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Psychotherapeut*innen unterstützen Corona-Maßnahmen und fordern zusätzliche Hilfen

09.11.2020 16:10
Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Infektionszahlen spricht sich ein breites Bündnis der Psychotherapeut*innen für die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder aus. Der Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten (bvvp), die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT), die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT), die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), die Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (VAKJP) unterstützen die Anordnungen vom 28. Oktober 2020. Jetzt komme es darauf an, die Infektionszahlen einzudämmen. Aber auch die kurz- und langfristigen psychischen und sozialen Folgen sollten nach Einschätzun der Experten besonders beachtet werden.

Menschen brauchen Beziehung und Austausch mit anderen Menschen – besonders in psychischen Stress-Situationen. Durch die Infektionsgefahr und die Corona-Maßnahmen sind physischer Kontakt und persönliches Zusammentreffen nur eingeschränkt möglich. Dies stellt eine erhebliche psychische Belastung dar, die zu berücksichtigen ist. So benötigen Kinder und Jugendliche den spielerischen Austausch und gemeinsame Erfahrungsfelder mit Gleichaltrigen. Aus diesem Grunde begrüßt das Bündnis, dass Kitas, Kindergärten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen geöffnet bleiben.

 

Physische Distanz bedeutet nicht gleichzeitig emotionale Distanz. Die Verbände möchten die Bevölkerung ermutigen, die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten kreativ über Telefon, Videokonferenzen, Messenger, Foren etc. zu nutzen und auszubauen. Aber auch analog kann man in Kontakt bleiben – mit Brief, Paketen oder Spaziergängen mit viel Abstand.

Menschen in sozialen und medizinischen Berufen stehen nach Einschätzung der Verbände unter großer Belastung. Alleinlebende oder ältere Menschen benötigten besondere Unterstützung. Ebenso Beachtung bräuchten Familien, deren Situation durch Kurzarbeit oder Homeoffice belastet sei, sowie Arbeitnehmer*innen, deren soziale Kontakte oder Einkommenssituation deutlich reduziert seien.

 

Psychisch kranken Menschen Unterstützung anbieten

 

Insbesondere psychisch kranke Menschen würden verstärkt unter zunehmenden psychischen Symptomen leiden. Deshalb sind laut Experten Beratung und Psychotherapie derzeit besonders nachgefrag. Zugleich scheuten viele Menschen sich, aus Angst vor Ansteckung persönliche Termine zu vereinbaren. Die Möglichkeit, Psychotherapie als Videobehandlung oder in Ausnahmefällen als Telefonkonsultation wahrzunehmen, sei in der Situation der Pandemie daher von besonderer Bedeutung.

 

"Es ist eine gemeinsame Herausforderung, die notwendigen Einschränkungen zu bewältigen", so das Resümee der Psychotherapeutenverbände. Sie empfehlen jedem Einzelnen, aktiv einen Beitrag zu leisten, damit Ängste, Isolation und Einsamkeit gemeinsam überwunden werden können. Die Bereitschaft der Menschen, sich an notwendigen Maßnahmen zum Schutze der eigenen Gesundheit und die der Anderen zu beteiligen, sei eine große Solidaritätsleistung. Eine polarisierende Diskussion der Maßnahmen wirke hier kontraproduktiv.