas von Land zu Land immer noch groß sind.

„Das ist kein tragbarer Zustand und die EU tut gut daran, dies politisch zu ändern. Allerdings ist sie mit ihrem Pharma-Paket auf dem regulatorischen Holzweg. Sie plant nämlich den sogenannten Unterlagenschutz aufzuweichen und als Anreizinstrument für die medizinische Versorgung zu nutzen. Das wird nicht funktionieren! Im Ergebnis würde in Europa das Schutzniveau für geistiges Eigentum an Innovationen verschlechtert. Das würde uns im internationalen Standortwettbewerb schwächen, ohne innerhalb unseres Kontinents eine Angleichung des Versorgungsniveaus zu garantieren“, erklärt Han Steutel, Präsident ds vfa.

Für Deutschland scheint der WAIT-Indikator nur gute Nachrichten bereit zu halten, denn es liegt bei der Versorgung mit innovativen Arzneimitteln auf Platz 1. „Noch“, wie Steutel betont. Er verweist auf das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, das im November letzten Jahres in Kraft getreten ist: Es beinhaltet einen allgemein als verunglückt empfundenen Umbau des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG). Dadurch wurde ein bislang gut funktionierendes System so kompliziert und widersprüchlich gemacht hat, dass hierzulande künftig Versorgungslücken drohen.

„Die jüngste Gesetzgebung bringt das System aus dem Takt. Wir sehen bereits jetzt, dass starre Preisregelungen mit willkürlichen Abschlägen eine sachgerechte Honorierung von neuen Medikamenten verhindern. In der Konsequenz verzichten erste Unternehmen darauf, neue Arzneimittel auf den deutschen Markt zu bringen. Damit wird der erste Platz bei der innovativen Arzneimittelversorgung mittel- und langfristig nicht mehr zu halten sein", konstatiert Steutel.