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Mehr Symbolcharakter als nachhaltige Lösung

13.01.2023 10:07
Auf Drängen des Bundesgesundheitsministeriums hat der GKV-Spitzenverband kurzfristig beschlossen, Festbeträge für einige Kinderarzneimittel (insgesamt 180 Generika) für drei Monate auszusetzen. So sollen Fiebersaft & Co. schnell wieder auf den Markt gelangen. Für den Branchenverband Pro Generika stellt sich jedoch die Frage, wo diese Medikamente herkommen sollen?

Die letzten verbliebenen Hersteller etwa für Fiebersaft produzieren bereits rund um die Uhr. Trotzdem kommen sie angesichts der massiv erhöhten Nachfrage und stetig abreißender Lieferketten nicht hinterher.

Auch wenn sich die Preise für drei Monate erhöhen, gibt es laut Pro Generika derzeit schlicht keine Ware, die kurzfristig auf den Markt gebracht werden könnte. Zur Lösung des Problems brauche es langfristige Anreize, damit sich wieder mehr Unternehmen an der Produktion von Kinderarzneimitteln und anderen Medikamenten beteiligen würden.

„Eine Aussetzung der Festbeträge für Kinderarzneimittel, wie sie der GKV-Spitzenverband verfügt hat, ist eine Geste – aber sie wird das Problem der Engpässe kurzfristig nicht lösen“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. „Denn: Woher sollen die Fiebersäfte plötzlich kommen?“

Ein Grund für die aktuellen Engpässe lieet neben den zuletzt hohen Infektionszahlen darin, dass es zu wenige Hersteller gibt, die überhaupt noch Kinderarzneimittel herstellen. Und dass die Produktion für sie dauerhaft nicht mehr wirtschaftlich sei, daran ändere auch eine vorübergehende Preiserhöhung nichts.

Bretthauer: „Kurzfristige Maßnahmen lösen keine strukturellen Probleme: Kein Unternehmen kann Produktionsstätten ausbauen, wenn nach drei Monaten wieder das „Hauptsache billig“-Prinzip gilt. Hersteller werden sich erst wieder an der Produktion von Kinderarzneimitteln beteiligen, wenn sie auch perspektivisch mit auskömmlichen Preisen rechnen können.“

Kostensparinstrumente sind der falsche Weg

Hinzu komme, dass Preiserhöhungen nur Anreize darstellten, wenn sie auch bei den Unternehmen ankämen. Und das tun sie nur, so der Verband, wenn auch andere, rein auf Kostensenkung abzielende Regelungen wie Rabattverträge, Generikarabatte oder 4-G-Regel, ausgesetzt würden.

Mit Blick auf das vom Bundesgesundheitsministerium geplante Gesetz, das die Engpässe bekämpfen soll, erklärt Bretthauer: „Die Intention des Gesetzes ist richtig. Die Politik hat verstanden, dass der jahrelange Kostendruck die Engpässe herbeigeführt hat. Jetzt aber kommt es auf die richtige Lösung an – und die darf nicht aus gut gemeinten, aber unwirksamen Adhoc-Maßnahmen bestehen.“