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Medizinischer Fortschritt ist ”return on invest” für die ganze Gesellschaft

04.07.2023 17:01
„Dass der Bundeshaushalt 2024 am stärksten im Gesundheitsressort einspart, ist ein völlig falsches Signal”, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Gesundheit und medizinischer Fortschritt sind ein hohes Gut, in das man investieren muss.” Die aktuelle Kritik der GKV an hochpreisigen Arzneimittelinnovationen ist für ihn unangebracht.

„Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel liegen seit Jahren konstant bei rund einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes", führt Joachimsen weiter aus.. "Trotzdem hat die Politik bereits im letzten Jahr mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Axt gerade an die Versorgung mit Innovationen gelegt, die nicht nur für die Patientinnen und Patienten, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands von unschätzbarem Wert sind.“

„Wenn eine neue, gleichwertige Therapieoption deutlich weniger kosten soll als das vorhandene Präparat, läuft etwas schief. Welche Anreize gibt es dann noch, in Deutschland zu forschen und zu entwickeln und welche Auswirkungen hat das auf unsere Wettbewerbsfähigkeit? Keine positiven und deshalb darf in der GKV-Arzneimittelversorgung keine Kostendämpfung mehr stattfinden. Für nachhaltige Lösungen braucht es eine saubere und korrekte Zuordnung von gesamtgesellschaftlichen Aufgaben und deren Finanzierung in der GKV. Hier ist vor allem eine regelgebundene jährliche Dynamisierung der Bundesbeteiligung für versicherungsfremde Leistungen zu nennen. Eine Anhebung der unzureichenden Beitragspauschalen des Bundes für Langzeitarbeitslose würde die GKV beispielsweise mit rund zehn Milliarden Euro entlasten“, so der BPI-Hauptgeschäftsführer.

Es sei generell viel zu kurz gesprungen, neue Arzneimittel als reine Kostenverursacher zu sehen. "Die Einsparungen durch neue Therapien aus gesellschaftlicher Perspektive, wie die Produktivität aufgrund geringerer Morbidität, aber auch ersparte Therapiekosten, sollten nicht aus dem Auge verloren werden", so Joachimsen.. „Zudem werden hochpreisige Innovationen wie etwa Gentherapien nicht in der Breite, sondern zielgenau nach präziser Indikationsstellung meist in Zentren eingesetzt. Es gibt bereits zahlreiche Vorschläge für innovative Vergütungsmodelle, bei denen beispielsweise jährliche Vergütungsbeträge an den Therapieerfolg geknüpft werden. Statt in unverantwortlicher Weise derartige Therapien zu diskreditieren, wäre es gut, wenn sich die Kassen aktiv an der Ausgestaltung derartiger Modelle beteiligten.“

Vorschläge wie ein Preisdeckel seien keine Lösung. Bei der komplexen und finanziell risikoreichen Forschung und Entwicklung von Medikamenten könnten schnell Investitionen in Milliardenhöhe anfallen. Diese Kosten müssten sich amortisieren, zudem finanzieren die Medikamente von heute die Medikamente von morgen, so Joachimsen.

Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel liegen nach Abzug aller Abschläge aktuell bei rund zehn Prozent der Gesamtausgaben. Gemessen an deren enormen therapeutischen Stellenwert, sei dieser Anteil nicht hoch und die Ausgaben seien kein Selbstzweck. Sie ermöglicthen in Millionen von Fällen mehr Lebensqualität, Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitsleben und im Idealfall sogar Heilung. Das ist ein “return on invest“ für die gesamte Gesellschaft, zeigt sich Joachimsen überzeugt.