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Mandel-Operationen: Große Unterschiede zwischen Kliniken im Südwesten

09.02.2023 10:15
Bei Mandeloperationen gibt es je nach Klinik große Unterschiede bei der Häufigkeit von Blutungen und weiteren Komplikationen, die nach dem Eingriff auftreten können. Darauf weist die AOK Baden-Württemberg anlässlich des Höhepunktes der Halsschmerz-Saison hin. Laut einer bundesweiten Auswertung auf Basis des Verfahrens zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) kommen Eingriffe wegen Nachblutungen innerhalb von 30 Tagen nach der Mandeloperation in der Gruppe der Kliniken, die bei der Auswertung am schlechtesten abschneiden, etwa drei Mal häufiger vor als in den Kliniken mit den besten Ergebnissen. Neben den Ergebnissen zur Behandlungsqualität bietet die AOK in ihrem Gesundheitsnavigator erstmals auch Daten zur Indikationsqualität an.

Die klinikbezogene Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der bundesweiten Abrechnungsdaten von behandelten AOK-Versicherten zeigt bei den erneuten Eingriffen zur Blutstillung wegen Nachblutungen binnen 30 Tagen nach der Operation ein Spektrum von bis zu 2,3 Prozent im Viertel der Kliniken mit den besten Ergebnissen und mindestens 6,8 Prozent im Viertel der am schlechtesten abschneidenden Krankenhäuser. Der Durchschnittswert für erneute OPs wegen Nachblutungen liegt bei 5,0 Prozent. Auch bei Störungen der Stimme, des Schluckens oder des Geschmacks innerhalb eines Jahres nach dem Eingriff gibt es deutliche Unterschiede: In den besten Kliniken waren keine solchen Komplikationen zu verzeichnen, im Viertel der schlechtesten lag die Rate der ärztlich dokumentierten Komplikationen innerhalb eines Jahres bei mindestens 2,3 Prozent. Beim Gesamtergebnis, das neben den spezifischen Komplikationen auch Ereignisse ohne direkten Bezug zum Operationsgebiet wie beispielsweise Thrombosen berücksichtigt, zeigt sich in Bezug auf die Komplikationsraten ein Spektrum von bis zu 3,7 Prozent in den besten und mindestens 9,7 Prozent in den schlechtesten Krankenhaus-Abteilungen.

Die Datenauswertung bezieht sich auf vollständige Entfernungen der Gaumenmandeln (Tonsillektomien), die aufgrund des Risikos von potenziell gefährlichen Nachblutungen stationär durchgeführt werden. Mit einbezogen wurden aber auch im Krankenhaus durchgeführte Teilentfernungen der Gaumenmandeln (Tonsillotomien) mit oder ohne Entfernung der Rachenmandel (Adenotomie).

„Die Entfernung der Gaumenmandeln ist eine der häufigsten Operationen im Kindes- und Jugendalter. Doch auch bei diesem Routine-Eingriff lohnt sich vor der Entscheidung für eine Klinik der Blick in den Gesundheitsnavigator der AOK“, betont Dr. med. Ralph Bier, Spezialist medizinische Beratung bei der AOK Baden-Württemberg. „Die Operation ist nicht so risikolos, wie Viele denken – gerade Blutungen nach einer Mandelentfernung sind ein relevantes Problem und sollten sofort als Notfall behandelt werden.“

In die QSR-Auswertung für den Gesundheitsnavigator sind die Ergebnisse von mehr als 47.000 AOK-Fällen aus 352 Kliniken eingeflossen, die in den Jahren 2018 bis 2020 mindestens 30 Mandeloperationen bei AOK-versicherten Kindern oder Erwachsenen durchgeführt haben. Die einzelnen Indikatoren werden im Navigator zu einer klinikbezogenen Gesamtbewertung zusammengefasst. Für die 41 Kliniken in Baden-Württemberg bedeutet das folgendes: Die 15 Prozent (bundesweit 20 Prozent) der Kliniken, die am schlechtesten abschneiden, erhalten einen „AOK-Lebensbaum“, die 59 Prozent (bundesweit 60 Prozent) durchschnittlich abschneidenden Kliniken zwei, die 27 Prozent (bundesweit 20 Prozent) besten Kliniken drei „AOK-Lebensbäume“.