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Neuer Bericht des Weltbiodiversitätsrats belegt Zusammenhang von biologischer Vielfalt und Pandemieprävention

30.10.2020 16:46
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat heute (30.10.20) gemeinsam mit VertreterInnen des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) den IPBES-Bericht zu Biodiversität und Pandemien vorgestellt. Der Bericht warnt, dass Pandemien infolge der Naturzerstörung in Zukunft noch häufiger auftreten könnten. Die Ursachen für Pandemien sind die gleichen, die auch zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen – allen voran das Eindringen des Menschen in vormals intakte Ökosysteme, etwa durch die weltweite Ausdehnung und Intensivierung der Landwirtschaft sowie den unregulierten Handel mit Wildtieren.

Um das Risiko zukünftiger Pandemien zu verringern, empfiehlt der Weltbiodiversitätsrat vermehrt in vorsorgende Maßnahmen zum Schutz der Natur zu investieren. Schulze hatte den Weltbiodiversität im April gebeten, den aktuellen weltweiten Wissensstand zum Thema biologische Vielfalt und Pandemien zusammenzutragen.

 

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Krise. Denn die menschliche Gesundheit hängt direkt von einer intakten Natur ab. Es ist wichtig, bei aller akuten Krisenbewältigung die tieferen Ursachen der Pandemie nicht zu vergessen und alles dafür zu tun, die Entstehung künftiger Pandemien zu verhindern."

 

Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats zeige, so Schulze "dass wir das Pandemierisiko verringern können, wenn wir die menschengemachten globalen Umweltveränderungen reduzieren". Dafür seien große Investitionen in den Erhalt, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung von Ökosystemen nötig. Verglichen mit den Kosten einer Pandemie seien die Kosten für die Vorbeugung jedoch deutlich geringer.


IPBES-Exekutivsekretärin Anne Larigauderie erklärt: "Der Bericht bietet der Politik neue Einsichten, wie man das Risiko von Pandemien senken und künftige Pandemien vermeiden kann. Es ist eine der wissenschaftlich robustesten und aktuellsten Untersuchungen seit Beginn der Pandemie – obwohl sie in Rekordgeschwindigkeit erstellt wurde."

 

Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe "Ökologie neuartiger Arboviren" am Institut für Virologie, Charité Universitätsmedizin Berlin: "Der IPBES-Workshop zu Biodiversität und Pandemien macht unmissverständlich den Zusammenhang zwischen Naturzerstörung und der Entstehung von neuartigen Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind, deutlich. Die Geschwindigkeit, mit der Ökosysteme zerstört werden und Tierarten aussterben, lässt vermuten, dass wir in Zukunft häufiger Epidemien mit neuartigen Krankheiten in kürzeren Abständen erleben werden. Es ist daher dringend ein Umdenken in Richtung Prävention von Epidemien durch Natur- und Klimaschutz erforderlich."

 

Vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie hat der Weltbiodiversitätsrat im Juli 2020 zu einem mehrtägigen Workshop zum Zusammenhang von biologischer Vielfalt und Pandemien eingeladen. 22 Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt haben den aktuellen Wissensstand zur Entstehung von Pandemien, deren Folgen und Handlungsmaßnahmen zur Prävention und Bekämpfung zusammengetragen und analysiert. Im nun veröffentlichten Workshop-Bericht warnen die Wissenschaftler*innen davor, dass Pandemien ohne Präventionsmaßnahmen in Zukunft vermehrt auftreten und die Auswirkungen auf Menschen und Wirtschaft noch drastischer ausfallen könnten.

 

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ein zwischenstaatliches Gremium zur wissenschaftlichen Politikberatung für das Thema biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen. IPBES ist vergleichbar mit seiner älteren Schwester IPCC für das Klima ("Weltklimarat"). Aktuell sind 137 Staaten (inkl. Deutschland) Mitglied im IPBES. Deutschland ist einer der größten Finanzgeber; das Sekretariat des Weltbiodiversitätsrats hat seinen Sitz in Bonn. Das hat die Erstellung des Workshop-Berichts zu Biodiversität und Pandemien finanziell unterstützt.