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Krankenhaustag fordert beschleunigte Digitalisierung

18.11.2022 09:39
An seinem letzten Tag (17.11.22) hat sich der Deutsche Krankenhaustag in Düsseldorf mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigt. Die Debatte fand unter dem Eindruck der angekündigten Digitalisierungsstrategie aus dem Bundesgesundheitsministerium statt.

Prof. Ferdinand Gerlach aus dem Sachverständigenrat Gesundheit mahnte in Deutschland als Land der „digital Spätgeborenen“ dringenden Reformbedarf und Beschleunigung der Prozesse an. „Wir haben kein Erkenntnisdefizit sondern ein Umsetzungsdefizit. Wir stehen in Europa abgeschlagen, ganz weit unten, in den Rankings meistens Vorletzter. Bei der Patientenakte haben wir zum Beispiel 15 Jahre Abstand.“ Digitalisierung allein werde nicht die Strukturen modernisieren, auch die Binnenorganisation der Krankenhäuser benötige Erneuerung. „Deutsche sind sehr arrogant. Wir führen erst ein, wenn wir hundertprozentig sicher sind, dass alles funktioniert.“ Im Ergebnis werde heute mit veralteter Technik gearbeitet. Das müsse sich unbedingt ändern. „Wir müssen von unseren Nachbarn lernen. Inzwischen kann man fast überall in Europa schauen, denn fast alle sind weiter als wir“, so Gerlach. Gerade in der Corona-Pandemie hätten sich Defizite in der Digitalisierung deutlich gezeigt, da fast alle Daten zur Einschätzung der Pandemie, Wirksamkeit der Impfstoffe usw. aus anderen Ländern mit digitalisierten Gesundheitssystemen kamen. 

Der Geschäftsführer der gematik Dr. Markus Leyck Dieken gab einen Einblick in die Arbeit seiner Gesellschaft. Die Gematik verwende nun endlich internationale Standards in ihrer Programmierung. Bislang habe sie „in Sütterlin“ gearbeitet, so dass sich die Technik nicht mit anderen Systemen in Europa austauschen konnte. „Wir glauben immer noch, dass wir den Koalitionsvertrag umsetzen“, sagte Sebastian Zilch, der die Unterabteilung für gematik, Telematikinfrastruktur und eHealth im BMG leitet. „Ich wünsche mir, dass wir bis 2030 einen Kulturwandel geschafft haben und dann wirklich über die aktiven Anwendungen reden und sich die Akteure darüber streiten, wer zuerst in die Anwendung gehen darf.“

„Daten retten leben“, sagte Prof. Sylvia Thun vom Berlin Institute of Health. Daten nicht zu nutzen, gefährde Leben. Eine Umfrage unter Patientinnen und Patienten habe ergeben, dass mehr als 80 Prozent ihre Daten der Forschung zur Verfügung stellen würden.