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Hausärzte empört über Aussage von Gesundheitsminister Laumann

18.11.2021 14:54
Die Hausärzte Nordrheins zeigen sich empört über Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Wir kennen die manchmal etwas rustikale Meinungsäußerung des Gesundheitsministers“, erklärt der Hausärzteverband Nordrhein e.V. Jetzt sei er aber eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. „Solche Stammtischparolen sind destruktiv und respektlos gegenüber den niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten und ihren Praxisteams, die seit Monaten in hohem Tempo impfen.“ Laumann hatte bei einem Medica-Forum die Devise „Statt Golfplatz am Samstag Impfen" ausgegeben.

NRW habe bundesweit die vierthöchste Impfquote, weil die Arztpraxen neben der Regelversorgung durchgängig geimpft hätten. „Wir impfen in den Hausarztpraxen auch samstags“, erklärt der Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Verbandes. „Dort erreichen wir die meisten Patienten. Wenn Kommunen aber größere Impfaktion auf einem Golfplatz durchführen wollen, kommen wir natürlich auch gerne dorthin. Wir haben zusammen mit Vereinen in Nordrhein im Sommer auch schon in Stadien und auf Sportplätzen geimpft.“

Der verbale Ausrutscher des Ministers zeige einmal mehr, wie chaotisch die Regierung mit der Pandemie umgehe. „Herr Laumann täte gut daran, seine eigene Verantwortung zu schultern und seine Behörden endlich ans Laufen zu bringen“, fordert der Vorstand des Hausärzteverbandes. Massenimpfungen im Pandemie-Fall gehören zum Aufgabenbereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die marktwirtschaftliche Orientierung der Gesundheitspolitik habe zu einem Ausbluten des Personalwesens geführt. Die personell unterbesetzten Gesundheitsämter seien in der Flut der Covid19-Bürokratie untergegangen.

Die Misere der Booster-Impfungen war nach Einschätzung des Hausärzteverbandes vorhersehbar, aber die Politik habe nicht frühzeitig reibungslose Abläufe geplant und abgesichert. Mobile und stationäre Impfstationen in den Städten und Kreisen tragen immer noch nicht überall zur Entlastung der Praxen bei. Die Betriebsärzte hätten sich aus dem Impfen vollständig zurückgezogen. „Im Rhein-Sieg-Kreis erfolgen 95 Prozent der Impfungen über die Vertragsärzte“, betont Elke Cremer, Hausärztin in Troisdorf und Mitglied im Landesvorstand. Sogar Kliniken und Polizei hätten bisher keine Impfangebote für die Mitarbeitenden gemacht. Deren Anfragen landen bei den Hausärzten. „Wir impfen diesen Personenkreis gerne. Denn auch sie müssen seit Monaten viel zu viel leisten.“

Es sei verantwortungslos, wenn der Gesundheitsminister über die Kassenärztliche Vereinigung die Hausärztinnen und Hausärzte zu noch höherem Impftempo zwingen will. „Unser Personal ist erschöpft nach der monatelangen Dauerbelastung“, erklärt Dr. Funken und fordert intelligente und personalschonende Lösungen. Die hohe Belastung in den Wintermonaten werde anhalten. „Statt Druck und Panikmache muss jetzt ein Vorgehen rational an den Kapazitäten geplant werden.“ Der Hausärzteverband fordert deshalb: „Miteinander handeln statt übereinander reden.“