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Hausärzte reagieren empört auf den Stopp der telefonischen AU

20.04.2020 11:27
„Der GBA gefährdet mit Ignoranz alle bisherigen Erfolge gegen das Coronavirus und hat gegen die Stimmen der Ärzteschaft entschieden“, erklärt der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein e.V., Dr. Oliver Funken. „Es ist unglaublich, dass mit dem GBA der größte Gegner in der Pandemiebekämpfung in den eigenen Reihen der Gesundheitsversorgung zu finden ist.“ Mit der vorzeitigen Aufhebung der Ausnahmeregelung zur telefonischen AU werden Deutschlands Wartezimmer ab Montag, 20.04.2020, Einfallsschleuse des Virus in die Regelversorgung von Risikopatienten geöffnet, so die Befürchtung des Hausärzteverbandes.

Der Hausärzteverband Nordrhein e.V. fordert deshalb eine sofortige Rücknahme des GBA-Beschlusses. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn müsse sofort eingreifen.

„Das Missbrauchspotenzial der Telefon-AU ist gering,“ so Dr. Funken. „Wir kennen viele unserer Patienten seit Langem und versorgen sie medizinisch kontinuierlich.“ In der telefonischen Beratung wird in einer einheitlichen Anamnese der Schweregrad der Erkrankungen abgeklärt. Bei einem Verdacht auf eine schwere Erkrankung werden Patienten in die Praxis einbestellt oder ein Hausbesuch vereinbart. „Die Ärztinnen und Ärzte im Hausärzteverband haben eine einheitliche Vorgehensweise“, erklärt Dr. Funken. „Die Beratung per Telefon und auch per Video wird von den Patienten sehr gut angenommen und wird durch das Gesundheitsministerium stark unterstützt.“

Die Begründung des G-BA für die Entscheidung gegen die Telefon-AU klinge in den Ohren von Hausärztinnen und Hausärzten wie "Hohn". In allen Lebensbereichen und vor allem auch in Arztpraxen müssten auch in den nächsten zwei Wochen strengste Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. „Der GBA geht deshalb davon aus, dass es zu keiner Erhöhung des Infektionsrisikos für Patientinnen und Patienten oder Ärztinnen und Ärzte kommt“, erläutert Dr. Funken.

Der Mangel an Schutzausrüstung etc, sei weiterhin hoch. Die Mehrheit der Covid19-Patienten werde ambulant vornehmlich durch Hausärztinnen und Hausärzte versorgt.

„Der GBA als höchstes Gremium der Selbstverwaltung ist von seinem Primat abgerückt, dass der Gesundheitsschutz der Bevölkerung oberstes Handlungsprinzip ist.“ Die Entscheidung des GBA ist nach Einschätzung von Funken ein Affront gegen das Engagement aller Hausärztinnen und Hausärzt und er schlussfolgert: „Wider besseren Wissen haben sich die Verantwortlichen den Stimmen der ahnungslosen Lobbyisten aus der Gesundheitswirtschaft gebeugt.“