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Patientenkongress: Gut leben mit Osteoporose

16.10.2019 10:29
Osteoporose ist chronisch, die Therapie erfordert Ausdauer und Geduld. Viele Patienten haben die nicht: Rund zwei Drittel brechen die medikamentöse Behandlung ab. Auch, weil die Konsequenzen nicht sofort zu spüren sind. Die zeigen sich erst, wenn die zunehmend porösen Knochen brechen. Wie Ärzte Patienten helfen können, bei der Stange zu bleiben, und was jeder Patient selbst tun kann, um mit der Krankheit gut zu leben, erfuhren am 12. Oktober die rund 700 Besucher des BfO-Patientenkongresses im Forum Leverkusen.

Tagungspräsident Prof. Klaus M. Peters, Chefarzt der Orthopädie und Osteologie an der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht, will die Therapietreue seiner Patienten steigern und setzt dabei auf Schulung – mit Erfolg. „Zwei Drittel der Teilnehmer der ‚Nümbrechter Osteoproseschule‘ führen auch nach einem Jahr ihre Medikation noch fort“, erklärte er. Das strukturierte Schulungsprogramm vermittelt nicht nur Basiswissen über die Krankheit und ihre Therapie, sondern auch psychologische Techniken zur Krankheitsverarbeitung, liefert eine Anleitung für ein spezielles Trainingsprogramm, informiert über Unterstützung im Alltag und vieles mehr.

Prof. Peters empfahl Betroffenen, sich Selbsthilfegruppen anzuschließen, die psychologische und soziale Hilfe leisten und motivieren, bei der Therapie am Ball zu bleiben. „Der Erfahrungsaustausch mit anderen, die gemeinsame Osteoporose-Gymnastik und verschiedene gemeinsame Unternehmungen machen Mut und tun der Seele gut“, ergänzte  Gisela Klatt, Präsidentin des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose e. V. (BfO), in dem sich bundesweit rund 300 Selbsthilfegruppen mit insgesamt 15.000 Mitgliedern zusammengeschlossen haben. Viele von ihnen waren nach Leverkusen gekommen, um sich über neue Forschungsergebnisse und Therapieempfehlungen zu informieren.

Erhöhtes Risiko

Prof. Stefan Reuter aufklärte, Direktor der Osteologie am Klinikum Leverkusen, klärte über den engen Zusammenhang zwischen Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen auf. „Bereits in frühen Stadien einer Herz-Kreislauf-Erkrankung kann die Knochendichte erheblich reduziert sein, und es besteht ein Zusammenhang mit vermehrten Hüftfrakturen. Zur rechtzeitigen Erkennung einer Osteoporose sollte daher frühzeitig eine Knochendichtemessung erfolgen“, forderte er.

Neu entdeckt wurde vor kurzem auch der erhebliche Einfluss des Darms auf den Knochenstoffwechsel. „Entzündungsprozesse im Darm führen zweifelsfrei zu einer vermehrten Aktivität der knochenabbauenden Zellen“, erklärte Dr. Ulrich Deuß, Osteologe und ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums Medicover in Köln. Dem Darm müsse daher in der Osteoporose-Therapie mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Die Kombi macht‘s

Prof. Christopher Niedhart, Präsident der Orthopädischen Gesellschaft für Osteologie, und Uwe Maus, Professor für spezielle orthopädische Chirurgie und Osteologie an der Uni Düsseldorf, stellten in ihren Vorträgen die wechselvolle Geschichte der medikamentösen Behandlung der Osteoporose und neue Therapieansätze vor. Dabei richteten Sie ein besonderes Augenmerk auf die in Expertenkreisen viel diskutierte Sequenztherapie - also den Wechsel zwischen verschiedenen Medikamenten zur Optimierung des Effektes auf die Knochen.

Medienpreis für „Die Wahrheit über Osteoporose“

Der Medienpreises des BfO wird für qualitativ hochwertige redaktionelle Beiträge zum Thema Osteoporose vergeben und ist mit 2000 Euro dotiert. Dieses Jahr wurde die Wissenschaftsredakteurin Cornelia Fischer-Börold für ihren im Auftrag des rbb produzierten Beitrag „Die Wahrheit über Osteoporose“ ausgezeichnet.

Der BfO-Selbsthilfepreis, die „OsteopoRose“, ging dieses Mal nach Berlin-Friedrichshain, Duisburg, Henningsdorf, Bad Kissingen, Seddin und Bad Bergzabern. Der BfO will damit Gruppen und Einzelpersonen ehren, die sich um die Selbsthilfe besonders verdient gemacht haben und gleichzeitig andere ermutigen, sich ebenfalls zu engagieren.

Seit 19 Jahren veranstaltet der BfO anlässlich des Weltosteoporosetages Patientenkongresse. Die Veranstaltung findet jedes Jahr in einer anderen deutschen Stadt statt. Der Weltosteoporosetag wurde 1998 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als offizieller, weltweiter Aktionstag anerkannt. Er wird seither am 20. Oktober begangen, um gesellschaftliches Bewusstsein für die Knochengesundheit und die Prävention von Osteoporose zu schaffen.